Mönchengladbach Grimshaw baut die Stadt um

Mönchengladbach · Seit gestern Abend ist klar: Der britische Stararchitekt Sir Nicholas Grimshaw wird Gladbachs Masterplaner. Er will auf Gladbach als Großstadt in der grünen Region setzen und versteht die beiden Zentren als zwei Herzen.

Das Votum bei der Mitgliederversammlung des Vereins MG 3.0 gestern Abend war eindeutig – und es dürfte für manchen eine Überraschung gewesen. Denn nicht etwa Albert Speer, der ebenfalls von Unternehmern beauftragt den Masterplan für Köln gemacht hat, bekommt den Zuschlag aus Mönchengladbach. Der Vorstand berichtete aus den Präsentationen vielmehr fast euphorisch von den Ideen von Sir Nicholas Grimshaw und bekam entsprechend einmütig von den Mitgliedern den Auftrag, die schon weit gediehenen Vertragsverhandlungen so rasch zu einem Ende zu bringen, dass der Brite seine Vorstellungen schon Mitte Oktober erstmals bei einem öffentlichen Forum in der Stadt präsentieren soll.

Die Stärken der Stadt

Das Büro Grimshaw hatte sich offenbar von allen Aspiranten am detailliertesten auf die Aufgabe vorbereitet und nicht nur allgemeine Überlegungen zu Städtebau und Masterplan skizziert, sondern Eindrücke zu Mönchengladbach zu ersten Hypothesen verdichtet. Und was dort professionell auf wenigen Folien aufbereitet war, trifft den Kern erstaunlich präzise. Grimshaw betont die Stärken der Stadt, die noch besser ausgespielt werden müssten. Das ist zum einen die Lage der Stadt, bestens angebunden in eine spannende und sehr grüne Region. Und zum anderen die Besonderheit der zwei Zentren auf engstem Raum. "So kurios dieses doppelte Herz auch ist, macht was draus", so das Credo der Stadtplaner.

Dies sei allerdings auch zwingend nötig. Denn die Planer aus England erlebten Mönchengladbach als "vereint, aber uneins". Die zwei Herzen schlügen nicht im gleichen Takt. Genau das sei aber ein wesentliches Ziel des Masterplans: "Zwei Herzen schlagen wie eins." Damit sei allerdings nicht gemeint, Gladbach und Rheydt als gleichberechtigte Pole zu betonen, erläuterte Fritz Otten, einer der beiden Vorsitzenden von MG 3.0. "Es geht nicht darum, eifersüchtig aufeinander zu schielen, sondern Hemmnisse zu beseitigen", so Otten.

Der Masterplan soll grundlegende Leitlinien für die Stadtplanung definieren, die dann über viele Jahre nach und nach umgesetzt werden sollen. Bezahlt wird der Masterplan im Wesentlichen von Unternehmern der Stadt. Bislang gibt es Sponsorenzusagen über 535 000 Euro. Der Verein hofft, nachdem nun klar ist, wer den Masterplan macht, weitere Unterstützer zu finden und auf 600 000 Euro zu kommen. Der Prozess wird 14 Monate dauern, in deren Verlauf es vier öffentliche Foren gibt. Die Beteiligung der Bürger ist Grimshaw, der als Querdenker unter den Architekten gilt, besonders wichtig. "Der Mensch steht im Zentrum", war einer seiner zentralen Aussagen. Ernst Kreuder, Vorsitzender des Vereins, ist sicher: "Wir bekommen einen ganz besonderen Masterplan."

(RP)
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