Mönchengladbach Handwerk baut für die Zukunft

Mönchengladbach · Das zweitgrößte Bauvorhaben der Stadt ist auf dem Weg: Gestern erfolgte der Spatenstich für den Neubau der Kreishandwerkerschaft. Bereits ab Sommer 2013 sollen junge Handwerker in hochmodernen Werkstätten lernen.

 So soll die neue, hochmoderne Zentrale der Handwerker an der Oststraße aussehen, wenn sie fertig ist. ANIMATION: RKW RHODE KELLERMANN WAWROWSKY

So soll die neue, hochmoderne Zentrale der Handwerker an der Oststraße aussehen, wenn sie fertig ist. ANIMATION: RKW RHODE KELLERMANN WAWROWSKY

Foto: Kreishandwerkerschaft

Den Geruch von frisch geschnittenem Holz und Sägespänen ließ Kreishandwerksmeister Frank Mund gestern schon einmal über die Baustelle wabern. Zumindest in Gedanken, als Zukunftsvision. Denn wo jetzt noch Bagger die Szenerie prägen, sollen schon in etwas mehr als zwölf Monaten junge Leute ihr Handwerk erlernen. Das Thema Zeit war überhaupt das Leitmotiv, als gestern der Spatenstich (gebaut wird in Wirklichkeit aber schon seit sechs Wochen) für das zweitgrößte Bauprojekt in der Stadt nach den Arcaden erfolgte: das Berufsbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft.

Schließlich hatte die Planung ein volles Jahrzehnt in Anspruch genommen, zudem soll der Neubau in den kommenden Jahrzehnten ein "mutiges, zukunftsweisendes Signal gegen den Fachkräftemangel" setzen, so Siegfried Schrempf, Vizepräsident der Düsseldorfer Handwerkskammer. Dies wurde beim Spatenstich denn auch mit einer Zeitkapsel symbolisiert, die ins Fundament eingelassen wurde. Die Lokalzeitungen vom 18. Juli 2012, eine Münzsammlung, ein USB-Stick mit Bauplänen und eine Urkunde verspachtelten die geladenen Ehrengäste gemeinsam.

In dem Neubau an der Oststraße entstehen bis August/September 2013 acht überbetriebliche Lehrwerkstätten für täglich 140 Auszubildende, die Filialdirektion der Signal-Iduna-Versicherung sowie Räume für die Geschäftsführung von Kreishandwerkerschaft und Jugendförderungswerk. Im Verbund mit dem angrenzenden Jugendförderungswerk und der Ausbildungsstätte der Schweißer entsteht ein regelrechter Handwerks-Campus – "ein neues Wahrzeichen mit Strahlkraft für die ganze Region", so Frank Mund. "Platz des Handwerks" wird folglich auch die Straßenadresse lauten. 16,9 Millionen Euro kostet das Projekt, davon kommen 8,1 Millionen Euro vom Bund, weitere vier Millionen Euro vom Land und von der EU.

Bundestagsabgeordneter Dr. Günter Krings konnte also eine nette Rechnung aufmachen: "Aus diesem Fördertopf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kamen im Jahr 2011 insgesamt 40 Millionen Euro. Jeder fünfte Euro davon für Mönchengladbach – das können wir gerne auf andere Bereiche ausweiten." Ein "zehn Jahre alter Gedanke wird heute Wirklichkeit", freute sich auch Bürgermeisterin Renate Zimmermanns. Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, betonte, dass die duale Ausbildung in Mönchengladbach künftig noch weitaus besser ausgeführt werden kann als bisher. "Eigentlich reden wir hier von einer trialen Ausbildung", sagte Mund. "Praxis in den Betrieben, Theorie in den Berufskollegs und Qualitätssicherung in den Berufsbildungszentren – das sind drei Säulen." Ein System, für das sich mittlerweile auch EU-Länder wie Spanien interessieren, die eine wesentlich höhere Jugendarbeitslosigkeit aufweisen als Deutschland.

Zahlreiche Honoratioren hatten den Weg auf die Baustelle gefunden. Neben den Fraktionsvorsitzenden Lothar Beine (SPD) und Karl Sasserath (Grüne) etwa Johannes-Wilhelm Schmitz von der Agentur für Arbeit sowie Egon Krieger, der ehemalige Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Er war noch Geschäftsführer der damaligen Rheydter Kreishandwerkerschaft, als die Handwerker 1971 ihr Domizil an der Pescher Straße bezogen. Doch mittlerweile ist der Altbau so in die Jahre gekommen, dass eine vernünftige Ausbildung dort nicht mehr gewährleistet werden kann. Darum soll er, gemeinsam mit der IKK Nordrhein, die ebenfalls dort untergebracht ist, verkauft werden. "Wir haben einen Verkehrswertgutachter beauftragt, der den Marktwert des Hauses ermittelt", sagt Bresser. Bis mindestens Ende 2013 bleiben die Handwerker in dem Gebäude – für den Fall, dass es Verzögerungen beim Neubau gibt. "Wir planen die Übergabe des Altbaus für Anfang 2014."

(RP)
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