Mönchengladbach Innovationszentrum für Gladbach

Mönchengladbach · Die Wirtschaftsförderung kooperiert ab sofort mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Die angegliederten Firmen sollen so schneller und gezielter Innovationen entwickeln und an den Markt bringen können. Ein wichtiger neuer Standortvorteil entsteht, da das Projekt einmalig ist.

Schießt die Wirtschaftsförderung künftig Raketen in den Weltraum? Nein, nicht ganz. Trotzdem soll die Kooperation der WFMG mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die gestern unterzeichnet wurde, dafür sorgen, dass es für die Stadt und ihre Industrie künftig hoch hinaus geht.

Der Hintergedanke der Vereinbarung: Gemeinsam mit dem DLR, also dem Forschungszentrum der Bundesrepublik für Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr, sollen kleine und mittelständische Unternehmen, speziell aus den Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik, beim Thema Innovationen unterstützt werden. Davon verspricht man sich nicht zuletzt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen. "Wir werden natürlich gezielt mit diesem Standortfaktor werben", sagt WFMG-Geschäftsführer Dr. Ulrich Schückhaus.

Denn: "Diese Art der Kooperation ist für uns bisher einmalig", sagt Dr. Ute Gerhards, beim DLR für Technologiemarketing zuständig. Bisher habe das Forschungszentrum lediglich mit Großunternehmen wie DHL oder der Provinzial zusammengearbeitet, nicht aber mit einer Wirtschaftsförderung und ihren angegliederten Netzwerken. "Die Zeit war reif, so etwas auszuprobieren", sagt ihr Kollege Harald Grobusch. "Wir hatten in Mönchengladbach das Gefühl, dass die Firmen im Innovationsbereich vorankommen möchten und dass die Bereitschaft vorhanden ist, Neues zu wagen und auszuprobieren."

Und so soll die Kooperation konkret aussehen

Binnen vier Wochen, bis zum 26. Juni, wird ein so genanntes Steinbeis-Innovationszentrum in Form einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH) gegründet (siehe Info). Es wird bei der WFMG (c/o Rafael Lendzion, Lüpertzender Straße 6, 41061 Mönchengladbach, Tel. 02161 823 7975, lendzion@wfmg.de) angesiedelt sein und firmiert unter dem Titel "SIZ@MG — Steinbeis Innovationszentrum Mönchengladbach". Firmen, die ihr Produkt- und Serviceportfolio um Innovationen erweitern wollen, erhalten über diesen Kanal Zugang zum Steinbeis-Verbund; insbesondere angesprochen sind die rund 150 Mitgliedsunternehmen des Kompetenznetzwerks Maex Online, aber auch andere. Die Einstiegsberatung ist kostenfrei, später entstehende Kosten werden umgelegt. Darüber hinaus ist eine ganze Reihe von Veranstaltungskategorien geplant, von einem "SIZ@MG Innovation Café" über Kreativworkshops bis hin zu einer "Akademie" zum Innovationsmanagement. Dabei sollen die teilnehmenden Unternehmen Informationen zu Megatrends und Zukunftsmärkten erhalten. In einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung am 26. Juni sollen erste Einzelheiten zum Programm bekanntgegeben werden.

Und was ist das Besondere?

"Der übliche Weg bei Innovationen ist der so genannte Spin-off-Transfer", sagt Harald Grobusch. Das bedeutet: Unternehmen haben eine Idee, forschen vor sich hin — und hinterher wird geschaut, ob und wie das Ganze seitens der Industrie überhaupt zu verwerten ist. Bei einer strategischen Innovationspartnerschaft wie der nun geschlossenen wird ein anderer Weg beschritten: "Die Prozesse werden von vornherein miteinander gekoppelt", sagt Grobusch. "Bei der Ideenfindung sitzt die Industrie bereits mit am Tisch." Und dann kann passgenau und zielorientiert das benötigte Produkt entwickelt werden — fertig ist der optimierte Technologietransfer von der Grundlagenforschung in die Industrie.

Wie so etwas in der Praxis funktionieren kann, will das DLR ebenfalls am 26. Juni der Öffentlichkeit aufzeigen — anhand eines Projekts, das ganz in der Nähe zu Mönchengladbach stattgefunden hat. "Wir wollten einen Luftfrachtcontainer entwickeln, der die bisherigen, unhandlichen Aluminiumbehälter ersetzt", erläutert Grobusch. Das neue Produkt sollte faltbar sein, einen erhöhten Brandschutz aufweisen, 30 Prozent weniger auf die Waage bringen und in diversen Flugzeugtypen verwendbar sein: "Jeder Hersteller hat abgewinkt." Dann jedoch setzte man sich mit mehreren Krefelder Firmen zusammen — Leufen, Verseidag und TAG — und schwupps, nun soll Ende Juni der Prototyp präsentiert werden. "So etwas geht mit Mittelständlern einfach besser."

Ähnliche Innovationskraft verspricht sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt künftig auch von den Mönchengladbacher Unternehmen. Vorerst läuft der Kooperationsvertrag bis Ende 2014, er verlängert sich danach alle zwei Jahre automatisch, solange keiner der Partner aussteigt. "Wir hoffen alle, dass das eine langfristige Zusammenarbeit wird", sagt Ulrich Schückhaus.

(RP/rl)
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