Mönchengladbach Heilfasten bringt Ruhe in den Körper

Mönchengladbach · Das klassische Fasten hilft, Körper, Geist und Seele zu stärken. Es hat religiöse Hintergründe. Professorin Christel Rademacher von der Hochschule Niederrhein empfiehlt, Reserven des Körpers nicht zu sehr zu strapazieren.

Prof. Christel Rademacher : "Längeres Fasten nur mit Arzt."

Prof. Christel Rademacher : "Längeres Fasten nur mit Arzt."

Foto: hochschule

In heutiger Deutung ist Fasten vielfach auf den Verzicht von Essen reduziert. Eigentlich ist es Ziel, Körper, Geist und Seele zu stärken. Fasten sollte unbedingt mit Ruhe und Besinnung verbunden sein. "Dann gibt uns das Fasten die Zeit, sich auf andere Dinge zu konzentrieren", sagt Professorin Christel Rademacher, Prodekanin im Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Niederrhein. Hier ist Fasten ein Thema für Master-Studierende im Bereich Ernährungstherapie.

 Fasten bedeutet Verzicht und die Konzentration aufs Wesentliche. Erfolgreich einsetzbar ist das Fasten bei Bluthochdruck, chronischen Entzündungen wie Rheuma und Arthritis sowie chronischen Schmerzzuständen.

Fasten bedeutet Verzicht und die Konzentration aufs Wesentliche. Erfolgreich einsetzbar ist das Fasten bei Bluthochdruck, chronischen Entzündungen wie Rheuma und Arthritis sowie chronischen Schmerzzuständen.

Foto: Arend

"Das Fasten ist in allen Religionen zu finden und in der christlichen Religion in Vorbereitung auf das österliche Fest mit Reduktion und Besinnung verbunden. Ebenso wurde früher in der Adventszeit in Vorbereitung auf Weihnachten gefastet. Erst in der modernen Interpretation wird oft nur auf das Essen und die Kalorien gesehen", erzählt Rademacher. Die Professorin ist überzeugt, dass auch beim nicht religiös motivierten Fasten die Bereitschaft zur Auszeit unerlässlich ist. "Es ist wichtig, dass nicht viel an körperlicher und geistiger Arbeit geleistet wird, damit sich der Stoffwechsel stressfrei umstellen kann.

Fasten und Stress passen jedenfalls nicht zusammen. Man sollte auf jeden Fall aus dem gewohnten Alltag heraustreten", betont Hochschul-Professorin Rademacher. Eine exklusive Möglichkeit ist dabei eine Fastenzeit im Kloster, um dort kontemplative Ruhe zu finden. Fasten ist ambulant und stationär wie auch in Fastengruppen oder zuhause mit Treffen in einer Gruppe möglich. Vor Beginn sollte eine ärztliche Untersuchung stehen.

Heilfasten ist allerdings nicht für jeden geeignet. Verboten ist es für Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Menschen mit Essstörungen, mit Leber und Nierenerkrankungen sowie neurologischen Erkrankungen. Das Heilfasten fördert die Umstellung des Stoffwechsels, bringt Ruhe in den Verdauungsapparat und trägt damit zur Reinigung des Darms bei. "Fasten bedeutet aber nicht, überhaupt nichts zu essen", sagt Christel Rademacher und nennt verschiedene Methoden mit unterschiedlichen Erfahrungen. Für alle gilt, die vorgesehenen Nahrungsmittel, ob sie fest oder flüssig sind, sollten immer langsam gegessen und gekaut werden. Große Mengen von Flüssigkeit, wie zweieinhalb Liter verdünnter Kräutertee am Tag, sind durchaus üblich, so die Ernährungswissenschaftlerin. Flüssigkeit hilft, den Körper zu reinigen.

Das klassische Fasten nach Buchinger beginnt mit einem Tag der Darmreinigung. Während der Fastentage werden Gemüsebrühe und Säfte aufgenommen. Für die unterstützende Wirkung empfiehlt die Professorin bei allen Fastenkuren Bauchmassage, Spaziergänge und eben Ruhe. Rademacher betont, wie wichtig die Aufnahme von flüssiger Nahrung ist, um die Verdauungsarbeit aufrechtzuerhalten. Bei der Franz-Xaver-Mayr-Kur sind in der Fastenzeit Milch und Semmel vorgesehen. Verbreitet ist ebenso die Methode der Hildegard von Bingen, die auf die unterstützende Wirkung von Dinkel und Kräutern setzt. "Generell ging es auch früher beim Heilfasten um die Gesundheit. Das Heilfasten ist für Gesunde und bringt gegen verschiedene Krankheiten Vorteile. Erfolgreich einsetzbar ist das Fasten bei Bluthochdruck, chronischen Entzündungen wie Rheuma und Arthritis sowie chronischen Schmerzzuständen", zählt die Hochschul-Dozentin auf. Sie empfiehlt die Dauer des Fastens von persönlichen Zielen abhängig zu machen. Wohl wissend, dass vielfach zwei bis vier Wochen als optimale Zeitspanne gelten, vertritt Rademacher den Standpunkt, dass ein solcher Zeitrahmen schon relativ viel für den Alltag wäre. "Sieben bis zehn Tage halte ich für realistisch", sagt sie daher und fügt hinzu: "Wer Erfahrung hat, kann gerne länger fasten. Doch das sollte dann unter ärztlicher Kontrolle geschehen. Länger als vier Wochen sollte nicht gefastet werden". Denn irgendwann sind die Reserven des Körpers aufgebraucht. Dann würde das Fasten zu viel Kraft abverlangen.

Für das Fastenbrechen empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin eine vorsichtige Umgewöhnung, damit sich der Stoffwechsel wieder auf die normale Lebenssituation einstellen kann. Die gesammelten Erfahrungen könnten dabei helfen, Gewohnheiten zu überdenken - in der Ernährung und auch im Lebensstil. "Fasten kann ein Einstieg sein, um die eigene Ernährung zu überprüfen und Dinge zu optimieren", stellt Rademacher fest. Sie selbst hat Heilfasen als sehr positiv empfunden und ist überzeugt: "Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, spricht für Gesunde nichts dagegen, zweimal im Jahr für zehn Tage zu fasten".

(anw)
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