Hausfrauensitzung in Mönchengladbach Wenn Weiber wild feiern

Mönchengladbach · Wo Regenbögen, Magierinnen, Teufelinnen, Schneewolken unbeschwerten Spaß haben – und warum es sich manchmal lohnt, wenn Frauen unter sich feiern. Ein Besuch der Hausfrauensitzung in Holt.

Karneval Mönchengladbach 2023: Fotos von Hausfrauensitzung
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So jeck war die Hausfrauensitzung in Mönchengladbach

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Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Samstagnachmittag, 14.30 Uhr: Auf dem Wadenpfad in Mönchengladbach ist für Autos kaum noch ein Durchkommen. Wagen stoppen, Türen öffnen sich, und es steigen aus: Gärtnerinnen oder Schneefrauen, Piratinnen oder Zauberinnen. Geduldig stellen sie sich in die lange Schlange der Wartenden, die fast bis zur Kreuzung Immelmannstraße reicht. Dort treffen sie auf Sonnenblumen, Regenbogen, Teufelinnen oder Sternschnuppen. Eine halbe Stunde dauert das Anstehen, bevor das Ziel erreicht ist: das Zelt, in dem die Hausfrauensitzung der KG „Immer lustig Holt 1935“ startet. Sie ist ausverkauft, wie immer vor der Pandemie. Die wartenden Frauen sind bester Stimmung, erzählen, lachen, trinken, richten ihre Kostüme.

Danika ist umringt von 14 Regenbögen: Bunt gestreifte Röcke, passende Accessoires baumeln von den Ohren, sitzen auf dem Haar. Woher sie kommen? „Aus Süchteln!“ „Nein, aus Dülken!“ Sie einigen sich lachend auf Viersen. „Wir haben einen Bus gechartert“, erklärt Danika. Sie kommen jedes Mal zur Hausfrauensitzung. Was sie lockt? „Dass bekannte Bands wie Brings oder die Höhner kommen.“ „Dass die Stimmung so toll ist.“ Die Freundinnen haben sich schon am Vormittag getroffen, sich gegenseitig geschminkt und vorgeschunkelt. Welchen Vorteil es hat, wenn nur die Frauen miteinander feiern? „Wir müssen keinem gefallen“, sagt Melanie. Und Frauen hätten eh einen anderen Humor.

Das Zelt ist erreicht. Die ersten Männer tauchen auf: Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und der Männer der KG „Immer Lustig“, die die Einlasskontrolle übernommen haben. Torsten Jansen ist der Schatzmeister der Karnevalsgesellschaft. Er zählt die Frauen durch: 2400 sind es, die die Stimmung in der Halle anheizen, noch bevor es wirklich losgeht. „Wir machen echten Karneval“, erklärt er sich den Erfolg der Frauennachmittage. „Die Mädels wollen Party.“ Und die bekommen sie.

Apropos 2400 Frauen: Zwei Stunden später fragt Patrick Lück, Frontmann der „Höhner“ sie: „Mädels, wie viele seid Ihr eigentlich? Vom Krach her könntet Ihr 10.000 sein!“ Recht hat er. Und feuert sie noch an: „Steh auf, mach laut!“ So heißt der Song, den fast alle Frauen mitsingen. Und mittanzen oder hüpfen. Der Holzboden im Zelt bebt. Aber er hält.

Die Regenbogenfrauen haben es geschafft, den ersten Tisch ganz vorne an der Bühne zu ergattern. Schnell sein bei der Ticketvergabe lohnt sich. Deshalb werden sie, komme, was wolle, am Sonntag um 10 Uhr am Computer sitzen und die Tickets für 2024 kaufen. „Wir sind Mehrfachtäterinnen“, sagen sie lachend.

Genau wie die außerirdischen „Spacegirls“ rund um Alex, die als einzige ihrer Gruppe in Schwarz gekleidet ist. „Ich bin der untergehende Stern“,  erklärt sie. Seit zehn Jahren kommen sie hierher. Trotz der coronabedingten Zwangspause fühlt es sich für sie an, „als wäre nie eine Pause gewesen“. Auf ihren Köpfen wippen Sterne und Planeten. „Es gibt keinen Ort, wo wir so viel Spaß haben wir hier“, sind sich alle in der Gruppe einig. „Es gibt nie Ärger, die Stimmung ist immer gut.“

Michaela ist Teil einer Schmetterlingsgruppe. Noch stehen sie auf dem Boden des Festzeltes und tanzen zur Musik von „Aluis“. Nicht mehr lange und sie werden wie viele andere auf ihre Klappstühle steigen. Die Stimmung steigt auch. Und meint man, der Höhepunkt sei erreicht, legen die Frauen noch eine Schüppe drauf. „Die Stimmung ist viel explosiver, wenn Frauen unter sich feiern“, sagt Anke, eine von mehreren Schneewolken aus Schwalmtal. Und: „Je später der Nachmittag, desto besser wird es.“ Sie zählen nach. Im 14. Jahr sind sie bei der legendären Hausfrauensitzung. Die Coronapause hat dazu geführt, dass das Feiern jetzt noch mehr Freude macht – davon sind die Schneewolken überzeugt. Ihre Kostüme sind in Gemeinschaftsarbeit entstanden. Unter den weißen Tüllröcken leuchten Lichterketten.

 Die Regenbogen-Gruppe aus Viersen kommt jedes Mal zur Hausfrauensitzung nach Holt – und hat diesmal einen Tisch direkt vor der Bühne ergattert.

Die Regenbogen-Gruppe aus Viersen kommt jedes Mal zur Hausfrauensitzung nach Holt – und hat diesmal einen Tisch direkt vor der Bühne ergattert.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)
 Sehr gesund – „Tutti Frutti“ aus Bettrath: (v.l.) Dési, Nicole, Katja und Vanessa.

Sehr gesund – „Tutti Frutti“ aus Bettrath: (v.l.) Dési, Nicole, Katja und Vanessa.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher
 Auch für die Zahn-Hygiene war gesorgt – dank dieser Gruppe mit Riesenzahnbürste.

Auch für die Zahn-Hygiene war gesorgt – dank dieser Gruppe mit Riesenzahnbürste.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)
  Michaela (v.) und ihre Schmetterlinge kommen aus Wickrath und Holt.

Michaela (v.) und ihre Schmetterlinge kommen aus Wickrath und Holt.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

Wo gefeiert wird, darf gesunde Ernährung nicht fehlen. Zum Beispiel die „Tutti Frutti“. Auch wenn das kunstvoll auf ihren Köpfen arrangierte  Obst aus Kunststoff ist. Dési, Nicole, Katja und Vanessa kommen aus Bettrath und sind begeistert vom Programm: „So viele Kölner Bands und Karnevalsgruppen aus Mönchengladbach!“ Sie freuen sich schon auf das nächste Jahr. „Hier sind wir unter uns, locker, entspannt und unbefangen.“

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