Mönchengladbach Hat der angeklagte Vater mehrere Kinder vergewaltigt?

Mönchengladbach · "Der Angeklagte war der Herrscher in der Familie", erinnerte sich gestern ein Vernehmungsbeamter in seiner Zeugenaussage.

Seit ein paar Wochen muss sich ein Mönchengladbacher (48) wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Vergewaltigung vor der Ersten Strafkammer des Landgerichts verantworten. Vor allem an seinem 1994 geborenen Sohn soll sich der Familienvater seit dessen fünften oder sechsten Lebensjahr vergangen haben. Laut Anklage soll der Staplerfahrer im August 2008 dem minderjährigen Sohn Pornos zum Ansehen überlassen haben. Konkret benennt die Staatsanwältin allerdings Missbrauchs- und Vergewaltigungstaten im Sommer 2002 und im August 2008.

Doch der Angeklagte, der bereits 2011 vom Jugendschöffengericht zu einer anderthalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, weil er sich an seiner Nicht vergriffen hatte, bestreitet auch diesmal die Vorwürfe: "Da ist nichts dran", hatte er zu Prozessbeginn behauptet. Im Übrigen habe er zu dem Sohn, der ihn bei der Polizei anzeigte, ein gutes Verhältnis, beteuerte der Mann völlig umgerührt.

Von nun an präsentierte sich der Mönchengladbacher im Gerichtssaal nahezu unbeeindruckt und richtete starre Blicke auf die Zeugen. Sagten der inzwischen 20 Jahre alte Sohn oder Geschwister aus, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Außerdem musste der 48-Jährige den Saal verlassen, konnte aber die Zeugenvernehmung aus einem Nebenzimmer über eine Videoanlage verfolgen.

Weil der Vater den Prozess nach wie vor schweigend und ohne Geständnis verfolgt, sind Zeugenaussagen für den hässlichen Missbrauchsfall von großer Bedeutung. So auch gestern, als sich ein Polizeibeamter an eine Vernehmungssituation erinnerte. Mit den kindlichen Aussagen konnte der Beamte eingrenzen, wo die Familie zur Tatzeit gewohnt hatte. Es soll auch Übergriffe auf die Brüder des Opfers gegeben haben,erinnerte sich der Beamte. Auch Gewalt und Schläge soll es in der Mönchengladbacher Familie gegeben haben. "Der Angeklagte war der Herrscher in der Familie. Was er sagte,wurde getan", schilderte der Beamte gestern seinen Eindruck.

Ein Bruder des 20-Jährigen soll den Angeklagten gestern in einem nicht öffentlichen Zeugenauftritt ebenfalls belastet haben.

Auch nach Ansicht einer Betreuerin, die die Familie gut kannte, habe der inzwischen 20-Jährige immer den Eindruck eines missbrauchten Kindes gemacht. Seit der Sohn den 48-Jährigen bei der Polizei angezeigt hatte, habe er den Angeklagten nie wieder "Vater" genannt.

Am 8. August wird der Prozess vor der Ersten Strafkammer mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

(RP)
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