Mönchengladbach Hindenburgstraße: Polizei verärgert Radler

Mönchengladbach · Polizeiaktion in Gladbachs Fußgängerzone: Beamte baten Fahrradfahrer reihenweise zur Kasse, weil sie den Berg herunterradelten. Da dies Fußgänger gefährdet, ist es nicht erlaubt. Es gab bereits mehrere Unfälle.

Der ADFC-Fahrrad-Klimatest 2012
Infos

Der ADFC-Fahrrad-Klimatest 2012

Infos
Foto: AP

Der ältere Herr war bitterböse. "Es ist eine Unverschämtheit, dass wir Radfahrer hier so zur Kasse gebeten werden. Warum sollen wir hier nicht mit dem Fahrrad fahren dürfen?", schimpfte er. Mit "hier" ist die Hindenburgstraße gemeint. Am Dienstagnachmittag war die Polizei auf Mönchengladbachs Einkaufsstraße im Einsatz — und bat Radfahrer gleich reihenweise zur Kasse. Was der ältere Herr nicht weiß: Auf der Hindenburgstraße ist Radfahren weitgehend verboten. Nur auf dem unteren Teilstück zwischen Bismarckstraße und Europaplatz darf man radeln.

"Wegen des Gefälles ist das für Fußgänger zu gefährlich", sagt Polizeisprecher Willy Thevessen. Im Gegensatz zu den Bussen rollen Radfahrer nahezu geräuschlos heran, so die Polizei. Und in der Tat: Es gab schon mehrfach Unfälle, bei denen Radfahrer Fußgänger angefahren und erheblich verletzt haben.

So zum Beispiel vor einigen Monaten, als ein junger Radfahrer eine 48-jährige Rheydterin touchierte, und die Frau stationär im Krankenhaus bleiben musste. An mehreren Stellen auf der Hindenburgstraße stehen deshalb Schilder, die auf eine Fußgängerzone verweisen und Rad fahren ausschließen. Allerdings: Zahlreiche Hinweisschilder sind beklebt und nur schwer zu erkennen. Und im Umfeld der Arcaden-Baustelle ist bergab auch keines mehr, lediglich bergauf steht eins.

Der ältere Herr ist allerdings in bester Gesellschaft. Auch der Viel-Radfahrer und FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Anno Jansen-Winkeln gab jüngst in einem Gespräch mit der RP zu, immer mal wieder mit dem Fahrrad über die Hindenburgstraße zu rollen. Es gab vor einigen Jahren Überlegungen, das Radfahren auf der kompletten Hindenburgstraße zuzulassen. Auch auf dem Stück zwischen Krichel- und Friedrichstraße, wo das siebenprozentige Gefälle der eigentliche Knackpunkt ist. Die Stadt wollte einen mehrwöchigen Feldversuch wagen und sah wenig Probleme. Man gehe davon aus, dass Radler ihre Geschwindigkeit anpassen, Rasen sei nicht erlaubt, sagte damals der städtische Verkehrsplaner Martin Scheel.

Doch Polizei und NEW (damals noch NVV) traten sogleich auf die Bremse — die Polizei mit dem Hinweis auf die Gefährdung von Fußgängern, die NEW hatte Sorge, dass der Verkehr der 900 Busse auf der Hindenburgstraße gestört werden könnte. Selbst wenn die Linienbusse nach Fertigstellung des Arcaden-Einkaufscenters und des Platzes vor dem Sonnenhaus nicht mehr auf Mönchengladbachs Einkaufsstraße fahren würden, ist kaum damit zu rechnen, dass Radeln freigegeben wird. Denn die Gefährdung der Fußgänger bleibt — und könnte zu juristischen Problemen führen.

Die Polizei jedenfalls war mit ihrer gestrigen Schwerpunktaktion sehr erfolgreich — allerdings nicht nur auf der Hindenburgstraße. Insgesamt wurden 66 Radfahrer erwischt, die verbotenerweise auf Gehwegen unterwegs werden. Die meisten hatten wenig Verständnis für die Kontrollen, teilte die Polizei mit. Gehwege — und das gilt ebenfalls für die Fußgängerzone — seien Schutzzonen für Fußgänger und Kinder, die nicht mit den teilweise sehr schnell fahrenden Radfahrern rechnen. Besonders kritisch seien Einfahrten, Einmündungen und Kreuzungen, so die Polizei.

Eine Radfahrerin (69) schoss am Dienstag den Vogel ab. Sie überquerte eine Kreuzung auf der Bismarckstraße bei Rot. Wegen ihrer Sonnenbrille habe sie das Rotlicht nicht gesehen, erklärte sie den Beamten. Es half nicht: Sie muss nun ein Bußgeld von 100 Euro zahlen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort