Mönchengladbach Gesundheitssport als Überlebenschance

Mönchengladbach · Der Sport verändert sich - das stellt die Vereine der Stadt vor neue Herausforderungen. Sie müssen sich breiter aufstellen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Eine Option: Angebote im Präventions- und Rehabilitationsbereich.

 Rennen, schlagen, rennen, schlagen: "Tischtennisrundlauf" ist gut für das Herz-Kreislauf-System. Die DJK Rheydt bietet dieses "gesundheitsorientierte Ausdauertraining" seit 20 Jahren an.

Rennen, schlagen, rennen, schlagen: "Tischtennisrundlauf" ist gut für das Herz-Kreislauf-System. Die DJK Rheydt bietet dieses "gesundheitsorientierte Ausdauertraining" seit 20 Jahren an.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Früher in der Schule ging das so: Wenn es zur Pause klingelte, ging es mit dem Mathebuch (wahlweise) in der Hand runter auf den Schulhof zur Tischtennisplatte. "Rundlauf" hieß der Pausenfüller. Dabei rennen die Spieler um die Platte und schlagen nach der Reihe - wer einen Fehler macht, ist raus. Diese Variante des Tischtennis hat die DJK Rheydt zum Gesundheitssport gemacht.

Der "Rundlauf" ist Kernstück des Ausdauerprogramms, das das Herzkreislaufsystem verbessert. Seit 20 Jahren bietet die DJK, die abgesehen von einer Hobby-Volleyball-Gruppe nur Tischtennis im Programm hat, dieses Präventivprogramm in Kursen an, deren Gebühren zu 80 Prozent von den meisten gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.

Geleitet wird das Projekt von Norbert Weyers, der ein eigens für den Präventivsport lizenzierter Trainer ist. Die DJK, ein Verein mit 150 Mitgliedern, ist damit gut aufgestellt für die Zukunft. "Mit solchen Angeboten kann man sich absetzen von anderen Vereinen und vielleicht neue Mitglieder gewinnen", sagt Susanne Püllen, Referentin für Gesundheitssport beim Stadtsportbund (SSB).

Das Thema Präventions- und Gesundheitssport ist ein großes beim Stadtsportbund, es gibt viele Aus- und Fortbildungen in diesem Bereich. Bei einem Informationstag am 28. November in der Sporthalle an der Waisenhausstraße werden von 18 bis 21 Uhr die Kursangebote der Vereine, die in dem Bereich unterwegs sind, vorgestellt. "Der Freizeit- und Breitensport sowie Prävention und Rehabilitation haben an Bedeutung gewonnen. Gerade Einspartenvereine, die sich nur auf Leistungssport konzentrieren, werden in Zukunft Probleme kriegen", sagt SSB-Präsident Bert Gerkens.

210 Vereine gehören dem Stadtsportbund Mönchengladbach an, die Hälfte hat 100 Mitglieder oder weniger. Die Demografie, das veränderte Sportverhalten der Menschen, aber auch die längeren Schulzeiten lassen die Zahl der Vereinsmitglieder sinken. Das hat schon jetzt Konsequenzen. Zuletzt löste sich der SV Dohr auf, der Gladbacher HTC und der Rheydter Spielverein Hockey und Tennis arbeiten an einer Fusion, um ihre Ressourcen zu bündeln. "Die Vereine müssen sich bewegen", mahnt Gerkens.

Es gibt viele Ansätze für die Klubs, sich zukunftsfähig zu machen. Der Gesundheitssport kann eine Überlebenschance für Vereine sein. Der Landessportbund (LSB) fordert indes eine hohe Qualifikation der Trainer, die solche Kurse leiten. "Da geht es nicht nur um Trainingsinhalte, das ist schon ein kleines Sportstudium", sagt Weyers. Die Angebote werden mit einem Qualitätssiegel ausgestattet. "Alle zwei Jahre müssen die Zertifikate erneuert werden", sagt Norbert Weyers, der selbst ein Zertifizierer ist.

Allerdings hat er festgestellt, dass es kein Selbstläufer ist, sondern harte (Überzeugungs-)Arbeit. "Unsere Angebote werden nur mäßig angenommen. Bis man die Leute vom Sofa in die Halle geholt hat, dauert es". Aber: "Wer einmal dabei ist, der bleibt dabei, wenn er erst mal den inneren Schweinehund überwunden hat." Der innere Schweinehund ist dann auch die Symbolfigur der Landessportbund-Initiative "Bewegt gesund bleiben in NRW", die von der BKK vor Ort unterstützt wird.

Der Stadtsportbund bewirbt die Initiative offensiv, um für das Thema zu sensibilisieren. Es gibt große Werbeplakate in der Stadt und eine Broschüre, die bei Ärzten, in Apotheken und Ämtern ausliegt. In der Broschüre findet sich unter anderem ein "Rezept für Bewegung", das Ärzte ausfüllen können, um den Patienten das richtige Training zuzuweisen.

Der SSB wirbt bei seinen Mitgliedsvereinen dafür, Gesundheitssport anzubieten und auch mit Schulen zu kooperieren. Bis dato haben zwölf der 210 Klubs zertifizierte Angebote, sieben haben das LSB-Siegel "Pro Gesundheit" erworben. Da ist noch deutliches Potenzial nach oben. "Wir Vereine müssen umdenken in dieser für uns schwierigen Entwicklungsphase", weiß Norbert Weyers. Größeren Klubs, die vielleicht sogar hauptamtliche Vereinsmitarbeiter haben, fällt es leichter, die Anforderungen zu erfüllen. "Kleine Vereine können Probleme haben, das umzusetzen. Wir sind aber offen für Gespräche, auch wenn das Geld fehlt", sagt Susanne Püllen.

Wer die Gesundheitssport-Kurse bucht, muss kein Vereinsmitglied sein und es nicht automatisch werden. "Aber er lernt den Klub kennen und vielleicht schätzen. Der Gesundheitssport ist eine Chance für die Vereine", sagt SSB-Vizepräsident Wolfgang Rombey. "Nicht jammern, machen", sagt Weyers. Seine DJK Rheydt lebt das. Der Verein ist derzeit dabei, eine neue Boule-Abteilung zu installieren.

(RP)
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