Mönchengladbach Großer Lehrermangel an Grundschulen

Mönchengladbach · Die Schulaufsicht hat immer mehr Schwierigkeiten, frei werdende Stellen für Grundschullehrer neu zu besetzen. Es gibt kaum qualifizierte Bewerber. Deshalb müssen Schulen kreative Lösungen finden - auch für Klassenleitungen.

Den Mönchengladbacher Grundschulen gehen zusehends die ausgebildeten Lehrer aus. "Wir haben eine prekäre Situation, die Grundschulleitungen haben alle Hände voll zu tun, Vertretungskräfte zu organisieren", sagt die zuständige Schulamtsdirektorin Ursula Schreurs-Dewies. 33 der 510 Lehrerstellen an den Gladbacher Grundschulen waren Ende Dezember nicht besetzt. Und wenn Besetzungsverfahren laufen, ist es inzwischen immer schwieriger, geeignete Kandidaten zu finden.

"Wir haben kaum Bewerber auf grundsätzlich ausreichend bereitgestellte Stellen", sagt Schreurs-Dewies. Dies sei allerdings ein bundesweites Problem, das sich vor ein paar Jahren noch ganz anders darstellte: Damals waren viele Grundschulleiter-Stellen wegen eines Mangels an Bewerbern nicht zu besetzen. Jetzt gibt es in den Rektorenbüros kaum mehr unbesetzte Schreibtische, dafür aber in den Lehrerzimmern. Grund ist das anhaltend geringe Niveau an Hochschulabsolventen, die ein Lehramtsstudium für die Grundschule abschließen.

Wie schwierig es ist, Lehrer für die Grundschulen zu finden, zeigen die gerade zu Ende gehenden Stellenausschreibungen. Auf vier Ausschreibungen hat sich nur ein einziger Kandidat beworben - dabei waren die Stellen sogar schon für sogenannte Seiteneinsteiger geöffnet. Das sind etwa Leute, die ein abgeschlossenes Studium in Musik, Kunst oder Sport haben und die entsprechenden Fächer auch ohne Lehramts-Studium unterrichten könnten. Wenn sich aber gar kein geeigneter Interessent meldet, dann kann nach einer Ausschreibung nicht einmal das Besetzungsverfahren eröffnet werden.

Zum neuen Schuljahr wird sich das Problem verschärfen, das ist bereits absehbar. Denn schon jetzt ist klar, dass es deutlich weniger Lehramts-Anwärter gibt als offene Stellen. Natürlich gehen auch immer wieder welche in Pension. Die Folge: "Wir haben im Moment große Sorge zu gewährleisten, dass zum 1. August in allen Eingangsklassen ausgebildete Lehrkräfte die Klassenleitung übernehmen", sagte Schreurs-Dewies zuletzt im Schulausschuss und erklärt dazu: "Ich kann nicht ausschließen, dass im nächsten Schuljahr ein Lehrer zwei Klassenleitungen hat oder zwei Teilzeitlehrer sich eine Klassenleitung teilen."

Zum allgemeinen Mangel an Absolventen kommt im Fall der Grundschullehrer aber noch ein weiteres Phänomen: 95 Prozent der Pädagogen sind Frauen, von denen derzeit etwa 90 in Elternzeit sind. Das sind etwa 20 mehr als noch vor zwei Jahren. Wenn eine Stelle nicht besetzt ist oder die Lehrerin sich um ihren Nachwuchs kümmert, dann obliegt es den Schulen, eine Vertretungskraft zu organisieren. Das sind mitunter auch ehemalige Lehrerinnen, die eigentlich schon in Pension sind und noch einmal reaktiviert werden. "Die Schulen machen sich sehr viele Gedanken darüber, dass möglichst viel in den Händen von ausgebildeten Lehrern liegt", so Ursula Schreurs-Dewies. "Sie machen das Beste daraus, und davor ziehe ich den Hut."

(RP)
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