Mönchengladbach Grüne wollen Putschisten vom Schild holen

Mönchengladbach · Paul von Lettow-Vorbecks Geburtsstadt Saarlouis hat seinen Namen im Mai vom Straßenschild gestrichen. Anfang November mochte die Bundeswehr eine Kaserne in Leer nicht mehr nach dem ehemaligen Generalmajor der Reichswehr benannt sehen. Und wenn es nach den Mönchengladbacher Grünen geht, ist auch am Bunten Garten ein neuer Straßennamen fällig. Denn Paul von Lettow-Vorbeck sei ein Namenspatron, "der durch eine rassistische oder eine militant-totalitäre Haltung zu Volksverhetzung oder Gewaltbereitschaft beigetragen hat", finden sie.

Sicherheit und Ordnung bedroht?

Wie eine Namensänderung der 1935 nach Lettow-Vorbeck benannten Straße einzufädeln sei, soll auf Wunsch der Grünen die Stadtverwaltung klären. Als erste Hürde könnte sich das Mönchengladbacher Ortsrecht erweisen. Denn die "Allgemeinen Richtlinien für die Straßenbenennung in der Stadt Mönchengladbach" besagen: "Straßenumbenennungen dürfen nur erfolgen, wenn diese aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich sind." Ob die Argumente gegen Lettow-Vorbeck diesen Tatbestand begründen können, werde geprüft, sagt Stadtsprecher Walter Schröders. Falls nicht müsste die Stadt folglich zuerst die Richtlinien ändern.

Mit dem Vorstoß der Grünen lebt eine Debatte auf, die vor gut zehn Jahren schon einmal um die Lettow-Vorbeck-Straße geführt wurde. "Damals wurde sie von den Jusos angestoßen", erinnert sich Dr. Christoph Waldecker, seinerzeit Mitarbeiter des Mönchengladbacher Stadtarchivs und heute Leiter des Archivs der Stadt Limburg. Waldecker hat sich damals mit dem Generalmajor beschäftigt und einen Lexikonartikel über ihn verfasst. "Lettow-Vorbeck ist aus heutiger Sicht schwierig zu beurteilen", sagt der Historiker: "Er war ein Militarist, entsprechend dem Zeitgeist, und ein Demokrat ist er ganz bestimmt nicht gewesen." Das bewies er, als er sich 1920 am Kapp-Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung der Weimarer Republik beteiligte. Allerdings sei er auch als "Kind seiner Zeit" zu betrachten, meint Waldecker.

"Rassismus bis ans Lebensende"

Lettow-Vorbecks Biograph Eckard Michels attestiert ihm einen lebenslangen Rassismus, der ihn nicht von vielen anderen deutschen, aber auch britischen und südafrikanischen Offizieren unterschieden habe. Diese rassistische Haltung habe während seiner Dienstzeit in Afrika zwischen 1913 und 1919 dazu beigetragen, dass Lettow-Vorbeck kein Mitgefühl für hunderttausende afrikanische Opfer der Kämpfe zwischen Deutschen, Engländern und Südafrikanern empfand.

Waldecker urteilt zurückhaltend: "Er war kein Afrikanerschlächter." Lettow-Vorbeck habe 1926 sogar in Deutschland durchgesetzt, dass die von den Deutschen als Hilfstruppen rekrutierten Afrikaner eine Rente bekamen. Zwei Jahrzehnte zuvor war Lettow-Vorbeck freilich an der blutigen Niederschlagung des Aufstandes der Herero beteiligt gewesen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort