Mönchengladbach Heilige Drei Könige beim Krankenbesuch

Mönchengladbach · Erstmals waren die Weisen aus dem Morgenland auch in den Kliniken Maria Hilf auf den Stationen unterwegs, um den Kranken den Neujahrssegen zu spenden. Lennart, Jost und Wim brachten jedoch nicht nur Lieder und Segen mit.

 Lennart, Jost und Wim als Kaspar, Melchior und Balthasar am Krankenbett einer älteren Dame im Krankenhaus St. Franziskus – doch wer ist wer?

Lennart, Jost und Wim als Kaspar, Melchior und Balthasar am Krankenbett einer älteren Dame im Krankenhaus St. Franziskus – doch wer ist wer?

Foto: Detlef Ilgner

Statt Weihrauch, Myrrhe und Gold gibt es Desinfektionsmittel, Verbände und Urinbeutel für die Weisen aus dem Morgenland. Es ist das erste Mal, dass sich die Heiligen Drei Könige in Mönchengladbach auf den Weg machen, um den Segen auch auf der Krankenstationen der Kliniken Maria Hilf zu spenden. "Hier brauchen es die Menschen wahrscheinlich am dringendsten", vermutet Lennart (9).

Der Grundschüler ist zum ersten Mal beim Sternsingen der Pfarre St. Anna in Windberg dabei. Und noch etwas ist für ihn eine Premiere an diesem Tag: der Besuch eines Krankenhauses. "Ich habe das bisher nur im Fernsehen mal gesehen – aber wie es wirklich in einem Krankenhaus zugeht, das weiß ich gar nicht", erklärt er. Und so fragt er Pfarrer und Krankenhausseelsorger Burkhard Kroh auf dem Weg zur Station schon Löcher in den Bauch: Was haben die Menschen hier? Waren die Leute auch Weihnachten hier, und wie viele Stationen gibt es?

Auf Station H 2 angekommen, schlägt den Königen sofort ein stechender Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Egal. Kurz die Nase rümpfen und schon wird geschmettert: "Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg". Nach und nach öffnen sich die Türen auf der Kardiologie-Station. Immer mehr Köpfe werden herausgestreckt, erste Schokoladengaben landen im Jute-Beutel der Weisen – und die drei sagen brav ihren Spruch auf: "Sternsinger kommen und Sternsinger singen, wollen euch Licht und den Segen bringen."

Eine Runde singend über die Station und die Stationsleitung fragt: "Möchtet ihr auf die Zimmer – die Patienten würden sich bestimmt freuen." Klar, das lassen sich die Könige nicht zweimal sagen. "Ich will unbedingt mal so ein Zimmer von innen sehen", gesteht der zwölfjährige Wim. Neugierig recken sie die Köpfe in die Zimmer und starten mit ihren Liedern, blicken sich dabei im Zimmer um und sind nicht mehr so textsicher wie vorher auf den Gängen. "Ich bin schon etwas geschockt. Das ist schon ganz schön blutig. Der Mann hatte eben ein ganz verkrustetes Gesicht", erklärt Lennart bestürzt. Auch Jost pflichtet ihm bei: "Schlimm, dass es manchen Menschen so schlecht geht – dass sie sogar Weihnachten hier bleiben mussten. Das könnte ich mir nicht vorstellen."

Und dann schmieden die drei einen Plan für die nächsten Zimmer auf der Kardiologie-Station: "Wir strahlen die Leute einfach an, dann geht es ihnen vielleicht schon besser."

Also geht es weiter den langen Flur entlang – vorbei an Desinfektions-Wägelchen und Zimmernummern. Unterwegs merkt eine ältere Patientin kritisch an: "Euch fehlt aber ein Mohr." Macht gar nichts. Brav sagen sie ihren Spruch auf, singen ein Lied – und schon klingelt wieder in der Spendendose. "Das ist für die Flüchtlingskinder in Malawi – denen geht es sehr schlecht", erklärt Jost jedes Mal dienstbeflissen. Und es funktioniert.

Im nächsten Zimmer piepst ein Monitor, die Patientin bekommt Sauerstoff – und die drei Sänger schmettern, was das Zeug hält, wünschen am Ende brav "Gute Besserung" und sind sich einig: "Die Frau sah nach unserem Lied schon gar nicht mehr so traurig aus wie am Anfang noch."

(RP)
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