Kolumne Corgi James Vormittage mit Bonnie

Mönchengladbach · Corgi James benimmt sich als Junghund daneben. Seine Neufundländer-Freundin Bonnie zeigt ihm, sich im Wimmelbuchland zurechtzufinden.

 Mit viel Geduld bringt Bonnie dem Jungspund James bei, Hund zu werden.

Mit viel Geduld bringt Bonnie dem Jungspund James bei, Hund zu werden.

Foto: Susanne Jordans

Als Junghund war ich unmöglich. Es gab nur zwei Dinge, die mich trieben: andere Hunde und Vögel – große wie kleine. Kopfkino, wenn ich auf meinen Spaziergängen in den Feldgebieten rund um Mönchengladbach auf 1000 Metern Entfernung andere Hunde sah – nix wie hin, null abrufbar; Kopfkino, wenn sich Krähen auf ein Feld gesetzt hatten. Die musste man zusammentreiben. Ab aufs Feld, Ohren auf Durchzug, die Vögel nehme ich volley.

Von oben Leine statt Lob. Dä! Nach kurzer Kreativpause fing ich an, hinter Flugzeugen her zu hetzen. Da kam von oben die tiefrote Karte. Ich wurde in die Neusser Furth gekarrt. Ich liebe Autofahrten, aber bitte mit vorheriger, netter Ansage, so etwas wie: „Freu dich, wir machen heute einen kleinen Ausflug.“

Im Vorfeld dieser Tour wurde gar nicht mit mir gesprochen. In der Furth erwartete uns ein riesiges, einsames Feld. Es liegt unmittelbar unter einer Einflugschneise vom dort nur 15 Kilometer weit entfernten Düsseldorfer Airport. Ich wurde abgeleint und durfte machen, was ich wollte. Und das war, alle zwei Minuten ein Flugzeug vor mir her zu treiben, das über diesem Feld tief und groß und laut flog. Das ging eine ganze Weile so, ich raste hinterher, stoppte johlend ab, der nächste Flieger, wieder hinterher. Ich fing an zu schwächeln, aber nein, immer weiter, weiter. Bis ich urplötzlich dann so tat, als ob mir langweilig sei und auf Bodenschnüffelarbeit umschwenkte. Ich war kurz vor dem Zusammenbruch.

Auch in Sachen Sturheit hatte ich schon viel von meiner großen Freundin Bonnie lernen können. Ich beschloss, sie gleich am nächsten Morgen zu fragen, ob sie auch schon einmal in der Furth gewesen war. Wir gingen also in den kleinen Park bei uns die Ecke rum. Ich liebe diese Runde in den frühen Tagesstunden, denn dann ist Bonnie-Zeit. Die Große war gerade damit beschäftigt, einen Ast zu zerlegen, als sie mich wahrnahm, ignorierte und weiter Holz riss. Ich wedelte um sie herum. In Zeitlupe hob sie den Kopf und seufzte: „Du bist gerade orientierungslos im Wimmelbuchland unterwegs. In dem Alter habe ich die alt gewachsenen Rhododendron bei uns im Garten ausgegraben und geschreddert. Im Nachhinein keine gute Idee, denn alles hängt mit allem zusammen.“

Neufundländer sind bekannt für ihre kuschelige und gemütliche Art. Alles, was Bonnie mir beigebracht hat, ist gut und richtig. Es sind die einfachen Dinge, die sie lehrt und die zählen. Im Dänischen gibt es ein Wort, das all diese Eigenschaften zu einem Lebensgefühl verknüpft: Hygge. Bonnie ist hyggelig. „Aber wenn alles miteinander verwimmelt ist, hat ja auch alles seinen Platz“, sagte ich. „Natürlich, alles geht durch Raum und Zeit“, futterte sich Bonnie weiter durch das Holz. Mir war in letzter Zeit immer mal wieder aufgefallen, dass sie mir nicht mehr die Narrenfreiheit zugesteht, die ich bei ihr als Welpe hatte.

Das hier war eine neue Ebene. Das musste ich erstmal verdauen. Und dann brauchte ich auch Monate, alles schrittweise umzusetzen. Es war schwer. Es gab Rückschläge. Es gab rote Karten. Aber dann gelang es mir schließlich, und ich ließ andere Hunde, Krähen und Flugzeuge da, wo sie waren und mischte mich nicht mehr ungefragt und überfallartig in deren Belange ein. Schön ist es im Wimmelbuchland!

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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