Mönchengladbach In Rheydt werden Wünsche wahr - auch Hugos Haus?

Mönchengladbach · Über mangelndes Interesse können sich die Organisatoren nicht beklagen. Der Raum in der Familienbildungsstätte, in dem die Stadtteilkonferenz tagt, ist voll und wird immer voller. Ständig müssen neue Stühle, zum Schluss sogar Hocker angeschleppt werden. Bürger und Interessengruppen wollen sich für ihr Rheydt engagieren, so viel ist klar. Sie wollen hören und sehen, was geschehen ist, noch geschehen wird und vielleicht geschehen kann. Und sie wollen mitmachen.

Tatsächlich ist schon viel in Bewegung geraten in Rheydt, wo das zweite Herz der Stadt schlägt und gerade einer Stärkungskur unterzogen wird. Quartiersmanagerin Birte Jürgens stellt die Ergebnisse der Wunschbaumaktion vor, einer Aktion, die auf überraschend viel Resonanz stieß. Rund 600 Wünsche haben Bürger auf Aufkleber geschrieben und am Baum befestigt. Die Rheydter wünschen sich: die Modernisierung des Bahnhofs, die Belebung der Hauptstraße durch inhabergeführte Läden, mehr Kulturveranstaltungen in der Innenstadt, mehr Spielgeräte auf dem Harmonieplatz, mehr Polizeipräsenz, mehr Grün, mehr Sauberkeit, weniger Leerstände. Die Wünsche werden gesammelt, sortiert, bearbeitet und weitergeleitet, aber sie sollen nicht irgendwo verstauben. Was schnell umzusetzen ist, wird auch direkt und unbürokratisch angegangen. Da müssen die Rheydter noch nicht mal bis Weihnachten warten. Die Reaktivierung des Glockenspiels am Marienplatz zum Beispiel. Dazu hat sich eine Initiative gegründet, die vom Quartiersmanagement unterstützt wird. "Das Glockenspiel ist noch intakt, aber die Steuerung ist defekt", sagt Jürgens. Eine Reparatur könnte schnell erfolgen. Im Augenblick werden Audio-Aufnahmen des Glockenspiels von 1958 gesucht. Vielleicht erklingt es bald wieder.

Zur Belebung der Hauptstraße trägt zum Beispiel der Rollmarkt bei, die Skaterhalle, die in die Räume der ehemaligen Kik-Filiale am oberen Ende der Hauptstraße gezogen ist. David Suhari, Vorsitzender des Vereins Rollbrettunion, der das ganze Projekt in Rekordzeit ins Rollen gebracht hat, zieht eine ausgesprochen positive Zwischenbilanz. "Wir haben seit zehn Tagen geöffnet. Anfangs kamen zwischen 60 und 70 Kids, jetzt sind es schon 100 am Tag", sagt er. "Unsere Besucher kommen inzwischen auch aus Köln und Düsseldorf." Das Angebot des Rollmarkts ist erst einmal auf sechs Monate befristet. Eine Verlängerung sei wohl möglich, so Suhari, allerdings nur so lange, bis klar ist, was mit dem ganzen Komplex geschehen soll.

Das Beispiel zeigt, wie schnell gute Ideen umgesetzt werden können. "Engagement versetzt Berge", stellt Kerstin Rau-Berthold von der Familienbildungsstätte fest, die Moderatorin des Abends. Auch andere kreative Formen der Zwischennutzung erweisen sich als erfolgreich. Die Schauzeit, in der junge Künstler, Designer oder Start-ups sich in leerstehenden Ladenlokalen präsentieren können, geht im September in die nächste Runde. Und das TamTam im Theaterpark, die Aktion für Kinder und Familien im Mai, wurde von den Stadtplanern genutzt, um die Kinder nach ihren Vorstellungen von attraktiven Spielplätzen zu befragen. Die Umgestaltung des Theaterparks sei das Projekt, das jetzt schnell Fahrt aufnehmen solle, so die anwesende Stadtplanerin.

Ein neues Projekt mit Potenzial stellt Quartiersmanager Markus Offermann vor: Hugos Haus. Im Haus Nr. 16 an der Hauptstraße in Rheydt erblickte der Erfinder und Konstrukteur Hugo Junkers vor mehr als 150 Jahren das Licht der Welt. "Hier soll ein Ort der Historie, aber auch der Kreativität entstehen", erklärt Offermann. "Diese Idee könnte zu einem richtig großen Projekt werden."

(RP)
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