Mönchengladbach Hormonbehandlung durch Yoga
Mönchengladbach · Seit zehn Jahren leitet die Gladbacher Physiotherapeutin Ulla Walter Yoga-Kurse. Dafür bietet sie spezielle Übungen (Asanas) an, die Frauen in den Wechseljahren Linderung der Beschwerden verschaffen. Neben diesem Hormon-Yoga lehrt Walter auch Yoga im Sitzen auf dem Stuhl.
Vergleichsweise spät, nämlich im Alter von rund 50 Jahren, fand Ulla Walter zur "yogischen Lebensweise". Als sie ihren in der Autoindustrie tätigen Mann nach Mexiko begleitete, nutzte sie dort das Angebot eines Yogakurses. Und war begeistert: "Yoga ist ein System, das verschiedene, ja gegensätzliche Ebenen des Menschseins verbindet: Psyche, Körper, Verstand und die Ebene der Lebensenergie", erläutert Walter.
"Prana" (Sanskrit für Lebensatem) nennen die Inder die alles beseelende Energie. Der rechte, achtsame Einsatz dieser Energie führe zur inneren und körperlichen Balance. "Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist und die Energieströme nicht mehr richtig fließen, wird der Mensch krank", fasst die Yogalehrerin das Grundprinzip zusammen.
Stresshormon wird abgebaut
Im Hatha-Yoga gelangen neben Atemübungen ("Pranayama") vor allem Körperübungen zum Einsatz. Diese sind von entspannender, gesundheitsfördernder Wirkung, das ist medizinisch in zahlreichen Studien belegt. "Es konnte auch nachgewiesen werden, dass durch eine Reihe von Asanas bestimmte Hormone aktiviert und andere, wie das berüchtigte Stresshormon, abgebaut werden", erzählt Ulla Walter. In geeigneter Kombination werden bei Frauen die Hormondrüsen gezielt stimuliert. Mit dem erwünschten Effekt, dass manche Beschwerden in der Menopause deutlich gelindert werden oder gar ganz verschwinden. "Und das ohne jede künstliche Hormongabe", betont Ulla Walter. Dieser therapeutische Nutzen des "Hormon-Yogas" sei auf jeden Fall Präparaten vorzuziehen, die wegen ihrer Wechselwirkungen von Frauenärzten eh nur mit Einschränkungen verordnet werden. Walter bezieht sich bei ihrem speziell für Frauen zusammengestellten Übungskanon auf Vorgaben der Brasilianerin Dinah Rodriguez. "Ihre Methode hat segensreiche Wirkung", erklärt Ulla Walter.
Auch bei Männern, so ihre Überzeugung, könne Hormon-Yoga positiv wirken, aber das Interesse an Hatha-Yoga sei generell bei Frauen viel stärker als bei Männern. "Männer setzen lieber auf Kraftsport; viele wissen gar nicht, dass es im Hatha-Yoga eine Menge stärkender Körperübungen gibt." Der Energiefluss zwischen den Nervenzentren (Chakras) werde durch Yoga auf jeden Fall intensiviert.
Für eine neue Variante des Yoga hat Ulla Walter selbst Übungen entwickelt. Damit ältere, auch gebrechliche Menschen, die nicht mehr so gelenkig sind, vor den intensiven, bei Arthrose oder nach Gelenkoperationen oft schmerzhaften Dehnübungen nicht kapitulieren, lädt sie Kursteilnehmer ein, "Yoga auf dem Stuhl" zu betreiben. "Das finde ich einfach genial", meint die Trainerin und schildert ein Beispiel: "In einer Kursgruppe in Bettrath sind mehrere Frauen über 70 Jahre, die bereits künstliche Hüft- oder Kniegelenke haben. Diese Damen setzen das Yoga hervorragend um, ohne jede Eitelkeit nehmen sie dabei auf dem Stuhl Platz."
Wie alt darf der Mensch sein, der ernsthaft Yoga praktizieren möchte? Ulla Walter: "Solange du atmen und die Augen bewegen kannst, ist Yoga möglich!"