Mönchengladbach Im Banne von Beethoven

Mönchengladbach · Zweimal Beethoven, einmal Strauss: Die Konzertspielzeit eröffnen die Niederrheinischen Sinfoniker am Mittwoch mit populären Werken. Nach zwei Jahren in Ausweichquartieren haben sie ihren alten Konzertsaal wieder bezogen.

Seine Wangen glühen, als Generalmusikdirektor Graham Jackson direkt von der Probe ins GMD-Büro stürmt. "Mensch, ist das ein Power-Stück, dieser Beethoven", stöhnt der 44-jährige Chefdirigent. Für den Auftakt seiner letzten Saison am Niederrhein und aus besonderem Anlass – Wiederbezug des Konzertsaals in der Rheydter Stadthalle – hat Jackson ein Werk ausgesucht, das an Popularität nicht zu überbieten ist: Beethovens 5. Sinfonie in c-Moll, die mit dem wuchtigen Klopfmotto: "ta-ta-ta-taaaaa!"

Wut, Trotz, Verzweiflung

Wie er die Schicksalssinfonie begreift, erläutert Jackson bereitwillig: "Es ist ein Kampf, der Kampf eines schwierigen Menschen gegen die Welt." Da könne man beim Dirigieren nicht einfach ruhig bleiben. "Das alles darf nicht leicht klingen, selbst der große, kraftvolle Triumph am Ende muss erkämpft sein, darf aber nicht von Genugtuung oder Jubel künden." Wut, Trotz, Verzweiflung auch sprächen aus dieser "Fünften", die 1807/08 in Wien entstand, parallel zur 6. Sinfonie. Hier folgt Jackson der Beobachtung des Dichters E. T. A. Hoffmann, der sich darüber so äußerte: "Beethovens Musik bewegt die Hebel des Schreckens, der Furcht, des Entsetzens, des Schmerzes und erweckt jene endlose Sehnsucht, die das Wesen der Romantik ist."

Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer erinnert in diesem Kontext an den oft gezogenen Vergleich mit einer Reise "durch die Nacht zum Licht" – ein Gedanke, der auch zu der 80 Jahre später entstandenen Tondichtung "Tod und Verklärung" von Richard Strauss passe. "Darin vertonte der Komponist tatsächlich das Sterben", erklärt Ziegelhöfer. Also geschieht gleichsam eine Umkehrung der Grundlinie der Beethoven-Sinfonie. Dahinter, so Jackson, verberge Strauss allerdings auch eine Metapher, nämlich die der Suche des Künstlers nach Wahrheit. Strauss stellte der Partitur zu "Tod und Verklärung" nachträglich ein Gedicht seines Freundes Albert Ritter voran, das aus heutiger Warte recht verquast klingt.

Das erste Sinfoniekonzert der neuen Spielzeit wird durch ein weiteres Beethoven-Werk eröffnet: Seine dritte Leonoren-Ouvertüre erklingt gleich am Anfang. "Es ist eine geschlossene Tondichtung, keine einleitende Ouvertüre zu einer Oper", meint Graham Jackson. Nachdem Ludwig van Beethoven drei Fassungen fertig hatte, schrieb er hernach eine vierte, kürzere, die dann später tatsächlich seine einzige Oper, "Fidelio", einleitete.

Es gibt noch Karten für das erste Sinfoniekonzert der Saison, betont Eva Ziegelhöfer. Kartentelefon: Tel. 02166 6151-100.

(RP)
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