Mönchengladbach Gute-Laune-Helge

Mönchengladbach · Der Stadt Rheydt will er sein olles Metalltablett vermachen, Mönchengladbach hält er für einen Ort im vorderen Orient. Schwamm drüber, Helge Schneider machte auf der Bühne der Sommermusik das, was er am besten kann - Jazz und Nonsens.

Mönchengladbach: Gute-Laune-Helge
Foto: Detlef Ilgner

Ob er wirklich wusste, wo er war? Vor dem Konzert hatte Helge Schneider ein Kreuzworträtsel gelöst. Es wurde ein Ort im vorderen Orient gesucht. Dem Vernehmen nach soll er "MÖNCHENGLADBACH" in die Buchstabenkästchen gequetscht haben. Auf der Bühne begrüßte er wenig später die Gäste mit "Schönen Abend hier in Neuss". Aber irgendwann schien er sich orientiert zu haben und zeigte sich von dem effektvoll illuminierten Schloss Rheydt sehr angetan: "Schön hier, sehr schön hier, und so viel Grün. Ist sowieso alles schön hier in - äh, Hessen."

Da war es wieder passiert. Übel genommen hat ihm diese Orientierungslosigkeit garantiert niemand an diesem vierten Abend der Sommermusik auf der Turnierwiese von Schloss Rheydt. Wahrscheinlich haben die schlossansässigen Pfauen selten so viel ausgelassenes Gelächter gehört wie an diesem warmen Spätsommerabend.

Helge Schneider ist ein multibegabter Musiker - er kann sogar mit der Schuhspitze Klavier spielen. Und singen kann er. Und noch mehr. Er ist ein Wort- und Sprachakrobat. Wenn er das Wort Ratte dadaistisch im Stakkato rezitiert - Ratte RaRaRaRa tetetete Rararatetete - ist das mitreißend komisch. (Wenngleich es ungeheuer schwierig ist, von Helge Schneider Gesprochenes textlich halbwegs authentisch wiederzugeben.) Wenn er über das Sterben philosophiert - "damit man stirbt, muss man vorher ganz schön was tun, ich habe ja schon mit zwei Jahren Zeitungen ausgetragen und danach acht Stunden am Hochofen gestanden" - wenn er situativ auf ein laut schepperndes Tablett reagiert - "ich hab auch so eins zuhause, wenn ich mal sterbe, vermache ich das der Stadt Rheydt" - ist das einfach nur abgedrehter Nonsens. Der wahnsinnig gute Laune macht.

Die Musiker, die Helge Schneider um sich geschart hat, müssen auf sein Kommando Soloeinlagen hinlegen - was sie größtenteils mit Bravur erledigen. Er schont sich nicht, und er schont die Band nicht. Eine Band übrigens, die den allerfeinsten Jazz unter dem Rheydter Abendhimmel erklingen lässt.

"Ich geh einsam durch die Straßen", "Ich drück die Maus", "Telefonmann", "Sommer Sonne Kaktus", "Meisenmann", "Es gibt Ries, Baby""Ich spiele Lotto", "Käsebrot", "Wurstfachverkäuferin" - die Klassiker wechseln sich mit Neuerem ab. Das Publikum ist begeistert, es wird gelacht und getanzt. Viele singen mit. Super Stimmung.

"Wir haben einen total entspannten Helge Schneider erlebt", sagt Günter vom Dorp. Der Erfinder und Organisator der Sommermusik hat den Abend sehr genossen. "Es war einfach nur toll." Wie die vielen Gäste, die sich nach dem Auftritt fröhlich auf den Weg machten. Auf dem Parkplatz waren hier und da Textfetzen zu hören: "Sommer Sonne Kaktus" oder auch "Es gibt Reis, Baby, es gibt Reis. Und dazu Erbsen und Möhrchen aus dem Glas. Die kann man sogar kalt essen". Ja, es war ein klasse Abend!

(isch)
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