Mönchengladbach Grosse lässt den OB pauken

Mönchengladbach · "Wir sind wieder zu Hause", freute sich Intendant Michael Grosse, als die festliche Operngala im sanierten Theater in Rheydt die Spielzeit klangvoll eröffnete. Mit einem attraktiven Programm warb das Theater um die Zuschauergunst.

 Generalintendant Michael Grosse führte charmant und mit kompakten Informationshäppchen durch das zweieinhalbstündige Programm der Opern-Gala "Im Reich der Träume".

Generalintendant Michael Grosse führte charmant und mit kompakten Informationshäppchen durch das zweieinhalbstündige Programm der Opern-Gala "Im Reich der Träume".

Foto: Matthias Stutte

Er hatte es schlägeldick hinter den Ohren, dieser Musiker in der letzten Orchesterreihe: Kaum hatte Generalintendant Michael Grosse die Gäste im mit 800 Besuchern vollbesetzten Theater zur Eröffnung der Spielzeit im sanierten Rheydter Haus begrüßt, schlug der Paukist auf eines seiner drei Felle. Grosse entschuldigte den übereifrigen Musiker, der seine Freude lautstark äußern wolle. Da hatten die meisten im Saal bereits den unbekannten Musiker identifiziert: Norbert Bude.

8,4 Millionen Euro investiert

Der Oberbürgermeister entschuldigte sich für die Instrumentenwahl. Er beherrsche andere halt noch weniger. Und meinte: "Auch die Politik verdient mal ein paar Paukenschläge!" Bevor indes die Frage drängend wurde, ob Bude für die Aushilfstätigkeit im Orchester eigentlich eine Genehmigung hat, stand der OB vorn an der Rampe. Im launigen, gut arrangierten Dialog mit Intendant Grosse wechselten die beiden leitenden Herren gediegene Worte.

"Was für ein tolles Gefühl: Wir sind angekommen im Stammhaus des Theaters", betonte Bude. Und erinnerte an die 8,4 Millionen Euro, die die Stadt in den vergangenen zwei Jahren in Brandschutz und energetische Sanierung des Theaters investiert hat. 2,5 Millionen davon kostete die Erneuerung der Bühnentechnik. Und nun sind, so Grosse, beide Häuser des Theaters per Datenautobahn vernetzt.

Das musste gefeiert werden. "Im Reich der Träume" war die festliche Operngala überschrieben, mit der am Sonntagabend die neue Spielzeit eröffnet wurde. Durch das unterhaltsame, dabei nicht anspruchslose Programm führte der Hausherr persönlich. Dabei fiel auf, dass Michael Grosse lieber prägnant formuliert, sich auch bei Anekdoten gern kürzer fasst als sein Vorgänger Jens Pesel.

Was nicht bedeutete, dass die begeistert beklatschte Veranstaltung weniger Zeit benötigt hätte. Bernsteins komische Operette "Candide" setzte mit der Ouvertüre und dem voluminösen Finale des zweiten Akts mit Orchester, Theaterchor und neun Gesangssolisten den Rahmen. Das Stück handelt von "der besten aller Welten" — was hier einmal auf das Theater zu beziehen war.

Dazwischen schmetterten Solisten mit aparter Begleitung des Orchesters — im Wechsel von Generalmusikdirektor Graham Jackson und Kapellmeister Andreas Fellner am Pult geleitet — famos ihre Arien. Der neu engagierte Charakterbass Andrew Nolen gab einen vielbeachteten Einstand als Alidoro in Rossinis "La Cenerentola".

Noch mehr Applaus erhaschte der für den erkrankten Kai Scholdybajew eingesprungene Tenor Derek Taylor in Cileas "L'Arlesiana". Tobias Scharfenberger gelang eine prachtvolle Arie aus Korngolds Oper "Die tote Stadt". Von den Sängerinnen warteten Eva Maria Günschmann, Janet Bartolova und Debra Hays ebenbürtig mit hoher Sangeskunst auf. Und dann die Zugabe: "Nessun dorma". Da tobte der Saal.

(RP)
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