Mönchengladbach In den städtischen Altenheimen singen sich die Bewohner gesund

Mönchengladbach · Die Sopranistin Isabelle Razawi hat eine Ausbildung zur Singleiterin in Altenheimen absolviert. Sie weiß, wie gesund Singen für Senioren ist.

 Der Mann am Klavier ist der Chef der Sozial-Holding, Helmut Wallrafen-Dreisow. Um ihn herum stehen (v.l.n.r.) Isabelle Razawi, Frank Füser, Karl Hermann Wagner und Andrea Bisanz.

Der Mann am Klavier ist der Chef der Sozial-Holding, Helmut Wallrafen-Dreisow. Um ihn herum stehen (v.l.n.r.) Isabelle Razawi, Frank Füser, Karl Hermann Wagner und Andrea Bisanz.

Foto: Andreas Baum

Es gibt einen Schlager von den Bläck Fööss, der es zur Altenheim-Hymne brachte: He deid et wieh und do deit et wieh. "Wenn wir das singen, dann hören unsere Bewohner gar nicht mehr auf", sagt Andrea Bisanz. Die Sozialarbeiterin im Altenheim an der Thüringer Straße in Eicken, weiß, dass gerade demente Menschen durch Musik ein Stückchen zurück ins Leben geholt werden. "Selbst stark demente Bewohner singen mit, wenn unsere ehrenamtlichen Musiker ins Haus kommen", sagt sie, "auch wenn sie ihre Sprache eigentlich schon lange verloren haben." Da kommen Erinnerungen auf, und man kann träumen: Das hat eine demente Bewohnerin gesagt. Und eine andere: Das war mal richtig schön, da hat man ganz andere Gefühle.

Im Januar startet ein ganz neues Projekt in den fünf Altenheimen der Sozial-Holding, zu denen neben dem Eickener Haus auch die Einrichtungen in Odenkirchen, Windberg, Lürrip und Rheindahlen zählen. Isabelle Razawi, Sopranistin, Musikwissenschaftlerin und Pädagogin (Theaterbesuchern bekannt durch ihr Engagement an den Vereinigten Städtischen Bühnen, 2006 bis 2011), wird mit den Bewohnern in Singgruppen regelmäßig singen.

Sie hat gerade eine Ausbildung zur Singleiterin in Altenheimen und Krankenhäusern absolviert. "Beim Adventssingen mit unseren Nachbarn hatte ich ein einschneidendes Erlebnis", berichtet sie. Ein älterer Herr, der nach seinem Schlaganfall nie mehr gesungen hatte, stimmte in die Lieder ein, "und er sang einen wunderbaren Tenor". Als sie ihn dafür lobte, kamen dem alten Herrn Tränen der Freude.

Das Projekt nennt sich "Heilsames Singen". Zurecht, wie Isabelle Razawi weiß. "Es ist wissenschaftlich belegt, dass Singen ein Gesundheitserreger ist", sagt sie. Der Sozialwissenschaftler Karl Adamek habe dieses Phänomen untersucht - mit eindeutigen Ergebnissen. Beim Singen werden Glückshormone freigesetzt, die Atmung verändert sich, das Angstzentrum wird lahmgelegt: So lauten nur einige seiner Untersuchungsresultate. Menschen, die singen, sind physisch und psychisch gesünder als Menschen, die nicht singen - so ist das.

Das Projekt ist eine weitere Kooperation zwischen der Sozial-Holding und dem städtischen Fachbereich Weiterbildung und Musik. "Mit unserer Reihe ,Musik im Quartier' haben wir bei den Bewohnern der Altenheime bereits sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Frank Füser, Leiter des Fachbereichs.

Finanziert wird das Musikprojekt durch das Catering-Unternehmen Pro Curatio, mit dem die Sozial-Holding bereits 18 Jahre lang kooperiert. Zunächst hatte Firmenchef Karl Hermann Wagner ein Jahr Projekt-Sicherheit zugesagt. Bei der Vorstellung gestern sagte er: "Wenn die Sache gut läuft, geht es auch finanziell weiter. Dafür sorge ich."

(RP)
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