Mönchengladbach Hannelore Kraft zu Besuch in der Kulturküche

Mönchengladbach · Und da war es plötzlich - dieses Gefühl, das die Mönchengladbacher früher gar nicht kannten, das sie aber seit fünf Jahren zunehmend und immer deutlicher entwickeln und gern zeigen - Lokalpatriotismus.

 Hannelore Kraft fühlte sich in der Kulturküche sichtlich wohl.

Hannelore Kraft fühlte sich in der Kulturküche sichtlich wohl.

Foto: Raupold

Liebe zur Heimatstadt. Und seit gestern weiß auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, dass die Gladbacher nicht nur stolz auf ihre Borussia sind, sondern auch auf sich selbst. Die SPD-Landesvorsitzende besuchte auf ihrer Wahlkampf-Tour am Nachmittag die Kulturküche an der Waldhausener Straße. Und wen und was sie da sah und hörte, gefiel ihr augenscheinlich sehr gut.

Die Kulturküche, im vergangenen Jahr im heruntergekommenen ehemaligen Traditionslokal Haus Lütterforst entstanden, wird von der Intres GmbH betrieben, die sich um die Integration und Rehabilitation Suchtkranker kümmert. Das liebevoll eingerichtete Café in starken Lila- und Grüntönen, in dem selbstverständlich kein Alkohol ausgeschenkt wird, ist inzwischen zum beliebten Treffpunkt geworden.

In der Küche und im Service arbeiten zehn Klienten der Intres. Einer davon ist Wolfgang Vormum. Er erzählte der Ministerpräsidentin, wie es um ihn stand, bevor er die Hilfe von Intres annahm: "Ich stand am Ende meines Lebens, hier in der Kulturküche habe ich einen geregelten Tagesablauf, und ich lerne viele nette junge Leute kennen." Denn die in den beiden oberen Etagen arbeitenden Menschen treffen sich gern bei Kaffee und leckeren Nussecken in der Kulturküche - zum Austausch, zum Quatschen und Planen. "In der Kulturküche werden Ideen geschmiedet", sagt der Aktions- und Konzeptkünstler Norbert Krause, der sich kürzlich im Haus eingemietet hat.

Oberbürgermeister Norbert Bude berichtete von der rasanten Entwicklung, die die Stadt vor allem auch dank des Einsatzes der Bürger inzwischen nimmt. "Anfangs standen sich Politik und Verwaltung auf der einen und die jungen Kreativen auf der anderen Seite verständnislos gegenüber. Das hat sich in den vergangenen fünf Jahren absolut geändert." Damals habe man den Kontakt zur Hochschule gesucht und in den Studenten des Faches Social Design genau die richtigen Ansprechpartner gefunden. Im Laufe der Aktivitäten habe sich der Quartiersgedanke durchgesetzt, der nun dafür sorge, dass sich in einigen Vierteln der Stadt eine starke positive Aufbruchstimmung entwickeln könne.

Hannelore Kraft fand das alles sehr neu und spannend. "Wir Menschen in Nordrhein-Westfalen kommen aus einer solidarischen Tradition", sagte sie. Es sei der richtige Weg, die Anonymität aufzubrechen und Nachbarschaften aufleben zu lassen. In der Kulturküche erlebe sie eindrucksvoll, wie die gemeinsame Arbeit beiden Seiten und dann auch noch der Stadt zugute kommt. Beim Rundgang über den Grünewald-Platz vor der Kulturküche schilderte Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers, wie schlimm und verwahrlost dieser bis vor kurzen ausgesehen hat. Und was hier nun alles geschieht. Und da war er wieder - dieser schöne Stolz.

(RP)
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