Mönchengladbach Grüner Matsch wird wieder Park

Mönchengladbach · 1,5 Millionen Euro – das ist im Vergleich zu Investitionen in andere Gladbacher Großprojekte ein Betrag fast aus der Portokasse. Und trotzdem ist es ungewöhnlich: Denn dieses Geld ist für öffentliches Grün bestimmt. Der Hugo-Junkers-Park soll Sinnbild für das neue, schicke Rheydt werden.

1,5 Millionen Euro — das ist im Vergleich zu Investitionen in andere Gladbacher Großprojekte ein Betrag fast aus der Portokasse. Und trotzdem ist es ungewöhnlich: Denn dieses Geld ist für öffentliches Grün bestimmt. Der Hugo-Junkers-Park soll Sinnbild für das neue, schicke Rheydt werden.

Die Aussage war wie ein Peitschenhieb. "Das alles ist nur noch grüner Matsch", sagte der Vorsitzende des Preisgerichts, das in acht Stunden 24 Gestaltungsentwürfe für den Hugo-Junkers-Park begutachten musste. Professor Norbert Kloeters bezog sein vernichtendes Urteil natürlich nicht auf die Skizzen, sondern auf das, was er sich vorher viele Stunden lang angeguckt hatte — den Park selbst. Und da Kloeters in Gladbach aufgewachsen ist und weiß, wo und in welchem Zustand die Parkanlagen der Stadt sind, zuckten Planer und Politiker zusammen: "Grünen Matsch", gemeint ist ein Sammelsurium an Pflanzen, die wegen Geldknappheit über Jahre nicht richtig gepflegt wurden, gibt es gleich an mehreren Stellen in der Stadt.

Im Hugo-Junkers-Park kann ein Neuanfang gemacht werden. Der ist nur möglich, weil das Land seine Umgestaltung kräftig fördert. 80 Prozent der Gesamtinvestitionssumme von 1,5 Millionen Euro kommen aus einem Fördertopf. Angesichts der Millionensummen, die etwa in den Bau der Arcaden und in die Neugestaltung Rheydts gesteckt werden, scheint dieser Betrag geradezu aus einer Portokasse zu stammen. Irrtum. Dass unabhängig von irgendwelchen Gartenschauen Millionen für einen Park lockergemacht werden, ist schon ungewöhnlich — und lässt manchen anderen Park in der Stadt wie ein Aschenputtel dastehen.

Es wird extensiviert

Fakt ist: Bei rund 1,3 Milliarden Euro Schulden sind der Stadt so enge Grenzen gesetzt, dass sie kräftig sparen muss. Vor allem beim Grün. Nur noch wenige Areale — Bunter Garten, Schmölderpark, die Umgebung der Schlösser Rheydt und Wickrath — erhalten als sogenannte Premium-Grünanlagen die große Aufmerksamkeit der Stadt-Gärtner. Vielerorts wird "extensiviert" — große Teile der Grünflächen werden der Natur überlassen. Andererseits kokettiert Mönchengladbach damit, Großstadt im Grünen zu sein, weil 57 Prozent von rund 170,5 Quadratkilometern nicht aus Gebäuden, Straßen, asphaltierten und zugepflasterten Plätzen bestehen. Die Entwicklung im Hugo-Junkers-Park hat damit gleich doppelte Bedeutung: Sie steht für die großen Versäumnisse der Vergangenheit und für die Gestaltung der Zukunft.

Das Berliner Büro Mettler, das den Zuschlag bekam, verfolgt eine klare Linie: Rasen, Wiesen, Bäume. Verzicht auf Sträucher und Stauden. Die Weite des Parks soll sichtbar werden, die Gründerzeit-Villa inmitten des Parks wird frei gestellt. Das bedeutet auch: Die Zahl der Angst-Räume, schlecht einsehbarer Bereiche, wird minimiert. Sogar die Mammutbäume sollten nach dem Willen der Landschaftsplaner gefällt werden — doch da zogen Gladbachs Politiker nicht mit. Nur einer von sieben verschwindet.

Im Frühjahr beginnt der Umbau. Zu diesem Zeitpunkt ist das Pahlkebad saniert und wieder geöffnet. Bad, Park, Kindergarten — drei Ausrufezeichen für Rheydt.

(RP/url)
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