Mönchengladbach Glaskuppel, Golfplatz und Gesundheitshotel fürs HQ

Mönchengladbach · Esoterisch oder visionär? Für insgesamt 90 Millionen Euro wollen zwei Mönchengladbacher das JHQ umbauen. Große Zweifel gibt es allerdings hinsichtlich der finanziellen Realisierbarkeit.

 Die Mönchengladbacher Gabriele Greiner und Wolfgang Ruske sind die Geschäftsführer des Unternehmens Chiron.

Die Mönchengladbacher Gabriele Greiner und Wolfgang Ruske sind die Geschäftsführer des Unternehmens Chiron.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Es ist das erste Konzept, das die kompletten 431 Hektar der bisherigen Joint Headquarters (JHQ) überplant: Wie berichtet, will das Unternehmen Chiron um die Mönchengladbacher Wolfgang Ruske und Gabriele Greiner dort ein generationsübergreifendes Inklusionsprojekt umsetzen. Zwei Drittel des JHQ sollen renaturiert, der Rest Bestandteil des "Chiron All Globe" werden.

Unter diesem Namen geplant ist nichts Geringeres als eine Synthese aus Fünf-Sterne-Hotel, vier Kindertagesstätten, Privatschule, Gesundheits- und Wellnesskomplex, Erlebnisgastronomie, Akademie für Wissen und Weisheit, Künstlerateliers, Skaterhalle und sogar einem 36-Loch-Golfplatz. Bestehende Kirchen sollen zu Meditationsorten, der zentrale Bau — eine Mischung aus Hotel, Spa, Rehazentrum und Restaurant — mit einer gigantischen Kuppel aus Glas und Holz überbaut werden. Der renaturierte Bereich firmiert unter dem Arbeitstitel "Garten Eden", die Lehrpläne der "Lebensschule" sollen "auf jeden Fall auf Grundlage der Lehrpläne des NRW-Schulministeriums" basieren, wie Gabriele Greiner betont.

90 Millionen Euro soll das alles kosten, die Hälfte davon für den Abriss bzw. die Sanierung bestehender Gebäude. Wo das Geld herkommen soll, ist offen. "Von einem oder mehreren Investoren oder Banken, später soll es abgelöst werden durch viele Kleinaktionäre, also die Allgemeinheit", sagt Ruske. "Wir geben dann Scheine aus." Es gebe freie wirtschaftliche Partner im Hintergrund, man führe Gespräche mit Banken und Firmen. Namentlich nennen Ruske und Greiner etwa den Hersteller homöopathischer Arzneien Alcea, die Helios-Kliniken sowie die Meerbuscher St.-Mauritius-Therapieklinik als Unterstützer.

Die einzelnen Teilbereiche sollen an Betreiber verpachtet werden, das Unternehmen Chiron, das im Wesentlichen aus Ruske und Greiner besteht, tritt als Projektentwickler auf, obwohl es vorher nichts annähernd Vergleichbares angepackt hat. Gewinne sollen in die Sirius-Stiftung fließen, deren Treuhänder der Sirius-Verein ist. Im Vorstand beider Organisationen: Ruske und Greiner. Die Stiftung soll zudem immer dann in die Bresche springen, wenn etwa der finanzielle Hintergrund interessierter Schüler oder Studenten es diesen nicht erlaubt, die Gebühren zu bezahlen.

Bei der gestrigen Vorstellung der Pläne wurde die Hoffnung geäußert, der bisherige Eigentümer des Geländes, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), könne das Gelände "vielleicht für einen symbolischen Preis" an die Stiftung verkaufen. Dies dürfte, legt man die Erfahrungen bisheriger Bima-Projekte in der Stadt zugrunde (Niederrheinkaserne, Engländerhäuser an der Lilienthalstraße) allerdings ein frommer Wunsch bleiben.

Ungereimtheiten wie diese sind es dann wohl auch, die bei Verwaltung und Politik Skepsis auslösen — auch wenn Greiner und Ruske gestern berichteten, nach einer Präsentation vor Bima, Stadtplanern und Politikern letzte Woche habe es "Applaus" und "keine kritischen Nachfragen" gegeben. Dazu gibt es allerdings auch andere Aussagen. Von den zwei anwesenden Politikern ging einer — der designierte CDU-Oberbürgermeisterkandidat Hans Wilhelm Reiners — vorzeitig. "Es handelt sich hier um eine Idee, bei der noch nicht erkennbar ist, dass es eine tragfähige finanzielle Grundlage gibt", sagt der Planungsexperte. Der andere, Helmut Schaper (Linke), hält das Projekt als eine der angedachten kleinen Inseln-Lösungen im HQ zwar für vorstellbar, "jedoch blieb die Frage der Finanzierung außen vor". Eine Vereinbarkeit mit anderen Ideen für das HQ — Windpark, Konzertbühne — schlossen Ruske und Greiner gestern allerdings bereits aus. Planungsrecht besteht außerdem sowieso noch nicht.

(RP)
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