Porträt Gladbacher als russischer Besatzer im Hotel Adlon

Mönchengladbach · Wolfgang Schlößer hat ein interessantes Hobby: Seit zwei Jahren dreht der 56-Jährige Filme. Mit oft prominenten Kollegen.

So edel ist das Hotel Adlon Kempinski in Berlin
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Es hat etwas von jener Doppelexistenz, die der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson in seiner Novelle "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" geschaffen hat: Mit dem Unterschied, dass Wolfgang Schlößer seine bürgerliche Existenz nicht außer Kraft setzen muss, wenn er sich auf sein inzwischen liebstes Hobby einlässt: "Ich arbeite nebenher als Komparse, also als Kleindarsteller bei Film und Fernsehen", erzählt der 56-jährige Mönchengladbacher. Seit September 2010 geschieht es bis zu dreimal im Monat, dass der gebürtige Hardterbroicher in die Maske muss und in unterschiedlichste Kostüme zu schlüpfen hat.

"Alles fing an, als ich damals an einem Casting in Hermges teilnahm. Tatsächlich wurde ich 2010 für die Produktion des Dokumentarspielfilms ,The Real American — Joe McCarthy' gewählt. Im Film hatte ich einen Diplomaten zu spielen, der einige Male als ,Wischer' im Hintergrund durch die Szene läuft", erzählt Schlößer. Ort: der Platz vor dem alten Gebäude des Versicherungskonzerns Gerling in Köln. Ein "Wischer", erläutert er, ist eine Funktion am Drehort, bei der Statisten routiniert-alltägliche Geschäftigkeit auf der Straße oder sonstwo im Hintergrund simulieren.

Einen Monat später gab es noch ein Extra für den langjährigen Mönchengladbacher Mitarbeiter der Firma SMS Meer. In "Die Vermissten" stieg Schlößer, der mit der Sängerin Annina Joly verheiratet ist, für die er das Künstlermanagement versieht, zum Kleindarsteller auf. "Das bedeutete, ich durfte ein paar Sätze sprechen", informiert der Freizeit-Schauspieler, der beruflich in einer Telefonzentrale zu tun hat. In dem Film "Die Vermissten" sei er "Sprecher einer Bürgerwehr" gewesen.

Geld verdienen als Komparse im Filmgeschäft? Schlößer winkt lächelnd ab. "Sie bekommen eine Tagesgage von deutlich unter 100 Euro, das ist es nicht, was mich am Filmgeschäft lockt", betont er. Was dann? "Mich fasziniert, wie im Film eine Traumwelt gebaut wird, von der ich ein kleiner Teil bin. Und man lernt Schauspieler kennen, kommt ihnen nahe, was anderen im Allgemeinen verwehrt bleibt." Begeistert schlägt er ein Foto-Album auf: Da steht er zusammen mit Jessica Schwarz, mit der er "Jesus liebt mich" gedreht hat. Auf dem nächsten lacht er mit Jasmin Schwiers, die er bei den Dreharbeiten zur ZDF-Krimiserie "Kommissar Stolberg" kennenlernte. Besonders stolz ist Schlößer auf die Begegnung mit der lebenden Filmlegende Mario Adorf. "Ich habe in dem Kammerspiel ,Die Libelle und das Nilpferd' mit diesem äußerst liebenswürdigen Menschen zusammengearbeitet", erzählt er.

Mit von der Partie ist Schlößer auch in dem erfolgreich gestarteten Film "Jesus liebt mich" und in dem derzeit laufenden ZDF-Dreiteiler "Hotel Adlon". "Hier hatte ich zwei Rollen zu spielen", berichtet Schlößer, "in einer Szene bin ich ein deutscher Gefangener, der in einem russischen Steinbruch arbeiten muss, in einer anderen Szene trage ich die Uniform eines russischen Soldaten. Ein ganz schön breites Spektrum".

"Drehzeit ist Lebenszeit", das hat Wolfgang Schlößer sich als Motto erkoren. Neben den Kontakten zu Künstlern freut ihn auch, dass er am Set "allein durch Zugucken eine Menge über das Making-of von Filmen lernen kann", hebt der Gladbacher hervor. Nicht immer freilich ist das einfach. "Im Winter mag ich Außendrehs nicht so besonders", gibt der Komparse zu. Aber wenn er angerufen wird, das weiß Schlößer schon jetzt, "werde ich doch wieder zusagen. Filmen ist halt ein richtiges Abenteuer!" Immerhin bisher 50-mal hat er ein solches in den vergangenen zwei Jahren schon genossen.

(RP)
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