Mönchengladbach Heftige Diskussionen um Islamschule

Mönchengladbach · Die Umbauarbeiten an der Moschee an der Eickener Straße sind erst einmal gestoppt. Dennoch darf der Verein "Einladung zum Paradies", der mit seiner umstrittenen Islamschule von Braunschweig nach Mönchengladbach umziehen will, am Samstag in Rheydt wieder seinen Informationsstand aufbauen.

"Das Ordnungsamt hat eine Sondernutzungserlaubnis erteilt, weil es aus Sicht der Polizei keine Sicherheitsbedenken gibt", erklärte gestern Stadtsprecher Dirk Rütten. Die Polizei selbst lehnte gestern eine Stellungnahme ab. Doch offensichtlich hat der Staatsschutz den Verein bereits im Visier. Auch gestern waren wieder Beamte an der Eickener Straße.

Dialoge mit Muslimen

In der Stadt hat die Nachricht vom Umzug der Islamschule, vor der Sicherheitsexperten warnen, für heftige Diskussionen gesorgt. Oberbürgermeister Norbert Bude betonte gestern, dass man die Sorgen der Bürger ernst nehmen müsse. Allerdings gebe es keine Alternative zum erfolgreichen Prozess des Dialogs mit Muslimen, der in der Stadt auf vielen Ebenen sehr gut funktioniere.

"Die Verwaltung und der Bezirksvorsteher hätten gut daran getan, uns im Sinne der Transparenz zu informieren", sagte Rolf Besten, Vorsitzender der Eickener CDU. Oberbürgermeister Bude hatte gestern am frühen Morgen eine große Runde von Verwaltungsmitarbeitern einberufen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Vertreter der christlichen Kirchen mahnen unterdessen zur Besonnenheit, aber auch zum genauen Hinschauen. "Es gibt keinen Grund, jetzt in Panik auszubrechen", sagte Regionaldekan Ulrich Clancett.

Er erinnerte an viele Beispiele für gelungenen Austausch. "Viele Mönchengladbacher muslimischen Glaubens sind sehr guten Willens zum Dialog", berichtete Clancett. Allerdings gebe es große Unterschiede in der Ausrichtung. "Wir müssen sehr genau hinschauen. Bei jeder Art von religiösem Fundamentalismus tut man gut daran, sich deutlich abzugrenzen", so Clancett.

Der evangelische Pfarrer Olaf Nöller warnt davor, Feindbilder zu schüren. Allerdings beunruhigt ihn die Zahl von jungen Mönchengladbachern, die zum Islam konvertieren. Das sei eine Aufforderung an die Christen, ihren Standpunkt klarer zu machen. "Wer mir voller Sorgen erzählt, in 30 Jahren gebe es hier eh nur noch Moslems, dem antworte ich: Und wann warst du das letzte Mal im Gottesdienst?"

"Jetzt heißt es wieder: Jeder Ausländer ist ein Moslem und ein Terrorist", sagt Bülent Bagir. Der Anteil der Radikalen in der Stadt sei verschwindend gering. Der Integrationsrat betonte, das Recht auf freie Religionsfreiheit ende dort, wo Gruppen das Grundgesetz und die freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht einhalte. "Es ist am Verfassungschutz dies zu beurteilen. So lange keine konkreten Verfehlungen benannt werden, verhält sich unser Gremium dem Verein gegenüber neutral", sagte Abdelillah Berrissoul, stellvertretender Vorsitzender des Intergrationsrats.

Die Ausprägung einer konservativen, islamischen Schule hänge immer mit dem Imam, also dem Vorbeter, zusammen, erklärte Herbert Busch, beim Bistum Aachen für die Beratung in "Religion, Esoterik und Sekten" zuständig und Referent an der Hochschule Niederrhein. "Islam ist eine Hochreligion." Aber wer den Koran ohne Rücksicht auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen auslege, der gebe Dienstanweisungen, die den freien Willen ablösten.

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Günter Krings fordert, dass nun gemeinsam mit den Muslimen die Minderheit der Extremisten isoliert werden müsse, "um junge Muslime durch Hilfe zur Integration vor einer Radikalisierung bewahren".

(RP)
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