Mönchengladbach Gericht spricht kranken Ladendieb frei
Mönchengladbach · Dreimal wurde der Angeklagte von Ladendetektiven in Mönchengladbach beobachtet, als er gestohlene Süßigkeiten in ebenso gestohlenen Koffern seelenruhig durch die Kasse aus den Geschäften transportierte, ohne die Ware bezahlt zu haben. Gestern wurde der als aggressiv geltende 51-Jährige, an Händen und Füßen gefesselt, von Wachtmeistern aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal gebracht. Er musste sich vor Gericht wegen der Ladendiebstähle verantworten. Doch der Obdachlose protestierte laut. Er wisse gar nicht, warum ihn die Detektive angehalten hätten.
"Habe keine Schraube locker"
"Ich hab doch keine Schraube locker. Ihr wollt mich nur in den Knast bringen", beschwerte sich der Mann. Doch die Detektive und die Verkäuferinnen belasteten den 51-Jährigen in ihren Aussagen eindeutig. Außerdem war der Ladendieb auf den Videos der Überwachungskameras deutlich zu erkennen. In einem Fall wurde er dabei beobachtet, wie er in einem Modegeschäft an der Hindenburgstraße mehrere Packungen Pralinen und Kekse in einem Koffer verstaute und dann das Geschäft verließ.
Danach kam er in das Geschäft zurück und holte seinen alten, mit einem Schal zugebundenen Koffer. Die Detektive verständigten daraufhin die Polizei. Bald war klar, dass der Dieb den neuen Koffer und die Süßigkeiten im gegenüberliegenden Kaufhaus vorher gestohlen hatte. Auch in einem Mönchengladbacher Supermarkt benutzte der Mann einen kleinen Reisekoffer als Transportmittel für gestohlene Lebensmittel.
Der Angeklagte leide an einer schweren Psychose und an sozialer Entwurzelung, so die Antwort eines psychiatrischen Sachverständigen auf den ungewöhnlichen Fall. Der 51-Jährige sei nicht mehr geschäftsfähig und auch nicht therapierbar. Der Ladendieb zeige keinerlei Einsicht und sei nicht verantwortlich zu machen. "Sie können gehen", sagte die Richterin und sprach den schuldunfähigen Angeklagten frei. Für die erlittene Untersuchungshaft bekommt er Entschädigung.
