Antti Olbrisch Ich selber fahre gar kein Auto

Mönchengladbach · Der städtische Klimaschutzmanager spricht über seine persönlichen Anstrengungen beim CO2-Sparen. Er sagt, wie die Stadt im Vergleich zu anderen Kommunen dasteht, welche Anstrengungen noch nötig sind - und was jeder einzelne tun kann.

 Antti Olbrisch (39) ist seit 1. November 2012 der städtische Klimaschutzmanager.

Antti Olbrisch (39) ist seit 1. November 2012 der städtische Klimaschutzmanager.

Foto: Detlef Ilgner

Herr Olbrisch, wie wird man eigentlich Klimaschutzmanager?

Olbrisch Ich weiß nicht, wie man Klimaschutzmanager wird, aber ich kann sagen, wie ich es geworden bin. Ich habe ein Wirtschaftsingenieur-Studium auf dem Umweltcampus Birkenfeld der Fachhochschule Trier absolviert und damit schon einen Schwerpunkt im Umweltbereich gesetzt. Meine Diplomarbeit zum Beispiel habe ich über den Einsatz von Photovoltaik auf Müllkippen geschrieben. Ich bin dann am Institut geblieben und habe unter anderem Klimaschutzkonzepte erarbeitet. Und dann habe ich mich entschlossen, den Schritt aus der Theorie heraus in die Praxis zu machen. Seit zwei Jahren bin ich jetzt in Mönchengladbach. Das Klimaschutzkonzept hier stammt übrigens nicht von mir, das gab es schon, als ich anfing.

Und wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus? Was macht ein Klimaschutzmanager?

Olbrisch Klimaschutzmanager ist kein vorgefertigtes Berufsbild, es gibt den Begriff ja erst seit 2008. Grundsätzlich bin ich dazu da, jedem in der Stadt zu sagen, wie CO2 gespart werden kann. Im Alltag ist viel Schreibtischarbeit dabei. Ich erstelle zum Beispiel die CO2-Bilanz der Stadt Mönchengladbach. Außerdem spreche ich bestimmte Zielgruppen an, die Bürger, Industrie und Gewerbe oder auch die Stadtverwaltung selbst. Ich suche Verbündete, das ist klassische Netzwerkarbeit. Ich organisiere außerdem Informationsveranstaltungen für die Bürger, etwa zum Thema energetische Sanierung. Auch die Umsetzung von PR-Aktionen wie der Earth Hour, als die Beleuchtung markanter Gebäude wie des Borussiaparks eine Stunde lang ausgeschaltet wurde, gehört zu meinen Aufgaben. Das hat übrigens viel Spaß gemacht: Es ist toll, wenn man einen solchen Effekt erzielt. Am schönsten ist aber, wenn Rückmeldungen kommen, dass ich angesprochen werde und merke, dass die Arbeit wirkt.

Die Erstellung der CO2-Bilanz gehört zu Ihren Aufgaben. Wie steht Mönchengladbach denn im Vergleich zu anderen Städten da?

Olbrisch Der Vergleich mit anderen Städten ist schwierig. Aber wenn ich beispielsweise den CO2-Ausstoß pro Einwohner und Jahr vergleiche, dann liegt Mönchengladbach mit acht Tonnen unter dem Bundesdurchschnitt. In alten Berechnungen werden übrigens immer sieben Tonnen pro Kopf angegeben. Dass es jetzt mehr sind, liegt nicht am tatsächlichen Ausstoß, sondern an der Berechnungsmethode und an neuen verfeinerten Daten.

Wer produziert denn das meiste Kohlendioxid?

Olbrisch Das verteilt sich recht gleichmäßig auf die drei großen Träger Verkehr, Industrie und Gewerbe sowie private Haushalte. Außerdem werden auch die Werte für die Stadtverwaltung ausgewiesen, das sind aber nur ein bis drei Prozent.

Erklärtes städtisches Ziel ist es, den CO2-Ausstoß alle fünf Jahre um mindestens zehn Prozent zu senken. Wie läuft´s?

