Mönchengladbach Hauptquartier: Abriss frühestens 2015

Mönchengladbach · Weil untersucht wird, ob es gefährdete Fledermausarten im JHQ gibt, werden die mehr als 2000 Gebäude erst ab 2015 abgerissen. Ob das Gelände für Festivals genutzt wird, ist noch unklar. Gladbachs Politiker befürworten dies.

Im Hauptquartier (JHQ) soll der überwiegende Teil der mehr als 2000 Gebäude abgerissen werden. Ein grobes Abbruchkonzept ist bereits fertig, eine verfeinerte Version wird in den nächsten Wochen erarbeitet. Dies teilte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gestern auf Anfrage mit. Allerdings wird erst 2015 mit dem Abbruch begonnen werden können, weil vorher geklärt werden muss, ob es auf dem Gelände gefährdete Tierarten gibt. Im Dezember wird die BImA das rund 420 Hektar von den britischen Streitkräften übernehmen, die Planungshoheit über die Liegenschaft hat aber die Stadt Mönchengladbach. Und die bleibt dabei, dass zwar der größere Teil des Geländes renaturiert werden soll, aber einzelne Insel-Lösungen denkbar sind. Dazu zählt das von der Hockeypark GmbH vorgelegte Konzept, einen Teil des Geländes für Open-Air-Festivals zu nutzen.

Wird die Idee Wirklichkeit, würde Mönchengladbach mit einem Schlag in die Champions League der Top-Festivals aufrücken. Die Bedingungen im JHQ sind ideal: Es gibt eine fast perfekte Infrastruktur mit Medical-Center, Feuerwehrhaus, Supermarkt und Büros in unmittelbarer Nähe zu den vorgesehenen Festivalwiesen — eine ist 80 000, die zweite 25 000 Quadratmeter groß. Man könnte zwei Bühnen aufstellen und mehr als 100 000 Konzertbesucher problemlos unterbringen. Konkret würde dies bedeuten: Die Großen der Musikbranche könnten dann in Mönchengladbach auftreten: zum Beispiel U 2, Lady Gaga, Robbie Williams, Rolling Stones.

Im Rat stieß das Konzept von Hockeypark-Geschäftsführer Micky Hilgers auf Wohlwollen: CDU, SPD und FDP wollen ein großes Festivalgelände unterstützen. "Das ist eine einmalige Chance für Mönchengladbach, weil es in unserem Umkreis nichts Vergleichbares gibt. Dieses Potenzial liegenzulassen, wäre grob fahrlässig", sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Anno Jansen-Winkeln. Allein die Grünen sind skeptisch. "Wir sehen keine Notwendigkeit. Und wenn da Zehntausende Besucher kommen, bin ich sehr gespannt auf das Verkehrskonzept", so Karl Sasserath. Der Stadt liegt das Konzept auch vor. Sie muss die Idee unter anderem auf die Folgen für Verkehr, Sicherheit, Ver- und Entsorgung sowie Naturschutz abklopfen. "Das eingereichte Konzept muss noch nachgebessert werden. Wir sind darüber im Austausch mit dem Antragsteller", sagt Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD). Auch die BImA legt großen Wert, dass die bauaufsichts- und gewerberechtlichen Vorgaben erfüllt werden. "Ob sich — auch unter Berücksichtigung von Belangen des naturschutzes — tragfähige Konzepte entwickeln lassen, kann die BImA nicht einschätzen", teilt die Bundesanstalt mit.

Sie selbst hat eine für den Abbruch notwendige artenschutzrechtliche Kartierung, eine Fledermauskartierung, in Auftrag gegeben. Am Dezember werden Experten tätig. Insgesamt wird das Gelände in fünf Abbruchbereiche eingeteilt, so dass rechtzeitig reagiert werden kann, wenn sich eine neue Nutzungsmöglichkeit ergeben sollte. Um Vandalismusschäden zu verhindern, hat die Bundesanstalt die Bewachung der 420 Hektar in Auftrag gegeben.

Das Land NRW hat inzwischen eine Studie in Auftrag gegeben, die klären soll, ob Teile des Hauptquartiers für die Erstaufnahme von rund 500 Asylbewerbern genutzt werden kann. Daran hat die Stadt großes Interesse: Denn sie müsste dann selbst keine Asylbewerber in Unterkünften mehr unterbringen. Weil die vorhandenen Gebäude in einem miserablen Zustand sind, sollten in den nächsten Jahren zwei große Asylbewerberheime für rund drei Millionen Euro gebaut werden. Diese Investition könnte sich die Stadt dann sparen. Ob das Hauptquartier infrage kommt, entscheidet sich in den nächsten Wochen: Die BImA rechnet mit Anfang 2014, Oberbürgermeister Norbert Bude bis Weihnachten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort