Mönchengladbach Gibt Vermieter den Römerbrunnen auf?
Mönchengladbach · Der Streit um die Lage am Römerbrunnen geht weiter. Die Mieter fühlen sich im Stich gelassen. Bei der Hausverwaltung erreichen sie niemanden, Anrufe gehen ins Leere.
Seit Wochen ist die Hausverwaltung nicht mehr besetzt. Beziehungsweise: Die Mitarbeiter des Büros lassen ratsuchende Mieter vor der verschlossenen Tür stehen. Die regelmäßigen Sprechstunden für die vielen Bewohner des Römerbrunnens haben ebenso lange nicht stattgefunden. Die Telefonnummern, die die Eigentümerin der Hochhäuser an der Giesenkirchener Straße für Mietangelegenheiten, Sozialfälle und Beschwerden angibt, sind wenig hilfreich. Zuerst meldet sich der Anrufbeantworter, dann — nach einer geraumen Wartezeit — eine Stimme, die darum bittet, es später noch einmal zu versuchen.
"Wir gehen davon aus, dass die Grand City Property uns den Rücken gekehrt hat", sagt Valentina Frank, die mit ihrem Mann Wjaceslav und zwei Kindern Maria und Roman seit 1994 in der Siedlung, heute im Hochhaus Nummer 12, lebt. Das Gerücht geht um, dass es schon einen neuen Vermieter gibt.
Das streitet das Berliner Unternehmen Grand City Property, das in 23 Städten in Deutschland Wohnungen verwaltet, ab. Der Diplomingenieur und Mitarbeiter des Unternehmens, Michael Schill, sagt auf Nachfrage der RP: "Wir haben das Objekt nicht veräußert, es ist nach wie vor in unserem Bestand."
Die Nichterreichbarkeit der Verwaltung erklärt er mit einem "technischen Restrukturierungsproblem". Die Telefonnummer mit Rheydter Vorwahl, die schon immer für alle Angelegenheiten der Mieter geschaltet war, soll häufiger erreichbar sein. Bisher habe der Ansprechpartner, Hausverwalter Viktor Tuller, nur montags und freitags von 9 bis 12 Uhr und dienstags von 14 bis 16 Uhr an diesem Apparat gesessen. "In Zukunft werden die Mieter ihn werktags von 9 bis 16 Uhr antreffen", sagt Schill. Viktor Tuller sei allerdings erkrankt. Seit wann? Wie lange noch? Und wer vertritt ihn? Herr Schill hat darauf keine Antworten.
2009 hat Grand City Property die Hochhaussiedlung übernommen. Außenanlagen und Spielplätze wurden damals in Windeseile aufgepeppt, das Haus Nummer 29 direkt an der Giesenkirchener Straße wärmegedämmt und in Ochsenblutrot getaucht. Die alten Aluminiumfenster blieben allerdings drin. Danach passierte nicht mehr allzu viel. Bis Ende des vergangenen Jahres die Fensterbauer anrückten, um im Haus Nummer 12 tätig zu werden. Wegen Nichteinhaltung der Absprachen, so hieß es damals, waren die Arbeiter schnell wieder verschwunden. Die Mieter saßen in eiskalten Wohnungen.
Zu dieser Zeit wandte sich Valentina Frank an die RP. Nach diversen Veröffentlichungen wurden die Arbeiten am Haus wieder aufgenommen. Aber nicht zu Ende geführt. "Nachdem die Fenster eingesetzt worden waren, mussten wir unsere Räume renovieren", sagt Valentina Frank. Jetzt, wenige Wochen später, schimmeln die Außenwände der Wohnung. Grund: Die versprochene Fassadendämmung wurde nur an einer "Musterwohnung" in der fünften Etage angebracht. Dann geschah nichts mehr.
Bezirksvorsteher Karl Sasserath ist sauer: "Die Nebenkosten sind in der Hochhaussiedlung inzwischen höher als die Kaltmiete." Das sei kein Wunder. Die Bausubstanz sei komplett marode und energetisch keineswegs zeitgemäß. Und für die Mieter werde rein gar nichts getan. Er hat ausgerechtet: Der Mieter zahlt für eine 75-Quadratmeter-Wohnung 383,25 Euro Kaltmiete monatlich. Wenn man davon ausgeht, dass 400 Wohneinheiten von den etwa 750 belegt sind, hat der Eigentümer im Monat 153 300 Euro Mieteinnahmen, das sind 1 839 600 Euro im Jahr. "Die Kosten der Unterkunft trägt in den meisten Fällen die Stadt — also der Steuerzahler." Das gleiche gelte für die exorbitant hohen Nebenkosten.
Die Stadt hat in Berlin nachgefragt. "Grand City Property hat uns versichert, dass sich am Römerbrunnen nichts geändert habe", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. "Aber wir bleiben dran."
