RP-Aktion Liebesgeschichten "Ich möchte mal fünf Kinder — und Du?"

Mönchengladbach · Es war im Jahr 1974. Deutschland wurde zum zweiten Male Fußball Weltmeister, und ich habe meinem damaligen Kinderarzt, Dr. Büchs, im Alter von 12 Jahren versprochen, dass ich ebenfalls Kinderarzt werden will und dann seine Praxis übernehmen möchte. Ich habe mein Wort immer gehalten.

 Ralph und Barbara Köllges sind seit 27 Jahren verheiratet.

Ralph und Barbara Köllges sind seit 27 Jahren verheiratet.

Foto: Ralph Köllges

Dann kam das Jahr 1987, und mein Studium neigte sich mit dem Praktischen Jahr (PJ) in den damaligen Städtischen Kliniken Krefeld dem Ende zu. Da für mich das Wichtigste in der Medizin immer der Mensch und nicht die Lehre war, hatte ich mein Studium durch Dienste in der Krankenpflege selbst finanziert. Gleichzeitig konnte ich so eine Menge an klinischer Erfahrung sammeln, die mir Krankenpfleger und Krankenschwestern vermittelt hatten.

Im PJ in Krefeld fiel mir in der großen chirurgischen Ambulanz der Klinik sofort eine sehr engagierte, immer auf das Wohl der Patienten bedachte und hoch attraktive Krankenschwester auf — Sr. Barbara. Einem befreundeten Mitstudenten teilte ich meine Schwärmerei mit. Seine Worte waren ernüchternd: "Vergiss es! Die ist mindestens eine Nummer zu groß für Dich!". Manchmal denkt man ja, wenn man einen Freund sucht, sollte man sich einen Hund kaufen. Aber egal, ehrlich war der Freund ja.

Und so wartete ich auf meine Chance, und die kam schnell. Sr. Barbara waren meine praktischen medizinischen Fähigkeiten aufgefallen und beim nächsten großen Unfall rief sie auf meiner Station an: "Der Student Köllges soll bitte in die Ambulanz kommen — venöse Zugänge legen und Wundversorgungen durchführen." Der Student Köllges folgte freudig dem Ruf und versorgte in der Ambulanz die leichter verletzten Patienten. In der Pause nach getaner Arbeit war es endlich soweit. Sie stand alleine neben mir- Sr. Barbara. Im Rausch der erfolgreich verlaufenen medizinischen Hilfe setzte ich alles auf eine Karte und sprach sie direkt an: "Sag mal — wie stellst Du Dir so deine Zukunft vor? Ich will mal fünf Kinder — und Du?"

In meinem ganzen Leben habe ich nie mehr einen fassungsloseren Gesichtsausdruck gesehen als in diesem Moment. Und weg war sie — meine Sr. Barbara — kopfschüttelnd und mächtig irritiert. Ich ging wieder auf Station — doch eine Nummer zu groß.

Aber irgendwie gab sie mir zum Glück eine zweite Chance. Ich durfte ihr Rheydt zeigen, meine geliebte Heimatstadt. Wir gingen ins Kino. Diesmal war ich mir sicher — ich würde es nicht wieder vergeigen. Deshalb wurde eine in meinen Augen auch heute noch sichere Film-Auswahl getroffen. Ein lustiger Film mit einem meiner Lieblingsschauspieler: "Eddie Murphy- Berverly Hills Cop"

Barbara saß neben mir, wieder kopfschüttelnd und mächtig irritiert. Sie schimpfte über den Film: " So ein amerikanischer Sch...... !" Warum sie nach diesem zweiten Fiasko nicht weggelaufen ist, weiß ich bis heute noch nicht so genau zu bewerten. Manchmal denke ich ja bei mir, dass Krankenschwestern ein Samariter-Gen haben, wer weiß.

Egal, denn das Wichtigste ist dann Gott sei Dank doch passiert. Seit nunmehr fast 27 Jahren bin ich mit meiner großen Liebe verheiratet. Meine Barbara, die mir immer bei meinen mannigfaltigen Plänen und Aktionen zur Seite gestanden hat, und auf die ich mich jederzeit blind verlassen konnte und kann.

Fünf Kinder sind es aber dann doch nicht geworden. Wir bekamen zwei tolle Jungs, Fabian und Jonathan, die aber manchmal wie fünf Kinder waren.

Bei der Hochzeit habe ich vor fast 27 Jahren meiner Barbara tief in die Augen geschaut und gesagt, dass ich nicht wüsste wie unser gemeinsames Leben verlaufen würde. Ich habe ihr aber damals versprochen, dass es mit mir nie langweilig werden würde. Ich habe mein Wort immer gehalten. Oft habe ich den vergangenen Jahren meine Barbara schon seufzen hören: "Dass es so spannend werden würde, konnte ja keine ahnen." So bin ich beispielsweise an dem Tag meiner standesamtlichen Hochzeit in voller Montur in den Weiher der Tüschenbroicher Mühle gefallen.

Aber das ist eine andere von vielen Geschichten, die ich vielleicht mal erzählen werde — wenn sie jemand lesen möchte. Heute wollte ich nur die Geschichte meiner großen Liebe erzählen, die Geschichte von Sr. Barbara, die meine Barbara wurde, mit der ich älter geworden bin und hoffentlich noch sehr alt werden darf.

Ralph Köllges

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