Mönchengladbach Heiratsflucht nach Dänemark

Mönchengladbach · Es gibt Paare, die ohne eigene Schuld nicht im Mönchengladbacher Standesamt heiraten dürfen. Sie müssen eigens zur Eheschließung nach Dänemark fahren. Betroffene erzählen, wie sie sich in Skandinavien trauen ließen.

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Der Mann, der nicht existiert, ist kein Einzelfall. Seitdem die RP die unglaubliche Geschichte von Mohamed El-Gharip veröffentlichte, meldeten sich andere Betroffene in der Redaktion. Sie alle teilen das gleiche Schicksal: Sie haben oder hatten, weil einer der Partner kein Deutscher ist, allergrößte Probleme oder gar keine Chance, in Mönchengladbach zu heiraten. Der Fall des in Deutschland geborenen Mohamed El-Gharip, der seit drei Jahren versucht, seine Verlobte Elena van Uffelt zu heiraten, ist nach wie vor offen. Da er für das Ausländeramt ägyptischer Staatsbürger ist, in diesem afrikanischen Land aber weder gelebt hat noch dort gemeldet ist, bekommt er keine Ledigkeitsbescheinigung aus seinem angeblichen Heimatland. Diese aber benötigt er, um in Deutschland heiraten zu können.

Martin und Sandra Schulze* erlebten eine ähnliche Geschichte. Sandra Schulze ist serbischer Abstammung. Sie wurde in Deutschland geboren, hat nie in Serbien gelebt, spricht auch die Sprache nicht. Die für die Eheschließung notwendige Ledigkeitsbescheinigung aus Serbien bekam sie nicht. "Nachdem wir jahrelang ohne Erfolg darum gekämpft hatten, die nötigen Unterlagen zu bekommen, suchten wir nach einer anderen Lösung", sagt Martin Schulze. Im Internet wurden Sie fündig. Zum Heiraten fuhren sie nach Dänemark. "Dem Standesamt dort reichten Geburtsurkunde, Meldebescheinigung und Pass." Innerhalb von zehn Minuten waren die beiden verheiratet. Das ist neun Monate her. Die Eheschließung wurde in Deutschland anerkannt.

Auch Johannes Wilms* ging mit seiner brasilianischen Verlobten zum Heiraten nach Dänemark. "Die deutschen Behörden hatten uns vor jede Menge unlösbare Aufgaben gestellt", sagt er. Dagegen sei die Behandlung im dänischen Standesamt ausgesprochen höflich gewesen. Nach Hause kamen Johannes Wilms und seine Frau als verheiratetes Paar. "Wir haben die Heiratsurkunde im Mönchengladbacher Einwohneramt vorgelegt." Sie wurde sofort akzeptiert. "Man kennt hier solche dänischen Urkunden bereits." Mohamed El-Gharip und seiner Verlobten rät er, ebenfalls nach Dänemark zu fahren. "Im Internet findet man problemlos alle Informationen."

Dass es sich nicht um ein neues Problem handelt, macht Sigrid El Maghraby deutlich. Für die Eheschließung mit ihrem ägyptischen Mann Hassan in den frühen 1980er Jahren fehlte dessen Geburtsurkunde. "Seine Eltern lebten sicht mehr, und in Ägypten wollte man uns nicht helfen", sagt sie. Zwei Jahre lang versuchten die beiden, an die nötigen Papiere zu kommen "Dann fanden wir die Hebamme, die meinen Mann auf die Welt geholt hatte." Diese bestätigte Ort und Zeit von Hassan El Maghrabys Geburt. Die beiden konnten heiraten. "Wir waren bis zu seinem Tod vor zwei Jahren 30 Jahre lang glücklich verheiratet." * Namen geändert

(RP/url)
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