Mönchengladbach Gladbacherin erforscht den Hörprozess

Mönchengladbach · Lena Schell-Majoor gehört zu den Preisträgerinnen des Programms "For Women in Science".

Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen, ist für Frauen fast immer ein Balanceakt. In Wissenschaft und Forschung aber in besonderem Maße. Um Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kind zu unterstützen und zu verhindern, dass hochqualifizierte Frauen entweder auf Kinder verzichten oder die Forschung an den Nagel hängen, gibt ein spezielles Förderprogramm. So renommierte Einrichtungen wie die Deutsche Unesco-Kommission, die Stiftung der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Vollhard und das Unternehmen L´Oreal Deutschland arbeiten dabei zusammen und suchen die Preisträgerinnen aus. In diesem Jahr gehört die gebürtige Mönchengladbacherin Lena Schell-Majoor dazu.

20.000 Euro bekommt die jeweilige Stipendiatin. Die Hälfte davon geht an die Forschungseinrichtung, bei der sie arbeitet, die andere Hälfte ist für Haushaltshilfe, Kinderbetreuung oder Fortbildung gedacht. Bei Lena Schell-Majoor wird das Geld für eine Haushaltshilfe verwendet. "Dann habe ich mehr Zeit für meine Tochter", sagt die Ingenieurin für Medientechnik, die gerade an ihrer Promotion arbeitet. Die Anforderungen des Familienlebens und der Forschung unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer ganz einfach. "Wenn ich mit Probanden arbeite, findet das eben nicht während der normalen Bürozeiten, sondern eher abends statt", stellt die Doktorandin fest. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Computermodells, das simulieren soll, wie Menschen Geräusche wahrnehmen. "Probanden haben in dieser Studie Geräusche in verschiedenen Dimensionen eingeordnet und bewertet", erklärt die Ingenieurin. Schrille Geräusche werden meist als unangenehm empfunden, tieffrequente gefallen besser, aber genauso entscheidend für das Gefallen ist zum Beispiel die Lautstärke des Geräuschs. Ein Geräusch kann noch so angenehm sein, wenn es zu laut ist, schlägt es die meisten Menschen in die Flucht. Die Ergebnisse der Studie sollen in ein Computermodell umgesetzt werden, so dass aufwendige Befragungen von Probanden in Zukunft entfallen können. Interessant ist Lena Schell-Majoors Forschung vor allem für die Industrie, die die Geräusche ihrer Produkte optimieren will. Ein Produkt wie ein Fön, ein Staubsauger oder auch ein Auto darf nicht zu laut, aber auch nicht zu leise sein. Das Geräusch soll dem Kunden gefallen. Wenn das Computermodell, an dem die Ingenieurin arbeitet, fertig gestellt sein wird, lässt sich die Qualität eines Geräuschs leicht testen. Wenn Föne in Zukunft also mehr summen als pfeifen und dröhnen, ist das vielleicht Lena Schell-Majoor zu verdanken.

Die gebürtige Mönchengladbacherin, die 2003 an der Bischöflichen Marienschule Abitur machte, arbeitet heute am Fraunhofer-Institut in Oldenburg. Ihr Arbeitgeber sei sehr familienfreundlich, lobt sie. "Es gibt mehrere Kollegen mit Kindern und auf die Bedürfnisse der Familien wird Rücksicht genommen", sagt Lena Schell-Majoor. Es gibt einen Eltern-Laptop, mit dem man zu Hause arbeiten kann, wenn das Kind krank ist, und ein Elternbüro mit einer Spielecke.

Mit den 10.000 Euro des Preisgeldes, das an die Einrichtung geht, sollen jetzt vor allem noch mehr Laptops angeschafft werden, um Eltern die Arbeit zu Hause zu ermöglichen. Denn natürlich kann man sich vom eigenen heimischen PC aus nicht einfach in das Netzwerk des Instituts einwählen. Dazu bedarf es eigener Geräte, die nun angeschafft werden können.

(arie)
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