Mönchengladbach Große Gala für das Theater-Ballett

Mönchengladbach · Intendant Michael Grosse führte durch das Programm mit dem Ballett-Ensemble. Auch Live-Musik war zu erleben.

 Ästhetik pur: Ein schöner Anblick, wenn eine Hebefigur ganz leicht und beschwingt aussieht.

Ästhetik pur: Ein schöner Anblick, wenn eine Hebefigur ganz leicht und beschwingt aussieht.

Foto: Matthias Stutte

Wer behauptet, beim Theater könne man keine großen Sprünge machen, der sollte dringend eine Vorstellung der Ballett-Compagnie besuchen. In den einfallsreichen Choreografien von Robert North gehen die Tänzer so grazil in die Luft, dass es das Publikum der ersten Ballett-Gala im Theater Mönchengladbach nach gut zwei Stunden zu stehend dargebotenen Ovationen und begeisterten Bravo-Rufen von den Stühlen reißt.

 Szene aus dem neuen Ballettprogramm "Lachen und Weinen", das im April 2014 in Krefeld herauskommen wird. Die Mönchengladbacher bekommen die Choreografie Ende 2014 zu sehen.

Szene aus dem neuen Ballettprogramm "Lachen und Weinen", das im April 2014 in Krefeld herauskommen wird. Die Mönchengladbacher bekommen die Choreografie Ende 2014 zu sehen.

Foto: Mario Winkler

Es fängt frühlingshaft an, mit einer Kostprobe aus "Lachen und Weinen", dessen Uraufführung im April auf der Bühne in Krefeld zu erleben sein wird. In zarten Pastelltönen wirbelt das Ensemble über die Bühne und entführt die Zuschauer aus dem nass-kalten ersten Advent. Ein kleiner Ausblick auf die zweite Hälfte der Spielzeit. Darauf folgt ein buntes Potpourri kleiner Ausschnitte und Erinnerungen an ältere Choreografien, die Robert North auf die Gladbacher Bühne gebracht hat.

Es gibt ein Wiedersehen mit "Arkadien" und "Troy Game", die im Rahmen des Ballettabends "Kontraste und Rhythmen" 2011 zu sehen waren, aus "Verlorene Kinder" wird das Piloten-Trio gezeigt, zwei Ausschnitte aus "Fado" verzaubern genauso wie die Sequenz aus "Bach". Und am Ende erklingt Ravels Bolero, mit dem die Tänzer einen furiosen Schlusspunkt unter einen abwechslungsreichen, unterhaltsamen, ebenso anrührenden wie witzigen Abend setzen.

Dabei bewegt sich das Ensemble zwischen Melancholie und Slapstick. Denn besonders die komischen Seiten des Balletts sind beliebt beim Publikum; und in der Rolle eines Orchesters mit Paolo Franco als durchgeknalltem Dirigenten gewinnen die Tänzer endgültig die Herzen der Zuschauer.

Was dem Abend aber zusätzlich Charme verleiht, ist nicht die Präzision und Perfektion auf der Bühne, sondern der Umgang mit dem Unperfekten. Zwei kurz angespielte Tracks verraten auch dem Unkundigen: "Aha, hier läuft gerade etwas schief." Und — seien wir doch ehrlich: Theater ist so spannend, weil hier nicht einfach geschnitten und glattgezogen werden kann, was grad nicht passt. Also tritt Intendant Michael Grosse, der den Abend moderiert, diesmal nicht vor den Vorhang, um den nächsten Programmpunkt anzusagen. "Hinter den Kulissen wird ganz schnell im Haus herumgerannt und die CD gesucht", verkündet er mit einem entwaffnenden Lächeln. "Das ist Ballett live."

Das Publikum freut sich, kommt es dadurch doch noch einmal in den Genuss des Klavierspiels von André Parfenov, aus dessen Komposition "Verlorene Kinder" an diesem Abend ebenfalls ein Stück tänzerisch interpretiert wird.

Die kleinen Interviews zwischendurch mit Karine Andrei-Sutter, die vor kurzem zum ersten Mal Mutter geworden ist, und mit Razvan Craciunescu, mit Ballettmeisterin Sheri Cook und Direktor Robert North oder Inspizientin Victoria Bröcker geben dem gelungenen Tanzabend eine auch persönliche Note.

(gam)
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