Mönchengladbach Im MMIII: Gelungene Kombi aus Papier und Stahl

Mönchengladbach · Manch ein Ausstellungsraum fordert den Künstler ja geradezu heraus. Nimmt er die Herausforderung an, entsteht etwas ganz Besonderes. In der aktuellen Ausstellung des MMIII stellen sich gleich zwei Künstler dieser Herausforderung.

Claudia Desgranges, geboren 1953 in Frankfurt, und der 1952 im Schwarzwald geborene Paul Schwer. Sie kennen einander, was es ihnen erleichterte, ein grobes Konzept für ihre gemeinsame Ausstellung in der alten Fabrikhalle zu entwickeln. Claudia Desgranges gehört zu der Gruppe der Farbfeldmaler, während Paul Schwer Rauminstallationen erarbeitet. Beide Künstler zeigen also wirkmächtige, dominante Arbeiten. Ihr Zusammen-spiel im MMIII jedoch ist harmonisch, bezieht sich trotz aller Unterschiedlichkeit aufeinander und tritt in einen Dialog miteinander. Schwer verleitet den Besucher, von der Straßenebene aus sogleich auf die Empore zu steigen.

Unten nämlich sieht man Platten, bemalte Neonröhren, die sich einen Weg durch die Decke nach oben arbeiten. Dort erwartet den Besucher dann eine gewaltige und dennoch leichte, gerasterte Holz-Konstruktion aus Dachlatten und Neonröhren, die sich von der oberen Decke aus verbogen, deformiert, verschoben bis auf den Boden (und in ihren Ausläufern bis ganz unten) erstreckt. Von der Konstruktion fällt der Blick auf die 100 Papierarbeiten von Desgranges an der Wand dahinter.

Sie könnten glatt aus der Rasterung entsprungen und eine andere Form und Gestalt angenommen haben. Von den Farbfeldern, gemalt auf Fotopapieren, gemalt in leuchtenden, teils gar grellen Farben, in Schichten verstrichen, springt der Blick wieder zurück auf eine weitere Bodenskulptur von Schwer: In einem Stahlgerüst liegt eine ehemals flache, bemalte Acrylplatte. Diese ist deformiert und in ihrer Deformation geradezu beweglich geworden — eine direkte Antwort auf die 100 Blätter von Desgranges.

Dass die Vernissage am Samstagabend von Viren durchzogen war — der angekündigte Redner Rick Vercauteren, Direktor des Venloer Museum van Bommel van Dam fehlte wegen einer Erkrankung — tat der angenehmen Atmosphäre keinen Abbruch. Klaus Schmitt fand eine elegante "Not-Lösung" und zitierte im gut gefüllten Kunstverein zur Einführung in das Werk der beiden Künstler aus Katalogtexten über sie.

Hinweis Ausstellung "Rough Cuts", bis zum 4. Mai, sonntags von 11 bis 14 Uhr im Kunstverein MMIII, Künkelstraße 125.

(RP)
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