Serie Denkanstoss Gott lässt sich finden

Mönchengladbach · "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", dieser Vers von Hermann Hesse aus seinem Gedicht "Stufen" beschreibt doch sehr genau unser Gefühl am Beginn eines neuen Jahres. Denn obwohl wir wissen, dass der Alltag bald uns wieder ergreifen wird, so spüren wir doch den besonderen Reiz dieser Tage. Es ist wie der Aufbruch in unbekanntes Terrain, und natürlich hoffen wir, dass auf unserem Weg durch 2018 das Wirklichkeit wird, was wir einander wünschen: "Ein glückliches Neues Jahr!" Dieses Glück suchen wir, und deshalb versuchen wir, es mit manchen Bräuchen und Zeichen in den Tagen der Jahreswende zu beschwören.

Auch in der Weihnachtgeschichte gibt es viele Suchende, allerdings sind sie keine Glückssucher. Josef und Maria suchen einen Ort für die Niederkunft; die Hirten suchen den vom Engel verkündeten Retter; Herodes sucht den neugeborenen König; die Weisen aus dem Morgenland, die wir morgen feiern, suchen den Stern und damit das Kind, das er bezeugt. Schaut man genau hin, so zeigen sich die Handlungsträger der Geschehnisse von Bethlehem, wenn auch aus unterschiedlichen Motivationen, letztlich als Gottsucher. Und die Weihnachtsgeschichte ruft uns zu: Gott lässt sich finden!

Das wäre doch eine andere und wirklich abenteuerliche Unternehmung für das vor uns liegende Jahr, die Suche nach Gott aufzunehmen. Allerdings müssen wir gleich den Protagonisten der Weihnachtsgeschichte mit offenem und bereitem Herzen losziehen. Dann brauchen wir nicht in die Ferne zu reisen, schon ein Spaziergang durch Gottes Schöpfung bei uns am Niederrhein kann uns für ihn die Augen öffnen. Denn die Welt ist voller Wunder! Das Wunderschöne entdeckt man im kleinsten Blütensternchen einer Blume wie im Wunderbaren des schier unendlichen Sternenzeltes; und alles ist wundersam miteinander verwoben und aufeinander bezogen.

Und dieses Kind in der Krippe ruft uns als Erwachsener zu, dass wir ihn im Nächsten entdecken können (Mt 25,40). Wo immer wir dem Bedürftigen zuwendend, helfend, stärkend, kurz liebevoll begegnen, da können wir das Christuskind entdecken. Das Gute schenkt man nie nur dem Mitmenschen, sondern gleichzeitig immer auch Gott. Das durften Maria und Josef, die Hirten und die Sterndeuter erkennen, und diese Erfahrung wartet auch auf uns.

Nicht zuletzt können wir Gott im Wort und in den Sakramenten finden, man sollte ihm nur die Chance dazu geben! Wer die Bibel nie aufschlägt, wer die Gotteshäuser meidet, der wird schwerlich ihn dort entdecken können. Wagen wir das Experiment, beginnen wir mit dem Lesen, besuchen wir unsere Kirchen. Allerdings dürfen wir wie die Hirten keine Mühen scheuen, und müssen wie die Sterndeuter auch einen längeren Weg einkalkulieren. Doch wenn wir nicht aufgeben, wird sich auch für uns die Weihnachtsbotschaft bestätigen: Gott lässt sich finden! Und ich bin fest überzeugt, dass dies das eigentliche, wahre Glück des Menschen ist. Letztlich gilt, wer sein Glück finden will, der muss Gott suchen! Ein gesegnetes, glückliches 2018!

KLAUS HURTZ IST PFARRER VON ST. MARIEN UND VOM TROSTRAUM ST. JOSEF GRABESKIRCHE

(RP)
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