Mönchengladbach GEW kritisiert Ausweitung des Gemeinsamen Lernens

Mönchengladbach · Weil es viel zu wenig Sonderpädagogen gibt, sei eine ausreichende und qualifizierte Förderung nicht möglich.

Im Schulausschuss soll heute beraten werden, ob an weiteren drei Grundschulen das "Gemeinsame Lernen" eingeführt wird. Doch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Mönchengladbach warnt: Eine Umsetzung von Inklusion könne auch in Mönchengladbach nur gelingen, wenn ausreichend Personal, Expertenwissen und Zeit zur Verfügung stehen. Das sei aber nicht so. GEW-Vorsitzende Ruth Reinartz verweist auf den Mangel an geschulten Pädagogen: "Weil es viel zu wenige Sonderpädagogen gibt, müssen manche Lehrer an mehreren Schulen tätig sein. Das macht eine kontinuierliche Förderung schwierig und trägt sicher auch nicht zu einer höheren Arbeitszufriedenheit bei."

Eine notwendige Erhöhung des Personalanteils an Sonderschullehrern sei nicht in ausreichendem Maß vorgesehen und könne auch nicht erfolgen, weil viel zu wenig Sonderpädagogen ausgebildet worden seien und damit auch nicht zur Verfügung stehen. Seit Jahren werde auch in Gladbach versucht, der Umsetzung der EU-Behindertenrechtskonvention Rechnung zu tragen. Das Gemeinsame Lernen für Schüler mit und ohne Behinderung sei in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden. "Mittlerweile ist das Angebot an Schulen, die auch die sonderpädagogische Unterstützung anbieten, nahezu flächendeckend. Das bestehende Angebot zum Schulbesuch an Förderschulen wurde zeitgleich teils durch Schließung, teils durch Zusammenfassung zu zwei Förderzentren in der Stadt stark reduziert", sagt Reinartz. Das habe dazu geführt, dass Eltern heute kaum noch Wahlmöglichkeiten für den Förderort ihrer Kinder haben. Speziell für Kinder mit Schwierigkeiten in den Entwicklungsbereichen "Lernen", "Emotionale und soziale Entwicklung" und "Sprache" gebe es kaum noch Gelegenheit, eine Förderschule mit entsprechend sonderpädagogisch qualifiziertem Personal zu besuchen. Reinartz: "Die designierte Landesregierung hat vor als auch kurz nach der Wahl erklärt, weitere Schließungen von Förderschulen verhindern zu wollen, um die Qualität der sonderpädagogischen Förderung zu erhalten. Dem entgegen löst die aktuelle Beratungsvorlage des Schulausschusses bei vielen Lehrern, Eltern und der GEW Mönchengladbach doch Verwunderung aus."

Viele Schulen und Pädagogen hätten sich in den vergangenen Jahren der Herausforderung der Inklusion engagiert gestellt. Allmählich kippe aber die Stimmung in den Schulen, "weil Schüler, Eltern und Lehrer jeden Tag deutlich spüren, dass Inklusion so nicht gelingen kann", sagt Reinartz. Daher fordere ihre Gewerkschaft: "Kein weiterer Ausbau der Inklusion!"

(gap)
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