Olbrisch Das ist fast erreicht, wir sind in etwa auf der Zielgeraden.

"Je mehr Akteure ich gewinnen kann, um beim CO2-Sparen aktiv mitzuwirken, desto geringer wird der CO2-Ausstoß", sagten Sie bei Ihrem Amtsantritt. Wie viele Mitstreiter haben Sie gewonnen?

Olbrisch Das ist natürlich nach oben offen, es können noch viel mehr werden, aber es sind auch jetzt schon viele, die sich einbringen. Es hat sich ein Pool von 20 bis 30 Institutionen entwickelt, die die Arbeit unterstützen. Ich bin bisher auch selten auf Ablehnung gestoßen, höchstens auf eine gewisse Skepsis, weil die Tatsache, dass ich komme, meist Arbeit bedeutet. In Zukunft werde ich den Kontakt zu Industrie und Gewerbe intensivieren und mit der IHK über mögliche Kooperationen sprechen.

Für den städtischen Preis für klima- und umweltgerechtes Bauen gab es im abgelaufenen Jahr keine zulässigen Bewerbungen. Ist das nicht ein Armutszeugnis?

Olbrisch Ich denke, dass da einige Hemmungen hatten, sich zu bewerben. Dabei richtet sich der Preis auch an die Eigentümer von Einfamilienhäusern. Es wird auch nicht nur der Energieverbrauch bewertet, sondern auch andere Aspekte wie zum Beispiel die verwendeten Materialien. Wir werden das im nächsten Jahr stärker bewerben. Der Preis ist schließlich sehr attraktiv dotiert: Der Sieger bekommt 10 000 Euro.

Ein Drittel der CO2-Emissionen entstehen durch den Verkehr. Mönchengladbach ist immer noch sehr Pkw-lastig. Was kann man da machen?

Olbrisch Grundsätzlich sollte natürlich der Öffentliche Personennahverkehr und der Radverkehr gestärkt werden. Das gehört nicht direkt zu meinen Aufgaben, aber ich treffe mich regelmäßig mit dem Mobilitätsbeauftragten. Ich meine, man sollte so positive Aktionen wie ,200 Tage Fahrradstadt' pushen. Den ÖPNV finde ich übrigens gar nicht schlecht. Ich habe gar kein Auto und pendele täglich mit dem Zug von Köln nach Mönchengladbach und zurück.

Was tun Sie denn persönlich ganz bewusst für das Klima?

Olbrisch Da hat sich natürlich vieles inzwischen eingespielt. Ich habe zum Beispiel an der Heizung Zeitschaltthermostate, die eine sinnvolle Wärmeregelung für mich übernehmen. Um Strom zu sparen, habe ich überall abschaltbare Steckerleisten. Dadurch, dass man Geld spart, motiviert man sich am besten.

Für Mönchengladbach soll gemeinsam mit der Marketinggesellschaft eine neue Energieeffizienzmarke entwickelt werden samt Leitspruch und Logo. Was verspricht man sich davon?

Olbrisch Wir wollen eine stärkere Identifikation mit dem Thema ermöglichen. Das Thema Klimaschutz soll sich einprägen. Die Marke soll bei Informationsveranstaltungen eingesetzt werden, aber auch Unternehmen können sie verwenden, die sich einbringen.

Sie sind jetzt seit zwei Jahren in Mönchengladbach. Der Rat hat Ihre Stelle gerade verlängert. Welche persönlichen Wünschen und Ziele haben Sie für das kommende Jahr?

Olbrisch Ich bin inzwischen ein bisschen gedämpft worden in meiner Euphorie, aber ich möchte vor allem möglichst viele Leute motivieren. Ich möchte mit den Bürgern zusammenarbeiten und der Verwaltung Anstöße geben. Und ich hoffe, die Rückmeldung zu bekommen, dass die Leute sich auf den Klimaschutz einlassen.

KATRIN HAAS, ANGELA RIETDORF UND JAN SCHNETTLER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(arie)
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