Mönchengladbach Grenzpendler: Jetzt kommen die Holländer
Mönchengladbach · Arbeiten in den Niederlanden ist für Deutsche schon länger populär. Die Arbeitsagentur registriert nun auch gestiegenes Interesse in Gegenrichtung.
Immer mehr Deutsche, die auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind, entscheiden sich für das europäische Ausland. Für Mönchengladbacher sind die nahen Städte der Niederlande eine Option. "Es macht keinen Unterschied, ob man einen Beruf am Heimatort oder in den Niederlanden ausübt", sagt Claudia Süß.
Sie arbeitet bei der Agentur für Arbeit und kümmert sich dort um die so genannten Grenzpendler. Das sind Menschen, die in Deutschland wohnen und für ihren Beruf in das Ausland pendeln. Dabei ist es für Arbeitssuchende kein Zwang, eine Stelle im Ausland anzunehmen, sondern eine Alternative. "Für manche Berufe kann dies ein Karrierebaustein im Lebenslauf sein", erklärt Süß und denkt dabei zum Beispiel an Studenten, die niederländisches oder europäisches Recht lernen.
Während in den vergangenen Jahren vor allem Deutsche in die Niederlande vermittelt wurden, sollen künftig mehr Niederländer nach Deutschland vermittelt werden. "Seit 2000 bieten wir hier Informationsveranstaltungen an und berichten darüber, was alles zu beachten ist, wenn man in Holland arbeiten möchte. Nun machen wir solche Veranstaltungen auch für holländische Leute", erklärt Lambert Weijs. Er ist Manager bei der niederländischen Firma Startpeople und hat viel Erfahrung mit Grenzpendlern.
"Pro Jahr nehmen etwa 4 000 Deutsche einen Beruf in Holland auf", sagt Weijs. Das liege daran, dass niederländische Unternehmen immer häufiger bereit seien, ausländischen Arbeitskräften Festverträge zu geben: "Das war vor acht Jahren noch nicht so." Entscheidend sei gewesen, dass die EU durch ihre Gesetzgebung viele Löcher geschlossen habe und es so einfacher und attraktiver geworden sei, einen Beruf im nahen Ausland aufzunehmen.
Einer, der bereits in den Niederlanden gearbeitet hat und es bald erneut tun möchte, ist Volker Kampmann. "Ich habe vor einigen Jahren im Logistikbereich in Holland gearbeitet, bis ich wieder zu einem deutschen Unternehmen wechselte", erzählt er. Das lag aber nicht etwa daran, dass Kampmann nicht mehr pendeln wollte, sondern daran, dass er eigentlich aus dem kaufmännischen Bereich kommt.
Nun, da sich an seinem aktuellen Arbeitsplatz einige Veränderungen ergaben, seien die Niederlande wieder attraktiv geworden: "Man hat dort auch Vorteile in der Sozialversicherung. Am Ende habe ich so die Möglichkeit, ein bisschen mehr zu verdienen." Um sich über die genauen Details zu informieren, besucht er die Veranstaltungen, in denen die Agentur für Arbeit darüber informiert, was Grenzpendler beachten müssen.
"Wenn man in den Niederlanden arbeitet, gilt das EU-Recht. Das heißt, man muss EU-Bürger sein", erklärt Claudia Süß. Bei der Auswahl der Bewerber haben niederländische Unternehmen bestimmte Kriterien.
"Es wird etwa Wert darauf gelegt, dass der Arbeitnehmer selbstständig zum Arbeitsplatz gelangt", erklärt Anja Völler von Startpeople. Kenntnisse des Niederländischen seien nicht in jedem Beruf erforderlich: "Gerade in grenznahen Orten wie Venlo sprechen viele Deutsch. Grundkenntnisse in Englisch sind aber nie schlecht." Um Grenzpendler zu sein, muss man entweder täglich pendeln oder in den Niederlanden wohnen und mindestens einmal pro Woche nach Deutschland fahren. Außerdem muss das Unternehmen seinen Sitz in den Niederlanden haben.
Das Einkommen müssen die Pendler in den Niederlanden versteuern. Der Steuersatz richtet sich nach dem Gehalt. In der Sozialversicherung, die von den Arbeitgebern abgeführt wird, sind die Rente, die Pflegeversicherung und das Kindergeld inklusive. Eine Krankenversicherung für rund 100 Euro pro Monat müssen Arbeitnehmer abschließen. "Diese Basisversorgung ist Pflicht", sagt Völler. Sollte es zu einem Krankheitsfall kommen, sind die Arbeitgeber dazu verpflichtet, bis zu zwei Jahre den Lohn fortzuzahlen. Attraktiv ist auch das Rentensystem. Pro Jahr, das ein Grenzpendler in den Niederlanden arbeitet, bekommt er später zwei Prozent seines Bruttojahresverdienstes. Arbeitet also jemand fünf Jahre in Venlo, bekommt er später zehn Prozent seines Einkommens als Rente.