Mönchengladbach Gladbach hofft auf Cybercrime-Akademie

Mönchengladbach · Die Landesregierung rückt IT-Sicherheit ins Zentrum. Dazu gehört die Fortbildung in einer Akademie für Polizei- und Verwaltungskräfte. Stadt, IHK und Hochschule machen sich dafür stark, Standort könnte das alte Polizeipräsidium sein.

 Das bisherige Polizeipräsidium an der Theodor-Heuss-Straße wird im Sommer frei und könnte zum Zentrum für IT-Sicherheit und Start-ups werden.

Das bisherige Polizeipräsidium an der Theodor-Heuss-Straße wird im Sommer frei und könnte zum Zentrum für IT-Sicherheit und Start-ups werden.

Foto: Ilgner

Digitalisierung ist das Top-Thema unserer Zeit, sie verändert die Forschung, aber auch "grundlegend Gesellschaft, Staat und Wirtschaft" - so steht es im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-gelben Landesregierung. Sie rückt deshalb IT-Sicherheit stärker in den Fokus. Die Hochschulen sollen dabei eine tragende Rolle spielen. So soll in NRW ein Studiengang Cyberkriminalität eingerichtet werden, aber auch eine Verzahnung mit der Praxis sei wichtig, "z.B. durch den ergänzenden Aufbau einer Cybercrime-Akademie für unsere Sicherheits- und Ermittlungskräfte, die mit den Hochschulen mit entsprechenden Studiengängen kooperieren sollen".

Eine hochkarätig besetzte Runde wirbt bei den zuständigen Ministerien für Mönchengladbach als Standort. Das Konzept sieht vor, dass auf einem Teil des bisherigen Polizeipräsidiums an der Theodor-Heuss-Straße die Cybercrime-Akademie eingerichtet wird. Das Areal wird frei, weil die Polizei in wenigen Monaten in einen Neubau in Neuwerk zieht. Das Grundstück, das im Besitz des landeseigenen BLB ist, wäre optimal, weil es in unmittelbarer Nähe zu der Hochschule Niederrhein liegt. Die ist bereits aktiv auf dem Gebiet, hat das Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit "Clavis" gegründet. Zudem arbeitet es mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zusammen, bietet IT-Sicherheitslotsen für Unternehmen an. Denn die sind immer stärker im Visier von Cyber-Kriminellen. Laut dem Digitalverband Bitcom entstehen pro Jahr 55 Milliarden Euro Schaden durch Hacker, Viren und Schad-Software.

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Hochschul-Präsident Prof. Hans-Hennig von Grünberg gehören neben Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners zu den treibenden Kräften des Mönchengladbacher Vorstoßes. Mit dabei ist auch Reinhard Mokros, Präsident der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW. Unterstützt werden sie von Gladbacher Politikern in Land und Bund. Die Idee ist, in einer solchen Akademie nicht nur Ermittler, sondern auch Verwaltungsmitarbeiter zu IT-Sicherheitskräften aus- und fortzubilden. "Nur wenn die Prozesse sicher und sensible Daten geschützt sind, finden digitale Anwendungen die notwendige Akzeptanz", betont IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Eine "Cybercrime-Akademie" würde auch für IT-Nachwuchs sorgen.

Der ist vor allem in Verwaltungen, auch kommunalen, nur schwer zu bekommen. Wer so ausgebildet ist, wechselt meist in die Privatwirtschaft. Dieser Aspekt ist für OB Reiners wichtig. Er sieht die Akademie als ein Schlüsselprojekt. Denn das alte Polizeipräsidium soll zu einem Wissenschafts- und Start-up-Campus werden. Das Konzept decke drei Interessenslagen ab: "Die Stadt will keinen dauerhaften Leerstand der bisherigen Polizeigebäude, die Hochschule will sich weiterentwickeln und die Wirtschaft benötigt Fachkräfte für das zunehmende Problem der Internetkriminalität." Das Projekt hätte Vorbildcharakter für ganz Deutschland, so Reiners.

Schriftlich wurde das Konzept den Ministern für Inneres, Digitales, Wissenschaft und Finanzen vorgestellt. Ein Sprecher von Innenminister Herbert Reul bestätigt, dass es "dazu ein unverbindliches Gespräch mit Interessenvertretern aus Mönchengladbach" gegeben hat. Allerdings stehe noch nicht fest, wie eine Akademie realisiert werde und welche Akteure sich einbringen könnten.

(dr)
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