Mönchengladbach Architekt des Museum Abteiberg: Hans Hollein gestorben

Wien · Er bewunderte die Pueblos der Indianer. Er verstand Gebäude als Gesamtkonzept. Der Bau von Museen wurde seine Spezialität. Mit Hans Hollein starb einer der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

 Mit Hans Hollein starb einer der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Mit Hans Hollein starb einer der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Foto: afp, pbe-iw

Ein kleiner Kerzenladen, den er futuristisch mit Aluminium, Glas und Spiegeln ausstattete, stand am Anfang seiner Weltkarriere. Hans Hollein bekam als junger Architekt 1965 dafür den mit 25 000 Dollar dotierten Reynolds-Architekturpreis.

Dem Traumstart folgten bald Aufträge in aller Welt. Den Pritzker-Preis, weltweit wichtigste Auszeichnung der Architektur, erhielt Hollein 1985. Schon früh formulierte er sein berufliches Lebensmotto: "Alles ist Architektur" - und entwarf nicht nur Bauten, sondern Möbel, Schmuck, Türklinken, Lampen und Brillen. Hollein, der im Alter von 80 Jahren am Donnerstag in Wien gestorben ist, war einer der Stars der Gestaltung.

 Zu Holleins bekanntesten Bauwerken in Deutschland zählt das Museum Abteiberg in Mönchengladbach mit seinen begehbaren Dächern und dem versteckten Eingang.

Zu Holleins bekanntesten Bauwerken in Deutschland zählt das Museum Abteiberg in Mönchengladbach mit seinen begehbaren Dächern und dem versteckten Eingang.

Foto: Detlef ilgner

Zu seinen bekanntesten Bauwerken in Deutschland zählen das Museum Abteiberg in Mönchengladbach mit seinen begehbaren Dächern und dem versteckten Eingang, das Frankfurter Museum für Moderne Kunst mit seinem schwierig zu gestaltenden dreieckigen Grundstück und die Österreichische Botschaft in Berlin.

Museumsentwürfe und -bauten haben Hollein zeitlebens beschäftigt. Sei es das Teheraner Museum für Glas und Keramik (1977) oder das unterirdische Vulkanmuseum im französischen Clermont-Ferrand (2002).

Nicht verwirklicht, aber als Entwurf spektakulär, blieb das Guggenheim-Museum im Salzburger Mönchsberg (1989). Nach Holleins Vorstellungen sollte das Museum tief im Berg über drei Treppen zugänglich sein.

Hollein, am 30. März 1934 in Wien geboren, hatte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und in den USA studiert. In dieser Zeit lernte er die Pueblos der Indianer im Südwesten kennen und blieb fortan fasziniert, genauso wie von der Raumfahrt, deren sterile, glatte Materialien eine wichtige Rolle in seinem Schaffen spielten.

1964 eröffnete er sein Architekturbüro in Wien. "Architektur ist kultisch, sie ist Mal, Symbol, Zeichen, Expression. Architektur ist die Kontrolle der Körperwärme - schützende Behausung", formulierte Hollein schon 1967 seinen umfassenden Anspruch, mit dem er zu einem wichtigen Vertreter der Avantgarde wurde.

In Österreich erntete Hollein 1990 mit seinem Haas-Haus gegenüber dem Stephansdom zunächst wenig Beifall. Mit seiner teils verspiegelten Fassade gegenüber der gotischen Kirche ist das Gebäude ein starker Kontrast inmitten des ehrwürdigen Ensembles der Wiener Innenstadt.

Landschaft und Architektur zu verbinden, harmonisch oder als Gegensatz, war eines seiner Markenzeichen. Entwürfe wurden zu Collagen. Eine der bekanntesten Collagen zeigt einen Flugzeugträger als utopische Stadt inmitten einer Wiese. Als Bildhauer schuf er sein "Goldenes Kalb", einen vergoldeten Eisenbahntankwaggon mit Hörnern.

Hollein hat es gereizt, kleine und kleinste Räume funktional zu gestalten. "Minimal Environments" nannte er entsprechende Pläne. Als Hollein 1965 die Möglichkeit hatte, in Paris einen Ausstellungsfläche von einem Quadratmeter zu nutzen, wollte er eine echte Wiener Telefonzelle zu einem Lebensraum umgestalten.

Das Projekt scheiterte schließlich an Geldmangel. Aber es brachte ihm dennoch Ruhm. Das nicht-existente Objekt wurde in einer Zeitung positiv besprochen. Er meinte dazu lakonisch, ein Bauwerk müsse offenkundig nicht wirklich existieren, solange es medial simuliert oder vermittelt werden könne.

(dpa)
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