Mönchengladbach Hidding operiert auch im Ruhestand weiter - in Peru

Mönchengladbach · Am schönsten war für ihn immer die Kindersprechstunde. "Ich habe die Kinder oft am ersten Tag nach der Geburt kennengelernt und sie dann regelmäßig wiedergesehen", sagt Prof. Johannes Hidding, Chefarzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am Ev. Krankenhaus Bethesda der Johanniter. Kinder, die mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren wurden, einer der häufigsten angeborenen Fehlbildungen beim Menschen. Sie ist heute gut behandelbar, erfordert aber mehrfache Operationen und zwischenzeitliche Kontrollen. Deshalb lernt der MKG-Chirurg seine kleinen Patienten in der Regel früh kennen und begleitet sie bis zu Erwachsenenalter.

 Johannes Hidding (r.) wird auch im Ruhestand operieren. Links sein Nachfolger Daniel Rothamel.

Johannes Hidding (r.) wird auch im Ruhestand operieren. Links sein Nachfolger Daniel Rothamel.

Foto: Knappe

Diese große Nähe zu den Kindern war eine besondere Erfahrung für den Chefarzt Johannes Hidding, der jetzt nach sechzehnjähriger Chefarzttätigkeit am Bethesda in den Ruhestand verabschiedet wurde. In den mehr als anderthalb Jahrzehnten seiner Leitungstätigkeit hat sich sein Fachbereich deutlich verändert. Tumoren werden beispielsweise radikaler entfernt. In der Mund-Kiefergesichtschirurgie haben Mikrochirurgie und endoskopische Chirurgie ihren Einzug gehalten.

"Die Schnitte werden immer kleiner, die Technik hat große Fortschritte gemacht", erklärt Hidding, der eine Professur in Köln innehatte, bevor er ans Bethesda wechselte. Der Forschung gehörte auch weiterhin sein Engagement. "Tüfteln" nennt er das. 1600 stationäre Patienten und über 6000 ambulante Fälle pro Jahr profitierten von seiner fachlichen Kompetenz, aber auch angehende Ärzte, denen er in OP-Kursen die Feinheiten seines Fachs vermittelte. Arzt war immer der Traumberuf des gebürtigen Niedersachsen. Und als MKG-Chirurg hat er eine besonders lange und anspruchsvolle medizinische Ausbildung hinter sich gebracht: Er hat nicht nur Humanmedizin, sondern auch Zahnmedizin studiert und jeweils mit Promotion abgeschlossen. 16 Jahre dauert dieser Weg. Ob das nur mit der "Lust am Reparieren" zu erklären ist, wie er lapidar feststellt? Da spielt wohl auch viel Leidenschaft für den Menschen eine Rolle. Die zeigt sich in seinem karitativen Engagement. Über viele Jahre arbeitete er mit der Aktion Friedensdorf International zusammen und versorgte mehr als fünfzig Kinder aus Krisenregionen wie Afghanistan oder Angola operativ. Kinder, die keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnten, weil das Kiefergelenk gebrochen war oder eine Gaumenspalte nicht behandelt wurde.

Und wenn die Kinder nicht nach Deutschland kamen, reiste er zu ihnen - nach Vietnam und nach Peru. Allein achtmal war er in Peru, wo die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte besonders verbreitet ist, und operierte mit einem ehrenamtlichen Bethesda-Team Kinder, die sonst nicht behandelt worden wären. "Ich werde weiter in Peru operieren", sagt Hidding. Außerdem will er viel Sport treiben, Golfspielen lernen und wieder mit dem Klavierspielen beginnen. Alles in allem klingt das eher nach Unruhestand.

(RP)
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