Mönchengladbach Gewalt: An 80 Prozent der Schulen wird schikaniert und beleidigt

Mönchengladbach · Die Rotarier starten das aktuell größte Anti-Gewalt-Projekt in der Stadt – "Boxenstopp". 237 Schulklassen an 22 Grundschulen machen mit. Die Kinder sollen auch Wortstärke lernen.

 Das Rotary-Sozialprojekt "Boxenstopp" wurde im Bethesda-Krankenhaus vorgestellt.

Das Rotary-Sozialprojekt "Boxenstopp" wurde im Bethesda-Krankenhaus vorgestellt.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die Rotarier starten das aktuell größte Anti-Gewalt-Projekt in der Stadt — "Boxenstopp". 237 Schulklassen an 22 Grundschulen machen mit. Die Kinder sollen auch Wortstärke lernen.

Treten, schubsen, beleidigen — physische und psychische Gewalt gibt es auch an Grundschulen. Dass dies auch in der Stadt so ist und sogar häufig vorkommt, erfuhr der Rotary Club Mönchengladbach bei seiner Umfrage.

"Wir haben 15 Fragen an alle Grundschulen geschickt, und hatten eine Rücklaufquote von 60 Prozent", sagt Club-Präsident Johannes Grossmann. Das Ergebnis: An 90 Prozent aller Schulen kommen körperliche Schikanen, Beleidigungen und Erniedrigungen vor. "40 Prozent der Schulen meldeten sogar, dass es häufig bis sehr häufig Fälle von Brutalität gibt", berichtet Grossmann.

Die Umfrageergebnisse haben die Rotarier in ihrem Vorhaben bestärkt: Sie starten in der Stadt das aktuell größte Anti-Gewalt-Projekt "Boxenstopp". Mit insgesamt mehr als 200 000 Euro soll die Aktion, an der 6050 Grundschüler, 237 Schulklassen, über 12 000 Eltern und etwa 860 Lehrer und Betreuer teilnehmen, über zwei Jahre finanziert werden. Umgesetzt wird das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Schulamt initiiert wurde, durch die professionelle Organisation "Gewaltfrei lernen".

Und wie sieht das Anti-Gewalttraining aus? Vermittelt werden sollen Selbstbehauptung und körperlich geschickte Reaktionen für die häufigsten Konflikte mit Gleichartigen. Wie Sibylle Wanders von "Gewaltfrei lernen" sagt, gibt es Basics für alle, aber auch individuelle Strategien und Beratungen.

"In der einen Klasse wird mehr geschubst, in der anderen vielleicht mehr gemobbt", so die Sportlehrerin und Selbstverteidigungstrainerin. "Wir reden mit Schülern und Lehrern über die Probleme in der Klasse und entwickeln feste Strategien zur Verbesserung der Situation." Auch Eltern sollen in die Arbeit mit eingebunden werden. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zu Elternabenden zum Thema Gewalt mehr Teilnehmer kommen als zu Ernährungsthemen", sagt Sibylle Wanders, die schon an vielen Schulen Anti-Gewalt-Projekte gestartet hat. "95 Prozent der Schulen wollen uns wieder haben", sagt sie.

Für sie ist das ein Zeichen dafür, dass die vermittelten Handlungsmuster und Strategien gegen Gewalt erfolgreich sind. Auch in Mönchengladbach erhofft man sich eine große Wirksamkeit des Projektes. "Es ist nicht so, dass an allen Schulen nur prügelnde Kinder herumlaufen", sagt Schulamtsdirektorin Ursula Schreurs-Dewies, "aber der Anteil der Kinder mit erhöhter Gewaltbereitschaft und mit Verhaltensauffälligkeiten wächst. Und es ist auch eine vermehrte Rücksichtslosigkeit zu merken." Der Rotary Club Mönchengladbach will mit seinem Projekt dagegensteuern und setzt bewusst bei Kindern an.

(RP)
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