Mönchengladbach Ideenschmiede am Schillerplatz
Mönchengladbach · Nicht Planer, sondern Bürger sollen den Schillerplatz im Gründerzeitviertel gestalten. Mit diesem Ansatz beschreitet die Stadt einen neuen Gestaltungsweg. Initiative Gründerzeitviertel und Hochschule Niederrhein sind mit im Boot.
Es war ein Ereignis, das sich oft wiederholen soll: Ein Anwohner im Gründerzeitviertel hatte zum Frühstück eingeladen — an einem November-Samstag auf dem Schillerplatz. "Am Ende saßen wir mit mehr als 40 Leuten da, haben gegessen und getrunken und hatten Spaß", sagt Philipp Molitor.
Er ist Vorsitzender der Initiative Gründerzeitviertel, die seit einigen Monaten besteht und sich zum Ziel gesetzt hat, das Viertel zwischen Viersener Straße, Hohenzollernring, Hindenburgstraße und Eicken aufzuwerten.
Erste Ansätze gibt es. Es sind dieses Mal nicht Planer oder Politiker, die hier mit ihrer Vorstellung, was schön und bedeutsam ist, den Ton angeben — es sind die Bürger selbst. Am Freitag, 2. Dezember, und am Samstag, 3. Dezember, sollen sie für das vorläufige i-Tüpfelchen der Aktion sorgen und in einem Workshop Ideen für die Gestaltung des Schillerplatzes sammeln. Dazu laden Initiative, Stadt und Hochschule Niederrhein gemeinsam ein.
Ein umgekehrter Weg
Was am Ende herauskommt, soll wegweisend für das sein, was künftig an mehreren Stellen in der Stadt erfolgen kann. "Nicht wir erarbeiten Pläne, die wir dann den Bürgern präsentieren, sondern der Weg ist umgekehrt: Erst ist der Bürger dran, dann werden wir schauen, wie wir das auch umsetzen können", sagt der Technische Beigeordnete Andreas Wurff.
Bei ihm rannte die Initiative offene Türen ein, als die Vereinssprecher Philipp Molitor und Ulf Schroeders erstmals vorsprachen. Denn ihr Ansatz, das Viertel neu zu entwickeln, ist ein anderer als der klassische und teure: Es wird nicht nach der großen Idee und dem großen Plan gerufen, der zig Millionen kostet und der für die mit 1,3 Milliarden Euro verschuldete Stadt nicht zu finanzieren ist. Stattdessen besinnen sich die Anwohner des Gründerzeitviertels ihrer eigenen Kräfte und sind bereit, selbst kräftig mit anzupacken.
Und siehe da: Die kleinen Veränderungen sind spürbar. Der von viel Beton umgebene Platz hat an Qualität gewonnen, weil die Menschen ihn mehr annehmen. Ein griechischer Restaurant-Besitzer legte eine Außenterrasse an und saniert derzeit ein anderes Gebäude, dessen Gastwirtschaft er verpachten will. "25 Jahre lang hieß es, hier sei keine Außengastronomie möglich. Und jetzt ist das plötzlich alles machbar", sagt Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD) und wundert sich. Dieser Schwung soll nicht nur mitgenommen werden — er soll noch an Kraft gewinnen.
Deshalb ist auch Professor Nicolas Beucker vom Kompetenzzentrum Social Design der Hochschule Niederrhein mit im Boot. Ihm und seinem Team obliegt es, die kleinen und großen Vorschläge und Visionen der Bürger in einen umsetzbaren Entwurf zu verarbeiten.
Dabei werden die Szenarien sofort so verdichtet, dass sie sichtbar werden. "Wenn uns jemand erzählt, dass er hier am Schillerplatz sitzen will, dann erarbeiten wir mit ihm sofort die Umsetzung", sagt Beucker. Das Potenzial ist riesig — was die kreative Kraft der Anwohner angeht, aber auch was den Schillerplatz als solchen betrifft. Umgeben von Architektur aus der Gründerzeit von 1890 bis 1910 ist er ein Kleinod.