Mönchengladbach Gladbach soll aufs Rad umsteigen

Mönchengladbach · Mönchengladbach eine fahrradfreundliche Stadt? Viele Kommunen schmücken sich damit, in Gladbach gibt es nicht einmal ein Radverkehrskonzept. Gutachter des Verkehrsentwicklungsplanes fordern ein Umdenken. 2025 wollen sie 20 Prozent der Bürger aufs Rad setzen.

 Gutachter des Verkehrsentwicklungsplanes fordern ein Umdenken. 2025 wollen sie 20 Prozent der Bürger aufs Rad setzen.

Gutachter des Verkehrsentwicklungsplanes fordern ein Umdenken. 2025 wollen sie 20 Prozent der Bürger aufs Rad setzen.

Foto: ddp, ddp

Tempo 40 in der Innenstadt, eine mögliche Verlängerung des Mittleren Rings, eine fehlende Umgehung für den Osten der Stadt: Diese Themen sorgen für politischen Zündstoff. Doch im Entwurf des Verkehrsentwicklungsplans, der in den kommenden Monaten Gladbachs Politiker beschäftigen wird, sind noch zahlreiche andere ungelöste Fragen und Probleme, die Planern und Entscheidern viel Kopfzerbrechen bereiten werden.

Das könnte 2025 sein

Ein Beispiel auf Seite 136: Da entwickeln die Gutachter Szenarien, wonach der Autoverkehr deutlich zurückgehen kann, wenn mehr Menschen in der Stadt mit Bus, Bahn und Rad fahren. Bis 2025, so eine Prognose, könnte der Autoverkehr sich von 59 (Analyse 2005) auf 50 Prozent verringern — 20 Prozent der Gladbacher sind dann auf dem Rad unterwegs, 15 Prozent greifen auf Bus und Bahn zurück, weitere 15 Prozent erledigen viel zu Fuß.

Doch das, und dies wird im Planwerk schnell deutlich, ist Wunschdenken. Denn schon die Ausgangslage zur Studie weist einige Unwägbarkeiten auf. So gingen die Gutachter beim Start davon aus, auch eine Verbesserung des Schienenverkehrs bis 2015 in die Wege zu leiten. November 2004 behandelte der Bau- und Planungsausschuss beispielsweise eine Verlängerung der S-Bahnlinie 8 über MG-Hauptbahnhof bis Wickrath und Odenkirchen. Ein Haltepunkt Hochschule wurde ebenso gefordert wie die Weiterführung der Regio-Bahn über den Flughafen bis zum Gladbacher Hauptbahnhof. Bis 2015 ist dies aber gar nicht umsetzbar.

Schlechte Werte

Da bleiben nur bessere Busverbindungen. Die Analyse der Verkehrsplaner weist 13 Linien aus, die ohne größere Umwege nicht zum Ziel führen. Die Gutachter gehen da von einem idealen Umwegfaktor von 1,0 aus, sind sogar bereit, Werte bis zum 1,6-fachen der Luftlinienentfernung zwischen Anfangs- und Endpunkt zu tolerieren. Aber: Bei 13 Linien liegen die Faktoren darüber, teilweise sogar bi 3,3; 3,5 und 4,7 — was bedeutet: Da sind deutliche Verbesserungen notwendig.

Ernüchternd ist das Urteil der Planer zum Radverkehrsnetz. An rund 44 Prozent der untersuchten Strecken entdeckten sie Radwege, von denen 43 Prozent nicht die richtige Größe haben. Es gibt erhebliche Lücken im Netz (Erzberger Straße, Bismarckstraße), die für Radler gefährlich sind. Auch Stararchitekt Sir Nicolas Grimshaw, der einen Masterplan für Mönchengladbach erarbeitet, hat das Fehlen eines plausiblen Radverkehrsnetzes vor kurzem noch beklagt.

Die Gutachter empfehlen, den Radverkehr gezielt zu fördern. Verkehrs- und Hauptverkehrsstraßen sollen Schutzstreifen bekommen. Und um Schwung in die Radwegeplanung zu bekommen, soll die Stadt einen "Radverkehrsbeauftragten" benennen und sich in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte anmelden. Eine Radstation am Gladbacher Hauptbahnhof nach Rheydter Vorbild ist ebenfalls vorgesehen.

(RP/rl)
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