Mönchengladbach Gladbach fehlen günstige Wohnungen

Mönchengladbach · Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt seit Jahren, gleichzeitig wird der Bedarf auch durch Flüchtlinge größer. Schätzungen zufolge fehlen 1000 bis 2000 Wohnungen. Dabei werden nicht einmal alle Fördermittel abgerufen.

 Günstiger Wohnraum gesucht: In Gladbach wächst der Bedarf in den kommenden Jahren.

Günstiger Wohnraum gesucht: In Gladbach wächst der Bedarf in den kommenden Jahren.

Foto: Christine Zeides

Günstige Wohnungen werden in Mönchengladbach immer begehrter. Grund ist einerseits, dass der Bestand an Sozialwohnungen seit Jahren rapide sinkt. Und andererseits wird der Bedarf in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen, wie mehrere Untersuchungen nahelegen. Das NRW-Bauministerium erwartet für Mönchengladbach im ungünstigsten Fall einen zusätzlichen Bedarf von 2000 bis 4000 Wohnungen durch die Zuwanderung von Flüchtlingen. Zieht man davon den (eventuell zu sanierenden) Leerstand ab, bleibe immer noch ein Bedarf von 1000 bis 2000 Wohnungen, wie das Bauministerium und die NRW-Bank für Mönchengladbach berechnet haben.

Auch das Pestel-Institut kam im vergangenen Jahr auf einen zusätzlichen Bedarf von 1240 Wohnungen bedingt durch zuziehende Asylbewerber. Der Gesamtbedarf liege demnach sogar bei rund 2190 Wohnungen im Jahr. "Im Moment sind Prognosen sehr schwierig", sagt Sylvia Kahlert, Experten der Stadt für den Wohnungsmarkt. "Bisher hatten wir qualitativen Bedarf, aber jetzt dürfte auch verstärkt quantitativer Bedarf hinzukommen." Das bedeutet: Nicht mehr nur bessere und größere Wohnungen, sondern vor allem mehr Wohnfläche wird benötigt.

Nur ist das Interesse von Investoren, sozialen Wohnraum zu bauen, bereits seit langer Zeit nicht besonders groß. Der Bestand an Sozialwohnungen sinkt seit Jahren. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 gab es in der Stadt 8231 Mietwohnungen, die mit öffentlichen Fördermitteln gebaut wurden und deshalb preisgebunden waren. Gegenüber 2010 ist das ein Rückgang um gut neun Prozent. Nur noch sechs Prozent der Wohnungen in der Stadt sind Sozialwohnungen. 2010 waren es fast zehn Prozent. Wer also einen Wohnberechtigungsschein hat, um in eine geförderte Wohnung zu ziehen, hat damit noch lange nicht die Garantie. Das Pestel-Institut kalkuliert mit 37.640 Haushalten, die einen solchen Schein bekommen könnten.

Diese Entwicklung wird sich kurzfristig auch nicht ändern. Denn Investoren rufen nicht einmal mehr den bewilligten Höchstbetrag an Fördermitteln ab. Von den bereitgestellten Wohnungsbaumitteln für 2015 in Höhe von 6,6 Millionen Euro wurden Bauvorhaben mit einer Fördersumme von insgesamt 5,3 Millionen Euro bewilligt. 2014 waren es sogar nur 2,6 Millionen Euro. Die freien Budgetmittel bleiben beim Land. "Wir haben seit Jahren Probleme im sozialen Wohnungsbau", sagt Michael Poos, Leiter des Fachbereichs Soziales und Wohnen. "Investoren holen sich aufgrund des Zinsniveaus lieber Kapital billiger auf dem freien Markt, als Fördermittel abzurufen und dafür eine Mietpreisbindung einzugehen."

Für das Förderjahr 2015 wurden auf diese Weise nur 104 neue Sozialwohnungen beantragt, wesentlich mehr nämlich rund 200 bis 300 Wohnungen im Jahr, fallen aus dem geförderten Markt. Die sind zwar nicht weg, aber der Eigentümer könnte an der Preisschraube drehen, wenn es denn die Wohnung hergibt. Oder eben der Wohnungsmarkt. Und der gerät derzeit unter Druck. Laut Poos ist die Situation am Wohnungsmarkt zwar noch relativ entspannt. "Aber es wird Wohnraum entstehen müssen", sagt Poos. "Wir haben Bedarf an größeren Wohnungen und an Kleinstwohnungen für Familien."

(RP)
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