Mönchengladbach Graffiti-Opfer will wegziehen

Mönchengladbach · Bereits sechsmal wurde die Hausfassade von Hannelore Bröcker mit Graffiti beschmutzt. Die Gladbacherin weiß sich nicht mehr zu helfen. Sie überlegt sogar, das Haus zu verkaufen. Illegale Spray-Attacken haben zugenommen.

Hannelore Bröcker ist es leid. Seit Juli 2008 liefert sie sich mit Graffiti-Sprühern aus der Stadt einen unfairen Kampf. "Nach der Grundsanierung des Hauses tauchten regelmäßig großflächige Schmierereien an der Fassade auf", sagt die 57-Jährige. Insgesamt sechsmal hat sie eine Malerfirma beauftragt, die Schandflecken wieder beseitigen zu lassen — und zahlte dafür jedes Mal mehrere Hundert Euro. "Manchmal lagen nur wenige Woche zwischen den Fällen. Jetzt habe ich es satt. Es bringt ja doch nichts", sagt sie. "Ich überlege sogar, das Haus zu verkaufen."

Machtlos gegen Vandalismus

Von Polizei und Stadt fühlt sich die Gladbacherin im Stich gelassen. "Einmal hat der Polizist mich gebeten, selber ein Foto des Schadens zu machen und der Wache zuzuschicken. Ein anderes Mal kamen gleich drei Beamte. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Nach wenigen Wochen wird das Verfahren eingestellt. Und häufiger Streife fährt hier auch keiner." Beim Bürgerbüro habe man ihr ebenfalls nicht weiterhelfen können. "Dabei ist es doch auch im Interesse der Stadt, dass die Fassaden der Häuser gepflegt aussehen", sagt Hannelore Bröcker.

Doch Stadt und Polizeibehörde sind selber seit Jahren machtlos gegen den Vandalismus. 2012 hat sich die Entwicklung sogar zugespitzt. Während der Polizei im Vorjahr zwischen Januar und August noch 183 Fälle von Graffiti gemeldet wurden, sind es in diesem Jahr im gleichen Zeitraum bereits 222. Auch die Stadt klagt regelmäßig über Graffiti an ihren Gebäuden. "Wir führen keine Statistik, aber reduziert hat sich die Zahl der Fälle gewiss nicht", sagt Stadtsprecher Walter Schröders. Ärgerlich sei dabei vor allem, dass sich die Farbschmierereien je nach Untergrund nur sehr schwer und mit hohem Kostenaufwand wieder entfernen lassen. "Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, nur die Graffiti sofort beseitigen zu lassen, die mit ihren Inhalten konkrete Personen beleidigen, diffamieren oder politisch inkorrekt sind", sagt der Stadtsprecher. Hakenkreuze würden beispielsweise sofort von einer Fachfirma übermalt, bei belanglosen Schmierereien gehe die Stadt vorerst nicht ans Werk. "Da würden wir gar nicht nachkommen. Zumal kaum ein Sprayer auf frischer Tat ertappt wird und haftbar gemacht werden kann", sagt Schröders.

Allerdings nutzt die Stadt die Möglichkeit zur Prävention, wann immer es geht. "Bei der Sanierung des Museum Abteiberg haben wir die neue Natursteinfassade mit einer speziellen Schutzschicht grundbehandelt. Von der lassen sich die Farben vergleichsweise einfach abwischen", sagt Schröders. Es sei jedoch zu teuer, alle Fassaden öffentlicher Gebäude und Gegenstände im Stadtgebiet mit dieser Imprägnierung zu versehen.

Auch sonst sieht die Verwaltung wenig Handlungsspielraum. Während in anderen Kommunen die Städte freie Fassaden als legale Spray-Flächen ausweisen, sehen die Gladbacher solche Projekte kritisch. "Wir gehen davon aus, dass für die Vandalen der Reiz vor allem im Verbotenen liegt. Diejenigen, die mutwillig fremdes Eigentum zerstören, werden sich kaum auf abgesteckte Wände reduzieren lassen", vermutet der Stadtsprecher.

(RP/ac)
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