Mönchengladbach Hoffen auf Rückkehr zur Vernunft

Mönchengladbach · Es ist keine gewöhnliche Vorstellung, und dennoch ist der Theatersaal mit 350 Besuchern halbvoll. So viele kamen gestern zum "Informationsabend" der Vereinigten Städtischen Bühnen (VSB). Die Gäste erfuhren, wo dem Theater der Schuh und vieles andere drückt.

 Rund 350 Menschen kamen ins Theater, um sich über die Zwangslage der Vereinigten Bühnen zu informieren.

Rund 350 Menschen kamen ins Theater, um sich über die Zwangslage der Vereinigten Bühnen zu informieren.

Foto: Detlef Ilgner

Generalintendant Jens Pesel, Generalmusikdirektor Graham Jackson, Vizeintendant Christian Tombeil und Theatersprecher Martin Siebold erläuterten am breiten Tisch auf der Bühne, wohin das Theater steuert: auf die Insolvenz nämlich. "Spätestens Anfang Juli wird dieses Theater zahlungsunfähig sein", sagte Pesel voraus.

Er betonte, dass seine Prognosen hinsichtlich der Finanzierung des Theaterbetriebs in den zurückliegenden zwölf Spielzeiten unter seiner Leitung stets zutreffend gewesen seien. "Zwölf Spielzeiten, in denen das Theater die Politik problemfrei gestellt hat", sagte Pesel. Nach mehreren Spielzeiten mit eingefrorenem Etat und der 5,1-Prozent-Steigerung beim öffentlichen Dienst im Vorjahr seien die angesparten Haushaltsreste nunmehr aufgebraucht.

In dieser Situation treffe die Weigerung der Mehrheitsfraktionen CDU und FDP im Rat der Stadt Mönchengladbach, einen Nachtragshaushalt in Höhe von 485 000 Euro zu bewilligen, das Theater wie ein Keulenschlag. Krefeld hat den Nachtrag genehmigt, Gladbach nicht. "Über die Tragweite dieser Situation sind sich viele Entscheidungsträger in der Politik offenbar nicht im klaren", warnte Pesel.

So müssten nun die Räte der beiden Theaterträger über eine Anhebung der Kartenpreise entscheiden. "Und sie müssen die Abonnements kündigen, denn die werden von den Städten aufgelegt, nicht vom Theater", machte Pesel klar. Und die Städte müssten für alle Kosten aufkommen, wenn das Theater zahlungsunfähig werde. Ob das alle Politiker wissen?

Wenn das Defizit im Theaterhaushalt in der laufenden und folgenden Spielzeit nicht ausgeglichen wird, so Pesel, werde es in der Saison 2009/10 in Mönchengladbach keine Neuproduktionen geben. Statt zwölf Premieren (worauf Abo-Reihen Anspruch bieten) werde es nur zwei Schauspiel-Übertragungen und drei Opern-Übertragungen aus Krefeld geben. "Eventuell schaffen wir es noch, ein bis zwei konzertante Opern zu produzieren", so Pesel.

Klaus Betzer fragte: Wie können die Bürger Ihnen helfen?". Pesel: "Am meisten unterstützen Sie uns, wenn Sie viel ins Theater gehen." Klaus Brose beklagte den Widerspruch, den Nachtrag zu verweigern, andererseits jedoch eine Halle für Millionen als Ersatzspielstätte umzubauen. Unverständnis äußerten Anwesende über die Haltung der FDP, die als Bremser beim Nachtragshaushalt auftritt. Kulturpolitiker Ulrich Elsen (SPD) meinte: "Hoffen wir, dass sich am Ende noch die Vernunft durchsetzt."

(RP)
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