Mönchengladbach Hilde: Kirche zahlt Sheriffs

Mönchengladbach · Wegen der gewalttätigen Übergriffe an der Hilderather Straße in Rheindahlen hat die evangelische Gemeinde die Security-Firma Frank Wendler engagiert. Erster Erfolg: Die Jugendlichen ziehen sich offenbar zurück.

 Die Polizei fahndet nach dem Bankräuber.

Die Polizei fahndet nach dem Bankräuber.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Der Rheindahlener Pfarrer Ulrich Rosocha hat die Notbremse gezogen. Vor zwei Wochen wurde ein 52-jähriger Arzt am hellichten Tag auf offener Straße brutal zusammengeschlagen (die RP berichtete). Zehn Tage ist es her, als jugendliche Vandalen nachts in die Martin-Luther-Kirche am Südwall eindrangen und das Gotteshaus verwüsteten. In der Parkanlage hinter dem evangelischen Gemeindezentrum und an der angrenzenden Hilderather Straße (genannt: Hilde) treffen sich gewaltbereite Kinder und Jugendliche, um regelmäßig auszurasten. Pfarrer Rosocha rief sein Presbyterium zusammen. Und das beschloss, selbst tätig zu werden und engagierte die Security-Firma Frank Wendler.

Seit einigen Tagen gehen breitschultrige, durchtrainierte Security-Leute an der Hilde und im Park hinter dem evangelischen Gemeindezentrum Streife. Einen ausgebildeten Hund haben sie dabei und einen Geländewagen. "Damit können wir auch durch die Grünanlagen fahren", sagt Frank Wendler. Jeden Abend, irgendwann zwischen 18 Uhr und Mitternacht, tauchen die "Sheriffs" in den dunklen Jacken auf. Und offenbar zeigt ihre Anwesenheit schon jetzt Wirkung. "Wir haben beobachtet, dass an der Hilderather Straße Jugendliche aus einem Linienbus stiegen, die Security-Leute sahen und sofort den Rückzug antraten", wird aus Rheindahlen berichtet.

Viele Gespräche mit Polizei, Stadtverwaltung und Politik waren vorausgegangen. "Uns ist klar geworden, dass die Polizei wirklich nicht mehr tun kann, als sie bisher leistet", sagt Pfarrer Ulrich Rososcha. Und Frank Wendler betont: "Unsere Arbeit vor Ort ist mit der Polizei engstens abgestimmt." Den Rheindahlener Bezirksbeamten seien die Hände gebunden. "Wenn die Beamten zur Hilderather Straße gerufen werden, müssen sie erst mal einen Streifenwagen aus Mönchengladbach oder Rheydt anfordern."

Die Security-Leute greifen im Ernstfall sofort ein. "Wir verständigen die Polizei und halten die Randalierer fest, bis die Beamten eintreffen", sagt Frank Wendler. "Meine Leute sind natürlich entsprechend ausgebildet und geschult für diese Situationen."

Pfarrer Ulrich Rosocha rechtfertigt den ungewöhnlichen Schritt des Presbyteriums: "Ich glaube nicht, dass wir hysterisch reagieren oder gar die Kinder und Jugendlichen kriminalisieren. Wir wollen verhindern, dass die Gewalt noch weiter eskaliert."

Der Arzt, der an der Hilderather Straße von einem 16-Jährigen krankenhausreif geschlagen wurde, hat inzwischen eine Unterschriftenaktion organisiert. Die Listen liegen in Geschäften, Schulen, Apotheken und Arztpraxen aus. Hunderte Rheindahlener haben sich bereits eingetragen. Die Listen werden in der kommenden Woche an Oberbürgermeister Norbert Bude übergeben.

(RP)
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