Kolumne Deutschland macht sich locker

Mönchengladbach · Die ersten Lockerungsmaßnahmen treten ein. Manchen gefällt es, manchen nicht. Während sich zwei streiten, freut sich der Dritte: Besonders der Bundesliga dürfte die Uneinigkeit um die neuen Freizeiterlaubnisse zu Gute kommen. Beginnt und hört das Chaos doch auf mit den Rechtfertigungen des neu startenden Spielbetriebs.

 Hastenraths Will erklärt die Welt

Hastenraths Will erklärt die Welt

Foto: Macharski

Nachdem Angela Merkel eingeknickt war und entgegen ihre Überzeugung die Rufe nach XXXL-Lockerungen ihrer dauerquengelnden Ministerpräsidenten-Rasselbande nachgegeben hatte, bestand zumindest die Hoffnung, dass man der wütende Widerstandsmob damit der Dampf aus der Empörungskessel genommen hatte. Erstaunlicherweise jedoch wurden die Demonstrationen dadraufhin noch wütender, vor allem aber noch wirrer, weil es ja kaum noch Haare gab, an die man Gründe für ein Widerstand herbeiziehen konnte.

Angeführt wurde die Protestpolonäse unter anderem von Attila, dem Dummenkönig, ein veganer Kochbuchautor, der den Blumenkohl offensichtlich in sein Kopf anbaut. Dieser und ähnliche Kundgebungssonderlinge trugen maßgeblich dazu bei, dass plötzlich sogar die Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga unter dem Radar der Vernunft durchsegeln konnte und neben dem aberwitzigen Verschwörungsgeschwurbel mit einem Mal als geradezu sinnvolle und gut durchdachte Idee anmutete – trotz klarer Videobeweis von Salomon Kalou, mehrere bereits jetzt positiv getestete Spieler und breite Ablehnung durch die Fanszene.

Welch eine Erleichterung für DFL-Chef Christian Seifert, der einem in die letzten Wochen schon fast leidtun konnte, wie er immer kreativere Erklärungen erfinden musste, für der Saisonneustart zu rechtfertigen. Man suchte bei Interviews mit der arme Kerl schon instinktiv der rote Punkt, den Aki Watzke mit sein Präzisionsgewehr über dessen Stirn wandern ließ. Kurz vor Toresschluss hat er es aber doch noch geschafft und die Spiele können am Samstag wieder beginnen.

Bleibt zu hoffen, dass es nicht die Geister-die-ich-rief-Spiele werden, denn sie sind die Speerspitze von der waghalsige Selbstversuch, wieviel Lockerungen ein Land vertragen kann, dem es mit die bisherigen Maßnahmen gelungen ist, das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Denn leider hat der Begriff „Präventions-Paradoxon“ für manchen genau zwei Fremdwörter zu viel.

Euer Hastenraths Will

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