Mönchengladbach Natur und Garten Artenvielfalt zwischen Beton

Eicken · Meike Koppmann hat in Eicken den essbaren Wildpflanzenpark Ewilpa angelegt. Der Ort mitten in der Stadt ist der erste seiner Art in ganz Deutschland.

 Marcus Kalancicar vom Fachbereich Umwelt (links), Meike Koppmann und Oberbürgermeister Felix Heinrichs im ersten essbaren Wildpflanzenpark Deutschlands.

Marcus Kalancicar vom Fachbereich Umwelt (links), Meike Koppmann und Oberbürgermeister Felix Heinrichs im ersten essbaren Wildpflanzenpark Deutschlands.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Die beiden Bienenvölker haben viel zu tun. Vor ihren Stöcken liegen 3490 Quadratmeter voller Wildpflanzen, die hier in den kommenden Wochen blühen. Die jeweils 3000 Honigbienen teilen sich das Gelände mit Vögeln, Insekten, Amphibien und jede Menge anderer Tiere. Der Erste innerstädtische Wildpflanzenpark Deutschlands (Ewilpa) wurde gerade in Eicken eröffnet. Mitten in einem Wohngebiet, in dem es viel Beton und wenig Grün gibt, hat Meike Koppmann ein kleines Naturparadies entstehen lassen.

Als sie das Grundstück an der Konzenstraße im Dezember 2019 für einen symbolischen Euro pachtete, war es mit Sträuchern überwuchert und zur wilden Müllkippe geworden. Mit der Unterstützung der städtischen Mags hat sie das Gelände entrümpelt und auf der Freifläche neu angefangen. Nun steht hier ein mannshohes Insektenhotel. Davor ein Baumstumpf als Sitzplatz für jene, die das Gewusel zwischen den alten Ziegeln, dem Stroh und den Röhren länger beobachten wollen. „Übrigens ist das Insektenhotel nicht für Bienen, die können damit nichts anfangen“, sagt Koppmann. „Wie auch mit den Insektenhotels nicht, die man kaufen kann. Aber das weiß kaum einer.“ In Workshops und Führungen will Koppmann in Zukunft solche Irrtümer aufklären.

Überall gibt es etwas zu entdecken und zu lernen. Die Holzscheiben zum Beispiel, die auf dem Boden liegen. Darauf sind kleine Flaschenverschlüsse geklebt, die als Tränken für Insekten dienen. Oder der Miniteich mit Springbrunnen, an dem sich Amphibien angesiedelt haben und Schutz unter Steinen und in Höhlen finden. Oder die Senke mit dem Totholz, in der viel Leben regt.

Hingucker ist die große Kräuterschnecke, für die viele Gärtner aus den angrenzenden Kleingärten Muttererde gespendet haben. Mit ausgedienten Tellern vom ehemaligen „guten Geschirr“ ist der Bereich dekoriert. Ein erster Hinweis auf die Kräuter-Koch-Workshops, die es hier bald geben wird. Denn der Ort ist nicht nur Lebensraum für die Tiere, sondern auch für die Menschen, die hierher kommen.

„Wichtig ist mir, dass es keinerlei Ausgrenzung gibt, wenn jemand durch dieses Tor geht“, sagt Koppmann. Sie wünscht sich, dass hier auch Einwanderer hinkommen und ihre Kultur mit ihren typischen Speisen vorstellen. Eine Feuerstelle und Gartenbänke mit bunten Kissen gibt es für Ruhesuchende. Ein paar Schritte weiter kann man auf einem Barfußpfad neue Sinneswahrnehmungen erfahren. Hinweisschilder und große Infotafeln geben an, wer hier lebt und was hier wächst.

Während des vergangenen Jahres sind Meike Koppmann schon mal Zweifel gekommen, ob sie den Ewilpa tatsächlich irgendwann eröffnen kann. „Im März 2020 hatten wir mit den Helfertagen begonnen und dann kam der harte Lockdown“, sagt sie. „Vier Monate habe ich mit meiner Tochter hier alleine gestanden. Aber dann habe ich mir gesagt: ,Komm mal runter und lass die Natur ihre Arbeit machen.‘“ So ist der Ewilpa von der Natur geplant worden. „Wir haben das Gelände so angelegt, wie sich die Pflanzen angesiedelt haben“, sagt Koppmann.

Mit André Lévoz und Heidi Pittner fand sie zwei Helfer, die jeden Samstag mit ihr auf dem Gelände gearbeitet haben. „Die beiden sind wirklich bei Wind und Wetter gekommen“, sagt Koppmann. Die Neugier habe ihn in den Ewilpa gebracht, sagt Lévoz. „Ich konnte die Frau doch nicht alleine lassen.“ Seit er sich im Ewilpa engagiert, hat sich auch sein Garten verändert. „Früher hatte ich einen klassischen Ziergarten. Jetzt lasse ich Giersch und Ackerschachtelhalm wachsen und habe Aufsteller für Wildbienen.“ Der Ewilpa wirkt.

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