Mönchengladbach Im Versuchslabor: Kunst als Änderungsprojekt

Mönchengladbach · Andrea's Änderungsatelier ist gegenüber. Daran wird auch die Aktion "Änderungen aller Art" nichts ändern, die mit fast gleichen Großbuchstaben ("ÄAA") um die Aufmerksamkeit der Passanten an der Sandradstraße wirbt wie die Schneiderin.

 Gerd Güldner (li.) hat Philipp Königs eine Keramik-Figur mitgebracht. Mal schauen, was der Künstler daraus machen wird.

Gerd Güldner (li.) hat Philipp Königs eine Keramik-Figur mitgebracht. Mal schauen, was der Künstler daraus machen wird.

Foto: Jörg KNappe

"Klar sind wir keine Konkurrenz und machen uns auch nicht lustig", schmunzelt Philipp Königs über den Zufall. Gemeinsam mit seiner Schwester Lisa, dem ehemaligen Atelierstipendiaten Vesko Gösel und dem Kunst-Restaurator Florian Szibor organisiert er zum zweiten Mal die aufsehenerregende Kunstaktion in Gladbachs City. Bei den zweiten ÄAA jedoch ist alles größer: Das Ladenlokal umfasst rund 400 qm Wohn- und Kellerfläche - seit Monaten leerstehende Räume. Diesmal werden mehr als doppelt so viele Künstler dabei sein - 15 junge Männer und Frauen kommen aus Wien und Frankfurt, Berlin, Düsseldorf und den USA nach Mönchengladbach, um in den kommenden fünf Wochen an der Sandradstraße 16 ihrer Kreativität im Umgang mit Dingen, die niemand mehr braucht, freien Lauf zu lassen. Und diesmal unterstützt auch die Stadt das Projekt mit 7500 Euro.

"Das ist eine coole Sache", fasst Peter Fritzenwallner die Erfahrungen der ersten Tage zusammen. Der Video-Performer und Installationskünstler aus Wien hat sich aus 50er-Jahre-Mobiliar, einem Tirolerhut und Stoff eine Art afrikanischer Maske gezimmert, Berge von Zeitschriften zerschnippelt, eine Buchstabensammlung angelegt und einen Spieltisch gebastelt, auf dem das Alphabet per Steinwurf angeklickt werden kann. Sein Kollege aus Frankfurt, Levent Kunt, hat unter der Kellertreppe eine Spiegelfläche ausgelegt, auf der ein Mini-Motor ein Karussell antreibt, an dessen vier Galgen bunte Plastikringe blinken, während über den Spiegel ein Plüschhund, Plastikrosen und eine rote Herzkette im Kreis gezogen werden. "Ich zitiere Bruce Naumans Kojoten-Karussell und verbinde das mit einer Tombola, bei der am Samstag die Besucher Lose kaufen können. Als Hauptpreis gibt's ein goldbesprühtes Bild, blaue Rosen und eine Arbeit von Peter", beschreibt Kunt sein turbulent-ironisches Spiel mit den Dingen, die Gladbachs Bürger zur Sandradstraße gebracht haben.

Platz haben die Kreativen ohne Ende. Die wöchentlich wechselnden Künstler-Teams wohnen im BIS, sind den ganzen Tag über vor Ort.

(ark)
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