Mönchengladbach Gentest: Gladbacher wehrt sich

Mönchengladbach · Nach einem Massen-Gentest im Mordfall einer Elfjährigen haben sich zwölf Männer geweigert, eine Speichelprobe abzugeben. Die sollen nun per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen werden. Doch ein Gladbacher bleibt hartnäckig.

Die Hoffnung, den Mörder der elfjährigen Claudia Ruf überführen zu können, ist auch 14 Jahre nach der grausamen Tat noch nicht erloschen. Der Fortschritt der Wissenschaft machte es möglich, dass in dem fast anderthalb Jahrzehnte zurückliegenden Kriminalfall doch noch wichtige DNA-Spuren gesichert werden konnten.

Landgericht entscheidet

Im Frühjahr hatte eine Sonderkommission den Fall neu aufgerollt und 348 Männer, die bereits wegen Sexual- oder Tötungsdelikten aufgefallen waren oder aus anderen Gründen für die Tat infrage kamen, zum Reihen-Gentest gebeten. 336 Männer ließen sich freiwillig eine Speichelprobe entnehmen, zwölf lehnten ab. Das ist zunächst einmal ihr gutes Recht. Staatsanwalt Peter Aldenhoff wollte den Fall dennoch weiter verfolgen. Er ließ prüfen, ob in diesem Fall ein Zwangs-Gentest angeordnet werden könne. Denn noch besteht die Möglichkeit, dass sich Claudias Mörder unter den zwölf Verweigerern befindet.

Bei den 336 freiwillig abgegebenen Speichelproben fanden sich laut Aldenhoff keine Übereinstimmung. Das heißt: Alle bisher Getesteten sind in diesem Fall definitiv unschuldig.

Mittlerweile hat das Amtsgericht entschieden, dass auch die zwölf verbliebenen Männer eine Probe abgeben sollen. Eine zwangsweise Abnahme einer Speichel- oder Blutprobe wurde angeordnet. Trotzdem: Mindestens einer bleibt hartnäckig. Ein Mönchengladbacher soll Beschwerde gegen den Zwangstest eingelegt haben. Hat er die Elfjährige getötet? "Nur weil jemand eine Speichelprobe ablehnt, ist er noch lange kein Beschuldigter", sagt der Oberstaatsanwalt. Das Landgericht müsse nun prüfen, was stärker wiegt: der Test als unzulässiger Eingriff in die Persönlichkeitsrechte oder als notwendiges Instrument zur Klärung des Mordfalls.

Am 11. Mai 1996, einem Samstagnachmittag, war die elfjährige Claudia Ruf auf einem Feldweg bei Grevenbroich-Hemmerden unterwegs. Sie war mit dem Hund eines Nachbarn spazieren. Als der Hund alleine zurückkehrte, verständigten die Eltern die Polizei. Doch vom Mädchen fehlte jede Spur. Erst zwei Tage später entdeckten Spaziergänger die Leiche an einem Waldweg bei Euskirchen. Der Täter hatte sich an dem Mädchen vergangen und anschließend versucht, die Tote zu verbrennen.

Wann und ob die noch ausstehenden DNA-Proben getestet sind, ist noch ungewiss. Theoretisch könnte bereits in einem Monat ein Ergebnis vorliegen, sagt Aldenhoff. Aber das sei eben, wie gesagt, noch reine Theorie.

(RP)
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