Mönchengladbach Im Einsatz gegen Ratten und Mäuse

Mönchengladbach · Schädlingsbekämpfer wissen nicht nur, welche Mittel gegen Rattengift helfen - sondern auch, dass die Tiere auf Vanilleduft stehen.

 Marcel Nellissen befestigt einen Rattentunnel mit Giftköder an der Außenwand eines Wohnhauses in Hardterbroich-Pesch.

Marcel Nellissen befestigt einen Rattentunnel mit Giftköder an der Außenwand eines Wohnhauses in Hardterbroich-Pesch.

Foto: Isabella Raupold

Tim Steppkes glaubt zu wissen, warum im Gladbacher Innenstadtbereich so viele Ratten unterwegs sind. "Handwerker haben mir berichtet, dass im tief unterkellerten alten Stadttheater über Jahre Tausende von Ratten gelebt haben", sagt der Geschäftsführer der Gebäudereinigung Steppkes. Mit dem Abbruch und dem anschließenden Bau des Minto hätten die Tiere sich dann über das Stadtgebiet verteilt. Und nicht immer nur dorthin, wo es unhygienisch oder vermüllt ist - sondern auch mal dorthin, wo ein Loch in der Kellerwand ist oder ein Abflussrohr leckt. "Im Sommer hatte meine Mutter eine Ratte in der Küche. Das Tier hatte sich durch die Isolierung im Keller bis unter den Boden durchgekämpft", sagt Steppkes. Und weil das beauftragte Unternehmen nicht zeitnah Abhilfe zusagen konnte, entschloss er sich, für die Zukunft selbst gewappnet zu sein: "Denn bei einem Befall will man natürlich möglichst noch am selben Tag, dass etwas passiert." Er ließ einen Mitarbeiter, Marcel Nellissen, zum IHK-geprüften Schädlingsbekämpfer weiterbilden.

An diesem Vormittag stehen Nellissen und Steppkes in einem Wohngebiet in Hardterbroich-Pesch. Rein optisch eine gute Wohnlage, doch in den Vorgärten liegt andererseits erstaunlich viel Müll herum. Mieter hatten der Hausverwaltung gemeldet, dass sie wiederholt Ratten und Mäuse gesehen hätten, die Hausverwaltung beauftragte daraufhin das Unternehmen Steppkes, das sich von der reinen Gebäudereinigung längst in weitere Bereiche wie Gartenpflege, Hausmeistertätigkeit und nun eben auch Schädlingsbekämpfung ausgeweitet hat.

 So sieht der Tunnel mit eingelegter Wanne und Köder aus.

So sieht der Tunnel mit eingelegter Wanne und Köder aus.

Foto: Raupold Isabella

Nellissen setzt gerade den "Rattentunnel" zusammen: In die verzinkte, wiederverwendbare Metallstation legt er eine Kunststoffwanne ein, in die wiederum der Köder kommt. "Den befestigen wir mit Draht, damit andere Tiere wie Hunde, aber auch Kinder nicht drankommen", so Nellissen. Dann werden die insgesamt drei Fallen noch einmal verdrahtet, in diesem Fall an den Fallrohren und der Außenwand des Hauses. Zudem klebt Nellissen rote Warnaufkleber darauf - diese enthalten auch einen Hinweis auf das Gegengift, falls doch jemand den Köder in den Mund genommen haben sollte, ein Kind vielleicht. "Vitamin K 1", sagt Nellissen. Alle Mieter seien zuvor durch die Hausverwaltung mit Infos versorgt worden.

In diesem Fall, weil tatsächlich Ungeziefer gesichtet wurde, ist der Köder tatsächlich giftig. Die blauen Blöcke riechen nach Vanille - offenbar stehen Ratten genau darauf. "Das Gift, ein Blutverdünner, wirkt erst bei mehrmaligem Anfressen tödlich", sagt der Schädlings-Experte. Gäbe es nur einen Befalls-Verdacht, kämen andere Köder, ohne Gift und Vanille-Geruch, zum Einsatz - so genannte Monitoring-Blöcke. "Damit können wir lediglich einen Befall nachweisen, indem sie angeknabbert sind." Einmal pro Woche werden die Fallen nun kontrolliert. "Von Gesetz wegen muss der Befall in 30 Tagen beendet sein, sonst erfolgt eine Dauerbeköderung", sagt Steppkes. Schon jetzt zeichne sich ab, dass die Weiterbildung des Mitarbeiters sich lohnte: "Im Februar hatten wir schon 20 Einsätze." Dieses Jahr solle ein weiterer Mitarbeiter weitergebildet werden: "Es gibt einfach viel zu wenig Schädlingsbekämpfer."

(tler)
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